Ich möchte nicht einmal im Ansatz versuchen, die Ys-Zeitlinie zu verstehen, also machen wir die Einleitung kurz: Ys: Memories of Celceta ist ein Spiel aus der Ys-Reihe. Es spielt nach den Geschehnissen von Ys II, wird manchmal sogar als ein Anwärter auf den Titel als Ys IV gehandelt und spielt komischerweise vor den Geschehnissen von Ys III. Na, wenn das nicht wie Öl runtergeht, weiß ich auch nicht. Zelda ist da noch ein wenig komplexer, aber das hat ja mit diesem Spiel nichts zu tun.
Die Rahmenhandlung baut um Animeklischee #12.353 auf, denn Adol erwacht mit Amnesie und muss im Verlaufe des Spiels seine Erinnerungen zurückerlangen. So weit, so unoriginell, wird im Verlauf des Spiels auch nicht besser, da man immer von A nach B rennt, um MacGuffin C zu holen, das gerade für die Handlung wichtig ist. Das hört sich jetzt natürlich ziemlich negativ an, wäre da nicht das Gameplay - das ist nämlich ne Wucht. Auf den Weg zum "
der " knüppelt man sich durch Monsterhorden, wozu man eigentlich nur eine Taste braucht. Durch ein einfach gestricktes Skillsystem kann man der Klopperei noch ein wenig Feinschliff verleihen und schon steht man mitten in einem Feuerwerk aus herumfliegenden Gegnern, bunten Effekten und einer ordentlichen Soundkeule, sodass der geschundene Nachbar sich fragen darf, was da nebenan vor sich geht. Durch den grandiosen Port von XSEED läuft das Ding die ganze Zeit flüssig, nichts bremst die Prügelei aus, der rockige Soundtrack treibt den Spieler voran und regelmäßige Levelups verhindern, dass einem das Gedresche zu schnell langweilig wird. Alles in allem ein Toptitel, oder? Oder?! Na ja ...
1. Paaaacing.
Wie auch in Lacrimosa of Dana wird der Spielspaß ständig durch ellenlange Gesprächsrunden unterbrochen. Die Charaktere, von denen einige echt interessant sind, reden, reden und reden. Über was? Kein Plan. Irgendwann hab ich angefangen, die Skiptaste gedrückt zu halten. Es ist das typische Problem japanischer Spiele: Alles wird groß und breit erklärt. Fragen, die jeder mit zwei Hirnzellen selbst beantworten könnte, werden in einer Flut aus Textboxen bis ins kleinste Detail beleuchtet und auseinandergenommen. Ständig werden mir Blockaden in den Weg gestellt, die mich zur nächsten Plotsequenz lotsen. Jede Stadt, die man betritt, läuft nach dem gleichen Muster ab: Man kommt an, wird umstellt und landet aus irgendwelchen Gründen entweder in Haft oder im Haus eines Typen, den Adol kennt. Dort quatschen alle drölfzig Stunden lang, dann schleicht man in der Nacht raus, läuft drei Schritte und weiter geht das Gelaber. Danach rennt einem ein Typ hinterher, der aufpasst, dass man auch ja mit allen Leuten spricht und nach und nach öffnet sich die Stadt dann, bis man irgendwann endlich wieder spielen kann. Fürchterlich!
2. Ich habe es auch schon bei Ys VIII bemängelt, aber das Spiel nimmt mich als Spieler nicht ernst.
"Dieser Typ da hat eine Maske auf und orangene Haare, wer kann denn das nur sein?"
"Erinnerst du dich an die Sequenz von zuvor? Da kam ein Typ mit orangenen Haaren vor. Irgendwie drängt sich mir der Verdacht auf, dass der das ist."
"Mach keinen Mist, der war doch auf unserer Seite."
"Hahaha, ihr Flaschen. Ich bin der Typ aus der Sequenz von zuvor, ich bin jetzt aus irgendwelchen Gründen böse."
"Oh nein, nicht doch. Was für ein Twist."
Was soll denn dieser Unfug? Ich weiß, dass wir die Handlung als Außenstehende betrachten sollen und dass die Figuren nicht wissen, wer sich hinter dieser Maske befindet, aber es ist so offensichtlich und null spannend, dass es mich einfach nicht packt. Es könnte mir nicht egaler sein, was diese Leute zu erzählen haben. Erinnert mich ein wenig an Legend of Dragoon, als ein weiterer Typ, der grüne Klamotten trägt, in meine Party gekommen ist und ich genau wusste, was mit dem anderen Kerl in grün passiert. Wenn es so offensichtlich ist, kann ich als Spieler nicht mitfiebern.
3. Sonderskills.
Jeder Charakter hat eine Sonderfähigkeit, die dann und wann zum Einsatz kommt und wenn man mich fragen würde, was ja sowieso keiner tut, hätte man sich dieses Feature genausogut an den Hut schmieren können. Alles, was es tut, ist Tempo drosseln. Da hängen mal ein paar Steine in der Luft, die runter müssen. An sich ein guter Ansatz für ein Rätsel, aber wie macht man das ingame? Man wechselt den Charakter und nimmt die Person, die "Steine abschießen, die runter müssen" als Spezialfertigkeit hat. Das ist ein kontextsensitiver Tastendruck, der null Skill verlangt und den man überhaupt nicht versemmeln kann. Super. Da an diese Skills immer eine kurze Sequenz gekoppelt ist, gehen mal eben 20 Sekunden für nichts drauf. Mit Freuden erinnere ich mich an den Blitzberg und diese überaus interessante Sequenz eines sich aufstellenden Blitzableiters.
4. Das Waffenupgradesystem
Wozu? Man ist seinen Gegnern so schon haushoch überlegen - warum bekomme ich dann noch die Möglichkeit, ein unnötig komplexes Craftingsystem zu nutzen, um meine Waffen zu verstärken? Ich habe immer schön Absorb, Freeze und Burn auf meine Waffen geklatscht und keiner konnte mir mehr was. Das hat dieses - für Ys-Verhältnisse - recht einfache Spiel noch ein Stück leichter gemacht.
Ja, das hört sich jetzt alles ziemlich negativ an, aber so ist es nicht gemeint. Mir gefällt Ys: Memories of Celceta - deutlich besser als Ys VIII, wenn ich das hinzufügen darf. Man merkt, dass es für Handheld entwickelt worden ist, denn so spielt es sich auch. Wenn man sich aber mal an die fixe Kamera gewöhnt hat, kann richtig Spaß aufkommen, der deutlich seltener
von ewig langen Laberorgien unterbrochen wird, als im großen Nachfolger Ys VIII. Wer also mal schauen will, was Ys eigentlich ist und sich nicht an die klassischen Spiele herantraut, der kann hier nichts falsch machen. Mir hats Spaß gemacht - und ich finde, dass der Preis für das, was man geboten bekommt, klar geht.
👍 : 3 |
😃 : 3