Spielzeit:
1072 Minuten
"Undurchsichtig, undurchsichtig...
Also mein derzeitiger Fall, meine ich.
Wissen Sie, ich hab diesen Loath Nolder noch nie zu Gesicht bekommen, aber irgendwas an dem Kerl stimmt hinten und vorne nicht.
Ich müsste mal in meinen Akten nachschauen, aber ich kann einfach nicht!
Nicht weil ich ein fauler Cop wäre oder weil ich derzeit Besseres zu tun hätte..
... nein, nein!
Nur meine Brille ist mir vorhin in ne Schlammpfütze gefallen und jetzt ist vor meinen Augen alles nur noch ne matsche-braune Pampe, son Mist aber auch!
Was sagen Sie?
Brillenputztücher?
Haha, Sie Witzbold!
Brillen-Putz-Tag ist erst übernächste Woche und da halt ich mich immer felsenfest dran.
Ich muss irgendwie so zurecht kommen, nur wie?
Na egal, Hauptsache ich ermittle schon einmal mit Feuereifer drauf los.
Ist ja nicht so schlimm, wenn der Fall so undurchsichtig ist, meine Brille ists ja ebenfalls und außerdem muss ich ja nur siebenunddreißigtausend Akten, Notizzettel und kryptische Briefbotschaften durchlesen...
... oh oh..."
...
Tja, lieber Leser, dann setzt Dir schonmal nen hundert Liter Fass Kaffee auf, das wird nen langer Lese-Abend.
Und so pechschwarz und unergründlich wie der Boden Deiner Kaffeetasse ist auch dieses Spiel, denn wie Du siehst... siehst Du nix!
Die Screenshots im Shop sind übrigens stark geschönt und der Gamma Regler wurde wohl auf Anschlag gedreht, sodass man wenigstens irgendwas erkennen kann.
In Wirklichkeit ist dieses gesamte Game eine düstere Melange aus verschiedensten Braun, Grau und Schlamm-Tönen und das beinahe ohne jede Beleuchtung und durch zentimeterdickes Milchglas betrachtet.
Schön schaurig wird es dadurch zwar, doch eben auch höchst verwirrend und damit kommen wir auch schon bei der Kernkompetenz der Entwickler an:
VERWIRRUNG!
Und das gleich auf mehreren Ebenen.
Zum einen gehts nach nem kurzen Render Intro sofort ab ins Geschehen und wir checken absolut nichts!
Dann lesen wir unheimlich viele Notizen und kapieren noch weniger als zuvor, nur um danach ewig und nen Tach durch die Weltgeschichte zu gondeln und am Ende wirklich absolut überhaupt nichts mehr zu begreifen.
Und dann ist das Spiel mitten in der Story zuende und kriegt nen ganz komischen Twist, der nie und nimmer so vorgesehen sein kann, sondern wahrscheinlich einer temporalen oder monetären Notwendigkeit geschuldet mal flott ran geklatscht wurde, um dem Ganzen noch irgendwie zu nem halbwegs würdigen Finale zu verhelfen...
... was wirklich null gelingt.
Na?
Also wenn das nicht verlockend klingt, dann weiß ich ja auch nicht..
Wieso empfehle ich Dir derartigen Humbug aber dann?
Weil das hier eine toll inszenierte Geschichte mit einer Wahnsinns-Atmosphäre ist!
Es ist nur eben ein grässlich verkorkstes, wirklich unheimlich und auf allen Ebenen verunglücktes Spiel.
Tja, nun biste restlos überzeugt, könnt ich mir denken.
Aber falls Du noch stahlhart drauf beharrst, nur gute Spiele zocken zu wollen, kann ich Dir nur zu Folgendem raten:
Probiers doch mal mit diesem richtig Schlechten!
Ich rattere Dir mal flott runter, was hier alles großer Mist ist und dann mach ich kurz vor Schluss die Wende, um positiv zu enden und Dich somit mit dem einzig in Erinnerung bleibenden Reiz, nämlich dem Guten, zurückzulassen.
