Spielzeit:
4573 Minuten
[h3]Elden Ring: Nightreign überzeugt auf vielen Ebenen und zeigt eindrucksvoll, dass die FromSoftware-Formel auch in einem schnelleren, kompetitiveren Format hervorragend funktioniert. Die Mischung aus bewährten Soulslike-Elementen und neuen Mechaniken sorgt für ein frisches Spielerlebnis, das sowohl Veteranen als auch experimentierfreudige Neueinsteiger anspricht.[/h3]
[h1]Stärken des Spiels[/h1]
Was besonders positiv hervorsticht, ist die Art, wie das Spiel zum Umdenken zwingt. Anders als in klassischen FromSoftware-Titeln, in denen man sich seinen Build weitgehend frei zusammenstellt, geben hier die Ressourcen der Map und die Umstände der jeweiligen Nacht den Ton an. Man ist gezwungen, sich auf neue Strategien und ungewohnte Spielweisen einzulassen, was nicht nur herausfordert, sondern auch motiviert und mit überraschend viel Spieltiefe belohnt.
Ein weiterer spannender Aspekt ist das Reliktsystem. Auch wenn man an vorgefertigte Charaktere gebunden ist, ermöglichen die gesammelten Relikte, dem eigenen Spielstil zumindest in Nuancen Ausdruck zu verleihen. So kann man seinem Charakter zwar keinen kompletten Build aufdrücken, aber doch gewisse Prioritäten setzen. Ein subtiler, aber effektiver Weg, sich ein Stück Kontrolle über das Schicksal in der Nacht zu erarbeiten. Dennoch bleibt man stets ein wenig Geisel der Map, ihrer Zufälligkeit und ihrer POI's, was das Spielgefühl spannungsgeladen und unberechenbar hält.
Großes Lob verdienen auch die Charakter-Skins. Die Möglichkeit, ikonische Rüstungen und Outfits aus früheren FromSoftware-Titeln freizuschalten etwa von Havel the Rock, Artorias, Dark Wraith, Siegmeyer oder dem allseits geliebten „best boy“ Solaire, sorgt für wunderbare nostalgische Momente. Als Veteran fühlt man sich sofort wieder zu Hause, wenn man im vertrauten Look durch die düstere Welt zieht, eine schöne Hommage und stimmige Ergänzung.
In diese nostalgische Note fügen sich auch die Bosskämpfe hervorragend ein: Besonders schön ist es, altbekannte Bosse aus früheren Teilen wiederzusehen und sich erneut mit ihnen messen zu dürfen. Diese Rückkehr-Elemente sind nicht nur Fanservice, sondern auch clever ins Spielgeschehen integriert. Sie fordern die Erinnerung heraus, aber auch die Anpassungsfähigkeit, denn ihre Mechaniken wurden teils subtil verändert. Der Wiedererkennungswert trifft auf frische Herausforderung, ein rundum gelungener Spagat.
Die Bosse sind, wie man es von FromSoft erwartet, knackig, fordernd, aber stets fair. Sie verlangen Präzision, Timing und Aufmerksamkeit. Wer scheitert, kann sein eigenes Fehlverhalten, mit Erfahrung, in der Regel klar identifizieren. Diese Form der klaren, aber erbarmungslosen Rückmeldung ist eines der Markenzeichen der Reihe und wird hier erneut exzellent umgesetzt.
Auch das Lernprinzip überzeugt: Anfangs war ich skeptisch gegenüber den vorgefertigten Charakteren. Doch mit einer gewissen Auffassungsgabe erkennt man, dass sie eher als Blaupausen gedacht sind. Ihre Stärken und Schwächen offenbaren sich mit jeder Runde, und man beginnt, das Spiel mehr zu lesen als zu durchschauen. Nightreign erklärt wenig, aber es lehrt viel. Und das auf die härteste, aber fairste aller Arten: durch Schmerz, Wiederholung und Einsicht.
[h1]Wünsche und Verbesserungsvorschläge[/h1]
Trotz aller Stärken gibt es einige Punkte, bei denen ich mir gezielte Verbesserungen wünschen würde, um das ohnehin schon starke Spiel weiter zu verfeinern:
[b][i]Fehlender Duo-Modus:[/i][/b] Gerade weil viele Spieler Nightreign mit Freunden im Voice-Chat (z. B. über Discord) erleben, ist es schade, dass aktuell nur Trios möglich sind. Ein optionaler Duo-Modus würde das gemeinsame Spielen deutlich flexibler gestalten. Insbesondere, wenn nicht immer alle drei Personen gleichzeitig Online sind. Das würde die Zugänglichkeit und den Spielspaß im Freundeskreis spürbar erhöhen.
