Spielzeit:
655 Minuten
Der mutige Versuch mit The Bureau: XCOM Declassified im Franchise neue Wege zu gehen, scheitert letztendlich an der dürftigen Umsetzung der eigentlich guten Ideen.
Spielkenner denken bei dem Namen XCOM an Alienangriffe und Rundenstrategie. Wer letzteres bei diesem Spiel erwartet, wird leider nicht fündig werden: The Bureau ist ein waschechter Thirdperson-Shooter mit einigen Taktikelementen.
Außerirdische gibt es dagegen jedoch zuhauf. In der Rolle des Agenten William Carter ist man mittendrin, als die Aliens den Militärstützpunkt Groom Range angreifen und in Schutt und Asche legen. Als einer der wenigen Überlebenden schließt er sich anschließend dem Bureau an. Ursprünglich als Einrichtung zur Abwehr sowjetischer Invasoren gedacht, wird dies die letzte Hoffnung der gesamten Menschheit. Nun gilt es, durchzuhalten, Wissen und Technologie zu sammeln, um den Kampf zum Feind zu tragen.
Das Spiel bemüht sich eine interessante Geschichte zu erzählen. Das dies im Ergebnis nur bedingt gelingt, liegt an vielen kleinen Schwachpunkten.
Gleichwohl in Gesprächen stets der Eindruck vermittelt wird, dass man es mit einer übermächtigen und unbekannten Bedrohung zu tun hat, kommt es bereits nach wenigen Missionen zum Wendepunkt in dem Krieg und zum Gegenschlag gegen die Angreifer.
Auch als Vorgeschichte vermag der Titel keinen zufriedenstellenden Anschluss zum Strategieableger zu schaffen. Zu unglaubwürdig kommt die Auflösung daher, insbesondere wenn man das massive Ausmaß der Invasion und die Gemeinsamkeiten von Gegnern und Technologie in beiden Spielen berücksichtigt.
Zudem schwächelt der Titel auch darin, wie er die Handlung vermittelt. Denn für noch so kleine Hintergrundinfos wird der Spieler quasi zum Stillstand gezwungen. Möchte man den in der Gegend herumliegenden Tonaufnahmen lauschen, so gilt es minutenlang in der Nähe zu verharren. Zwischen den Hauptmissionen erwarten den Spieler zahlreiche Gesprächspartner in der Basis. Möchte man die optionalen Unterhaltungen führen, so muss man wohl oder übel den weitläufigen Stützpunkt abklappern, wobei die Möglichkeit zum Rennen deaktiviert ist. Da die Gespräche zudem reichlich oberflächlich verlaufen, fühlt man sich eher genervt als unterhalten.
In Sachen Präsentation macht The Bureau einen relativ soliden Job. Zwar setzt die Graphik keine neuen Standards, Charakter- und Leveldesign versprühen aber durchaus des Charme der früheren 60er Jahre. Leider geht dies im Spielverlauf verloren, sind die Spielfiguren doch zügig mit modernen Alienwaffen ausgestattet und die Schauplätze verlagern sich mehr von ländlichen und städtischen Gegenden hin zu den außerirdischen Stützpunkten im einheitlichen Design. Das Spiel ist anständig in deutscher Sprache vertont. Weniger schön sind dagegen die seltenen Zwischensequenzen, die nur in dürftiger Bildqualität vorliegen.
Abgesehen von den Aliens steckt aber durchaus spielerisch ein wenig XCOM in dem Titel. So darf man sich vor den Einsätzen sein eigenes Team zusammenstellen. Da hat man die Wahl zwischen mehreren Charakterklassen, die mit eigener Bewaffnung und Talenten daherkommen. Schickt man die Agenten allein auf spezielle Missionen oder wird man von diesen bei einer Operation begleitet, so sammeln die KI-Kollegen Erfahrung. Beim Stufenaufstieg kann man dann weitere Fähigkeiten freischalten. Auch sollte man ein Auge auf die eigenen Leute werfen, denn stirbt ein erfahrener Agent im Feldeinsatz, so verliert man diesen wertvollen Begleiter dauerhaft.
Im Spielverlauf pendelt man zwischen Basis und diversen Einsatzorten hin und her. Neben den Hauptmissionen gibt es gelegentlich bis zu zwei kleinere Nebenaufträge, bei denen man bessere Ausrüstungsgegenstände freischalten kann.
Die Operationen selbst verlaufen trotz unterschiedlicher Ziele meist recht ähnlich. Mit zwei Begleitern bewegt man sich durch die linearen Gebiete und muss in offenen Arealen mit ausreichend Deckungsmöglichkeiten sich zahlreichen Aliens stellen.
Größtes Manko ist hier die KI der Begleiter. Während der zahlreichen Kampfhandlungen sollte man seine Helfer besser an die Hand nehmen, andernfalls führt deren unbeholfenes Verhalten zu einem schnellen Tod. Beim Geben von Anweisungen wird das Spielgeschehen nur verlangsamt, jedoch nicht pausiert. Ärgerlich, denn bei den Kommandos muss man oft umständlich um Hindernisse herum navigieren.
Die Gefechte selbst sind ansonsten durchaus unterhaltsam,. Dank der zahlreiche Fähigkeiten erhält das Spiel durchaus eine taktische Komponente. Man plant sein Vorgehen, platziert geschickt Geschütze und Minen oder übernimmt einen Gegner mittels Gedankenkontrolle.
Aus The Bureau: XCOM Declassified hätte ein sehr gutes Spiel werden können. Das Setting zur Zeit des Kalten Krieges ist erfrischend, die direkte Nähe und Interaktion mit den Agenten und der Genrewechsel hin zum Shooter lassen das Franchise aus einem neuen Blickwinkel erleben. Umso enttäuschender, dass der Titel dieses Potenzial nicht ansatzweise ausschöpft.
Die Geschichte wird auch trotz einer überraschenden Wendung gegen Ende nicht wirklich interessant. Die Gespräche mit dem XCOM-Personal sind einfach zu langweilig, als das man irgendeine Art von Sympathie für die Personen entwickelt. Es hilft auch nicht, dass gerade die eigenen Agenten überhaupt nicht für Dialoge zur Verfügung stehen.
Fans der Reihe verpassen daher nichts, wenn sie um diesen Ableger einen Bogen machen. In Sachen Handlung trägt das Spiel nämlich nichts bei, dass irgendwie von Bedeutung wäre. Auch Genre-Liebhaber werden angesichts der Schwächen bei der KI und Bedienung nur mit Durchschnittskost bedient.
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