Also: Blöd ist hier:
ALLES!
Und das ist fast nicht gelogen, denn hier stimmt im Grunde eigentlich nix.
Die Grafik kannst Du Dir selber angucken, das ist wirklich ne echte Qual. Noch dazu ist nichts in Bewegung, Du klickst Dich durch 3D Standbilder und guckst dann in denen rum, mehr gibts nicht.
Ich bin ja sonst nicht pingelig, aber hier behindert uns die Optik beim Zocken so sehr, dass der Spaß drunter leidet.
In der immer gleichen, einheitsbraunen Soße hebt sich weder ein Quest-Gegenstand ab, noch sieht man Hinweise... es ist wirklich eine nicht enden wollende Mühsal, die eklig matschigen Bildchen abzusuchen.
Nur ganz gegen Schluss wirds hell und offenbart damit erst die wahre Hässlichkeit der Aufmachung, der Schock kommt also am Schluss.
Das Inventar System ist das für extrem erfrischend und innovativ. Wir sammeln nicht nur endlos Zeugs auf, sondern ordnen auch unsere Gedanken und Überlegungen im geistigen Rucksack, können diese dann mit realen Gegenständen kombinieren und somit zahlreiche Rätsel lösen.
Auch in den unendlich vorhandenen, meist überlangen und trivialen Leseproben unterstreichen wir stets nen Fitzel-Buchstaben und ziehen daraus unsere Schlüsse.
Und dieses System funktioniert nur leider so gar nicht.
Das Unterstreichen ist unintuitiv und man muss die Gedankengänge der Devs quasi haargenau erahnen, um ans Ziel zu kommen.
Und das Inventar Management wird bereits nach drei Sekunden zur nervlichen Zerreiß-Probe.
Wenn ich sage: "Katastrophal", dann untertreibe ist beinahe noch.
Dazu kommt ne Story, die am Ende einfach abgeschnitten wird und in wilden Schwurbel abgleitet, na super.
Igitt!
Und da sollst Du Dich durchquälen?
Um Himmels Willen, NEIN!
Tja, außer vielleicht...
... Du bist auch son großer Lovecraft Fan, wie ich.
Denn die Stimmung in diesem Machwerk ist so genial, die fesselt von der ersten Sekunde...
Der Sound ist ne Wucht, stimmungsvoll und unter die Haut gehend, brrrrr...
Die deutsche Vertonung ist on point und hoch professionell...
Und bis auf das Ende spannt die Story auch einen interessanten Bogen, die Karotte vor der Nase lässt einen, aller Widrigkeiten zum Trotz, weiter vorwärts stolpern.
Und ja, es gibt nen zweiten Teil und ja, ich werd den auch zocken.
Wird mir das Spaß machen?
Nein!
Es wird ne Quälerei ohne Ende.
Werd ich die freudig auf mich nehmen?
JA!
Ob Du jedoch dafür gemacht bist, hängt zum großen Teil von Deiner Begeisterung fürs schaurig schöne Lovecraft Universum und Deiner Leidensfähigkeit insgesamt ab.
Dieses Spiel ist hässlich, die Rätsel sind größtenteils wirklich unlogisch, viel zu viel basiert auf Zufälligkeiten und es zieht sich zwischendrin spürbar.
Trotzdem kann mans mal gezockt haben, im Sale gibts nen Preis, der quasi jedes Risiko ausschließt und selbst wenn Du nach ner halben Stunde total entnervt aufgibst, dann hast Du wenigstens versucht und kann Dich wieder zugänglicheren Adventures zuwenden.
Ich hab die Qual dennoch nicht bereut und vielleicht gehts Dir ja ebenso. Also ab in die Untiefen des Schreckens und beim verzweifeln, ausflippen, durch ewig braune Pampe waten und am Ende die großen Alten verfluchen wünsch ich Dir wie immer...
... viel Spaß ;-)
Und hey, wenn´s Dir gefallen hat, ne Runde von mir zu lesen, dann klick hier
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