[b][i]Lock-On-System:[/i][/b] Das Lock-On-System wirkt derzeit etwas unpräzise und träge, besonders im Vergleich zu Elden Ring. Die Zielerfassung verhält sich in hektischen Momenten oft unvorhersehbar. Gerade in Kämpfen gegen Gruppen oder Bosse mit mehreren Trefferzonen. Das Wechseln des Ziels funktioniert nicht immer zuverlässig und kann dadurch Unsicherheit und Kontrollverlust erzeugen, selbst bei erfahrenen Souls-Spielern.
[b][i]Wiederbelebungssystem:[/i][/b] Die Mechanik zum Wiedererwecken von Gefallenen fühlt sich aktuell zu streng an. Der Balken läuft sehr schnell zurück, sobald man kurz ausweichen muss, was gerade in intensiven Bosskämpfen das Retten von Mitspielern oft verhindert. Im Solo-Modus ist das Problem noch ausgeprägter: Nach dem Wiedererwecken bleibt kaum Zeit zur Reaktion, was dazu führt, dass man direkt wieder vom Boss niedergestreckt wird. Erschwerend kommt hinzu, dass man in der Regel genau an dem Ort zu Boden geht, an dem der Boss zuletzt zugeschlagen hat, was bedeutet, dass dieser bei der Wiederauferstehung fast immer sofort zum nächsten Angriff ansetzt. Das lässt kaum Spielraum, sich zu positionieren oder die Situation neu zu bewerten. Hier wäre eine etwas großzügigere Zeitspanne oder ein kurzer Unverwundbarkeitsmoment hilfreich..
[b][i]Relikte aufwerten oder verschmelzen:[/i][/b] Es wäre wünschenswert, mehr Einfluss auf die Relikte zu haben. Etwa durch die Möglichkeit, diese zu verschmelzen, zu verbessern oder gezielter zu Farmen. So könnte man das eigene Set feiner abstimmen und dem Charakter mit der Zeit stärker die eigene Handschrift verleihen, ohne das Grundprinzip des Spiels zu unterlaufen.
[b][i]Erste Nacht zu kurz:[/i][/b] Die erste Nacht verläuft oft so schnell, dass insbesondere unerfahrene Spieler kaum Gelegenheit haben, sich zu orientieren oder das Spielsystem zu begreifen. Eine etwas ruhigere, einführende erste Runde mit mehr Zeit zur Erkundung würde den Einstieg deutlich erleichtern.
[b][i]Technische Stabilität:[/i][/b] Nightreign wirkt technisch noch nicht ganz ausgereift. Die Performance ist derzeit sehr uneinheitlich: Während das Spiel auf manchen Systemen flüssig läuft, gibt es auf vergleichbarer Hardware teils massive Einbrüche. Die Stabilität scheint nicht nur zwischen Geräten, sondern sogar zwischen einzelnen Spielstarts stark zu schwanken, unabhängig vom Spielmodus. Hier besteht klarer Verbesserungsbedarf, um ein konsistentes Spielerlebnis zu gewährleisten.
[h1]Fazit[/h1]
Elden Ring: Nightreign ist ein mutiger, spannender und in vielen Bereichen hervorragend gelungener Spin-off, der die FromSoftware-DNA in ein neues Gewand kleidet, schneller, experimenteller und auf eigenwillige Weise fesselnd. Trotz vorgegebener Charaktere und reduzierter Individualisierung schafft es das Spiel, mit cleverem Systemdesign (insbesondere durch Relikte und Map-Management) Tiefe und Varianz zu erzeugen.
Gepaart mit ikonischen Bosskämpfen, nostalgischen Fan-Details wie klassischen Skins, und einer Atmosphäre, die zum Erkunden und Lernen einlädt, entsteht ein Gesamtpaket, das bereits jetzt viel Spaß macht und mit gezielten Verbesserungen noch deutlich weiter wachsen kann.
[h1]P.S: Miyazaki is the GOAT !! <3[/h1]
👍 : 6 |
😃 : 2