Spielzeit:
5035 Minuten
Da ich ein Fan der Shin Megami Tensei Spiele bin und mich die Thematik der simulierten Realitäten sehr interessiert, bin ich ursprünglich auf dieses Spiel gestoßen und in mir keimte der Drang auf es auszuprobieren.
Ich bin recht optimistisch an das Spiel herangegangen, trotz teilweise durchwachsener Reviews, ich dachte mit solch einer Story könnte schon nicht all zu viel schiefgehen?
Nunja, die Story war auch wie erwartet nicht unbedingt schlecht, wobei die Inszenierung zu wünschen übrig ließ, worauf ich im weiteren Verlauf der Rezension eingehen werde.
Leider konnte mich das Spiel von Anfang an nicht so wirklich begeistern, was einerseits an der Grafik lag, die sehr glatt, steril und einfallslos wirkt und andererseits am unausgereiften Gameplay.
Die Kämpfe werden zwar mit einem innovativen Kampfsystem ausgetragen (man sieht im Voraus wie die Kampfzüge der eigenen Charaktere und auch die der Gegner ablaufen werden), allerdings wurde das System an sich eher schlecht als recht umgesetzt. In den meisten Kämpfen stehen die Gegner uninspiriert umher und ihre Attacken wirken sehr "abgehackt".
Man kann für die restlichen Charaktere der Gruppe eine Autobattle-Funktion nutzen, allerdings ist das trotz des generell sehr geringen Schwierigkeitsgrades nicht gerade ratsam, da die KI wirklich dermaßen schlecht ist, dass die Gruppenmitglieder die nicht besonders schweren Kämpfe irgendwie versemmeln können.
Um in den Kämpfen stärker zu werden, lassen sich Pickups, in der Spielwelt Stigmata genannt, ausrüsten, die die Stats der Charaktere erhöhen, wie z.B. die Lebenspunkte, die Präzision oder die Ausweichfähigkeit, allerdings bezwecken die Pickups niemals mehr als das, also es gibt keine Möglichkeit via den gefundenen "Stigmatas", die sozusagen die Ausrüstung repräsentieren, besondere Resistenzen oder zusätzliche Effekte im Kampf zu bekommen. Die in großer Menge auftretenden Stigmatas unterscheiden sich immer nur durch die unterschiedlich hohen Zahlenwerte was die Charakter-Stats betrifft, und das muss man sehr mühsam im Menü vergleichen, da es keine Möglichkeit zur Gegenüberstellung gibt, zumindest habe ich nichts derartiges entdecken können.
Man ist also wirklich nicht gerade zum Sammeln der Stigmatas motiviert, die auch für die unzähligen mini-Nebenquests, die man für die gefühlt hunderte von generischen NPCs erfüllen muss, gebraucht werden (es ist absolut kein Muss den Nebenquests nachzugehen, denn der Schwierigkeitsgrad macht es nicht erforderlich und die Boni, die man nach der Erfüllung der Quests ausrüsten kann sind nur unwesentlich besser / inspirierter als die Boni der Stigmata).
Generell hat man bei dem Spiel zu jeder Zeit das Gefühl, dass man große Pläne gehabt hat, aber aufgrund des Budgets und der Zeit den Wert nahezu ausschließlich auf die Quantität als auf die Qualität gelegt hat...
Die Dungeons sind schrecklich weitläufig und trotz der Renn-Funktion kann man den meisten Kämpfen leider nicht so gut ausweichen, da die Map aus engen, schlauchartigen Gängen besteht in denen man nicht viel Bewegungsspielraum hat.
So wird man alle paar Schritte in total belanglose Kämpfe mit den immer gleichen Gegnertypen, die sehr stupide agieren, verwickelt...irgendwann will man dann einfach nur noch, dass es rum ist.
Ich habe auch eine längere Pause einlegen müssen, gefüllt mit Spielen, die mich mehr interessieren und unterhalten, um dann schließlich den letzten Marsch zum Endboss anzutreten. Die endlosen Gänge durch das immer gleiche, sehr detaillose Leveldesign waren einfach zu anstrengend und zu ernüchternd.
Das einzig wirklich positive am Spiel ist eigentlich wirklich die Idee, die dahinter steckte, die aber leider auf unfruchtbaren Boden gefallen ist. Die Charakterszenarien waren im Ansatz recht gelungen und interessant, wobei sie auch nicht so elaboriert und tiefsinnig waren, wie man es sich gewünscht hätte (das war auch nicht so richtig verwunderlich, da der Tiefgang generell das größte Problem am Spiel war)...Dennoch waren sie letzten Endes der Grund, warum ich bis zum Schluss durchgehalten habe, weil ich sehen wollte, wie die Geschichte für die Charaktere endet...aber eigentlich ist das keine Rechtfertigung dafür so viele Stunden in ein wirklich unterdurchschnittliches Gameplay-Erlebnis zu investieren, wo die Zeit die man hat doch keinesfalls in der Quantität der NPCs und der Stigmatas dieses Spiels vorhanden ist.
Und ich habe den Eindruck, dass die Entwickler des Spiels ab dem Level, das zum Endboss hinführte, genauso darauf hingefiebert haben, dass es endlich vorbei ist, wie man selbst, da die Story an dem Punkt extrem gerusht zu sein schien und in die Belanglosigkeit abdriftete.
Die Musik des Spiels mag für manche auch noch ein Grund sein, dem Spiel eine Chance zu geben (um Musik dreht sich immerhin sehr vieles in diesem Spiel), allerdings traf die Musik zum Großteil überhaupt nicht meinen Geschmack und man war am Ende mancher Levelabschnitte doch recht froh, dass man von den Dauerschleifen gewisser Tracks erlöst worden ist. Zugegeben, es gab auch ein paar ganz nette Melodien, aber für mich persönlich waren sie leider in der Unterzahl, wobei man sich erfreulicherweise bei manchen Levels entscheiden konnte, welches musikalische Thema gespielt werden soll, sodass man darauf wenigstens begrenzt Einfluss hatte.
Insgesamt kann ich für das Spiel leider keine Empfehlung aussprechen, auch wenn ich es wirklich gerne gekonnt hätte und mir Mühe gegeben habe das Potential des Spiels irgendwann und irgendwo zu finden.
Das Spielerlebnis stimmt mich etwas pessimistisch für den zweiten Teil des Spiels, den ich für die PS4 bereits in meine Sammlung aufgenommen habe, als auch für das Spiel "Monark", das noch auf meiner To-Do-Liste steht...ich hoffe, dass diese beiden Spiele vielleicht wenigstens ein klein wenig mehr Erwartung erfüllen werden, die man an die Spiele dieses Genres in der damaligen Zeit noch begründet haben konnte...leider ist eine allgemeine Tendenz hin zu mehr Masse statt Klasse und dadurch ausgeprägter Oberflächlichkeit in der Spielebranche zu beobachten, was ich sehr schade finde.
Im Zweifelsfall werde ich mich lieber mit ein paar PS1 und PS2 Klassikern vergnügen, die in einer Zeit herauskamen, in der Qualität noch groß geschrieben war, als mich auf neue Experimente einzulassen.
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