Spielzeit:
123 Minuten
Der Verlust eines geliebten Menschen durch Krankheit ist eine Lebenserfahrung, die man nie vergisst, und niemanden wünscht. Die Entwickler von "That Dragon, Cancer" erzählen die ganz persönliche Geschichte ihres Sohnes Joel, dessen vier Jahre andauernden Kampfes gegen Krebs und letztlich seinen viel zu frühen Tods. Gerade die erste Hälfte des Spiels vermittelt die Verzweiflung der Eltern im Angesicht des nicht endenden Leids mit einer Wucht, die zu Tränen rührt und emotional zu tiefst bewegt. Die Hoffnungs- und Hilflosigkeit wird greifbar, schnürrt die Kehle ein, und zumindest ich musste sehr oft an eigene an Krebs verstorbene Verwande denken.
Während die Entwickler mich anfangs voll mitnehmen konnten, verloren sie mich leider aber dann in der zweiten Hälfte, wenn sie von ihrer religösen Krise sprechen, von ihren Zweifeln an Gottes Gerechtkeit und Liebe, der Suche nach Antworten, um letztlich zu ihm und Trost im Glauben finden. Die christliche Thematik erreicht mich als nicht religiösen Menschen nicht, sie wirkt auf mich hohl und unlogisch. Die emotionale Nähe, die zwischen mir und ihnen zu Beginn aufgebaut wurde, verfliegt, es fühlt sich plötzlich sehr kitschig an, so sehr ich gegen diesen Eindruck auch ankämpfte.
Bei einem solchen Titel mit einer zutiefst initimen Hintergrundgeschichte die technischen Aspekte zu beleuchten, wirkt banal und kalt, aber zumindest muss erwähnt werden, dass es kein Spiel und keine interaktive Gesichte ist, sondern mehr eine sehr geradlinige Erzählung, die visuell genau den richtigen Nerv trifft. Leider wird gerade gegen Ende wegen fehlender visueller Hinweise die Suche nach dem nächsten Wegpunkt frustrierend, und zumindest bei mir luden mehrfach Skripte nicht, weswegen ich eine Szene dreimal durchspielen musste.
Ich habe mir mit dem abschließenden Gesamturteil sehr schwer getan, denn die Geschichte von Joel ist einzigartig, das gesamte Projekt bewunderswert und gerade in die ersten Spielhälfte eine echte Erfahrung. Ich wollte das Gesamtwerk wirklich lieben, aber der Abschluss funktioniert für mich einfach nicht und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Und auch wenn es hart klingt, der Preis ist für knappe zwei Stunden stark unterscheidlichen Inhalts, wenn nicht gerade ein Sale stattfindet, ebenfalls zu hoch.
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