Spielzeit:
171 Minuten
TLDR: Ja, es ist eine einzigartige Erfahrung und hat ein paar Highlights, aber das Spiel ist nicht für jeden. Mich hat die Story nicht sooo gecatcht wie offenbar die meisten hier. Im Sale für unter 5 Euro ja, für den Vollpreis kann ich es nicht empfehlen, allein schon wegen der Länge.
TW: Was man wissen sollte ist, dass das Spiel insgesamt einen sehr düsteren, deprimierenden Ton hat. Wer also ein "Feelgood" Game sucht und anfällig für triggernde Themen (Tod, Suizid, Krankheit) ist, ist hier vermutlich an der falschen Stelle.
Worum geht es?
Viel sollte man eigentlich nicht wissen. Man spielt die 17-jährige Edith Finch und erforscht die Geschichte der eigenen Familie in einzigartigen Unterkapiteln pro Familienmitglied.
Ist WROEF überhaupt ein "Spiel" oder eher ein Visual Novel?
Es ist schon ein Spiel, erwarte aber keine Herausforderungen o.ä. Man kann nicht scheitern, es gibt keine Rätsel zu lösen, Kämpfe zu gewinnen usw. Aber das Spiel nutzt das Medium Spiel schon sehr stark für seine Erzählstrategie, es ist also auch nicht einfach der "Textboxweiterklicksimulator". In jedem der Abschnitte spielt Gameplay eine Rolle um fortzuschreiten. Jedes Kapitel hat einen ganz eigenen visuellen Stil und unterschiedliche Gameplayelemente. Besonders toll umgesetzt ist das in einer Geschichte in der es um den Eskapismus aus einer sehr monotonen Arbeit geht, wo man als Spieler/in wortwörtlich mit einer Hand der monotonen Tätigkeit nachgeht und mit der anderen in eine Traumwelt entflieht (Dieses Kapitel war mein persönliches Highlight). Das nur als ein Beispiel, warum die Geschichte in einem anderen Medium nicht (so gut) funktionieren würde.
Ist WROEF das richtige Spiel für mich? Ist es ein Horrorspiel?
Wenn das oben beschriebene für dich gut klingt, kann das gut sein. Das Spiel ist (trotz des manchmal daran erinnernden Looks) kein Horrorspiel. Es gibt eine Sequenz in der es einen Jumpscare gibt und die Atmosphäre stark an Horrorfilme erinnert, es wird jedoch eher als eine Parodie des Genres verwendet. Als jemand der mit Horror gar nichts anfangen kann, fand ich die Passage absolut spielbar.
Ist es ansonsten ohne Einschränkung zu empfehlen?
Jein. Ich bin durchaus froh es nun endlich gespielt zu haben, nachdem ich in den letzten Jahren dem Hype-train für den Titel kaum entkommen konnte, um mir nun auch eine Meinung zu bilden. Ich finde das Spiel aus visueller und kreativer Sicht großartig. Es gibt unheimlich viele Details zu entdecken und ich habe nie Langeweile verspürt, es wurden sich viele Gedanken um die Umsetzung der Kapitel gemacht, das merkt man.
Was die Story angeht habe ich sehr gemischte Gefühle und das aus zwei Gründen.
1. Man kennt ja das Sprichwort manchmal ist weniger mehr, was auch auf diese Story zutrifft. [spoiler] Irgendwann hört man nur noch Tod, Tod, Tod und kriegt alle 5 Sekunden eine neue Tragödie aufgetischt, über Charaktere, die man kaum Kennenlernen konnte. Ich fand das Spiel nur bedingt rührend. Kaum hatte man einen Charakternamen das erste mal gehört, erfuhr man auch schon seine tragische Todesursache. Hätte es nicht gereicht, wenn es in der Familie ein paar tragische Tode vorgefallen wären, die aber stärker eingeführt werden, und mehr Fokus darauf gelegt wird, wie die Familie die einzelnen Schicksale verkraftet? Hätte mich wahrscheinlich emotional stärker mitgenommen, als diese "Alles muss raus, egal wie absurd" Variante. Aber damit mag ich alleine stehen [/spoiler]
2. Ich finde, das Spiel wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Ich gehe mit einem extrem unbefriedigten Gefühl heraus, nicht wegen der düsteren Thematik, sondern wegen der vielen Fragezeichen in meinem Kopf (Details s.u.). Vielleicht ist das für manche umso mehr ein Anreiz das Spiel zu spielen, bei dem so viele Geschichten Auslegungssache sind, mich persönlich hat es ein bisschen gestört.
[spoiler] Mir wäre es irgendwie lieber gewesen, wenn entweder alle Charaktere einheitlich "realistische" Tode gehabt hätten, oder alle diese Fantasiegeschichten. Während manche Sachen wie der Jagdunfall und das ertrunkene Baby ja wirklich furchtbar realistische Tragödien sein können, die tatsächlich passieren, habe ich mit Sachen wie Mollys Tod ein bisschen gehadert. Ihre Geschichte war mir eine Nummer zu absurd und ich war in jeder Hinsicht super verstört von diesem Kind. Ähnlich absurd Walter, der sich für 30 Jahre im Keller einsperrt und dann von einem Zug, der offenbar randomly unter dem Haus durchfährt erfasst wird? Schade fand ich auch, dass manche Tode nie so richtig thematisiert werden. Offenbar muss man ja auch noch ein anderes Spiel des Developers spielen um zu erfahren, was jetzt mit Milton war. Man würde ja auch meinen, dass sich die Hauptfigur mehr für den Tod ihres eigenen Vaters interessiert, als für den einer Großcousine, die sie nie kennengelernt hat, aber na gut. Und ganz besonders verwundert hat mich: Wird das einfach komplett totgeschwiegen (no pun intended), dass die Hauptfigur mit 17 hochschwanger ist ? Nicht mal eine Dialogzeile darüber ? Es wird niemals über irgendeinen Partner geredet, war das Kind geplant, geht sie noch zur Schule, was ist hier los? Hatte die ganze Zeit damit gerechnet, dass da noch ein mega Reval kommt, aber nö. [/spoiler]
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