Spielzeit:
7492 Minuten
Agarest: Generations of War ist ein etwas untypisches Taktik-RPG aus dem Hause Compile Heart, das mit einem sehr interessanten System seine Aufwartung zunächst auf der Playstation 3 im Jahre 2007 in Japan und 2009 in Europa machte. Im Jahre 2014 hielt dieser schicke Titel dann auch auf Steam den Einzug auf dem PC.
In Agarest: Generations of War dreht sich die Handlung um den Kommandanten Leonhardt, der im Auftrag seines Königreichs seine Truppen gegen die Mächte der Finsternis ins Feld führt. Jedoch wird er von einem übermächtigen Feind niedergestreckt und von einer mysteriösen Person gerettet, die als Austausch seine Dienste im Kampf gegen das Dunkel in Anspruch nimmt. Er, sowie seine Nachfahren, sind dazu bestimmt den Kampf weiter zu führen und Siegel mit Hilfe eines Rituals zu kreieren um das Dunkel aufzuhalten. Eine Harte Aufgabe die Leonhardt, seinen Kindern und Kindeskindern bevorsteht.
Wie der Name bereits schon verrät kommt hierbei ein Generationen-System zum Tragen, da jeder Charakter unterschiedliche Fähigkeitskategorien erlernen kann. Dies spiegelt sich in der Waffenwahl und der Attribute wieder in denen die Charaktere stark oder schwach sind. Der Held ist dazu auserkoren sich eine Gemahlin zu suchen und Nachwuchs zu zeugen. Je nach Wahl der Partnerin und deren Zuneigung zum Hauptcharakter ändern sich daher nicht nur die möglichen Attributsverbesserungen, sondern auch die nutzbaren Waffen und Angriffsarten des Nachwuchses. So zieht sich dies durch mehrere Generationen. Manche Charaktere bleiben zurück, andere kommen hinzu und so ändern sich die Begleiter der Hauptheldgenerationen stetig, die sie auf ihrem schweren Schicksal begleiten.
Agarest erzählt seine Geschichte in Form von Story-Sequenzen, die sich auf unterschiedliche Weise voneinander trennen. Meist folgt man jedoch auf einer großen Weltkarte einem vorgegebenen Pfad von Event zu Event, den man jedoch hin und wieder für Nebenaufgaben verlassen kann, wenn man die Nebenaufgabe entdeckt hat. Diese haben wiederum unterschiedliche Voraussetzungen. Innerhalb der Story-Events werden dem Spieler hin und wieder Entscheidungen vorgesetzt, die den Weg des Hauptcharakters auf gewisse Art und Weise beeinflussen. Zum Einen verschiebt sich, je nach gewählter Entscheidung nicht nur die Zuneigung der Begleiter, die im Verlauf mögliche Ehepartner darstellen, sondern zum Anderen auch eine Licht- / Dunkel-Anzeige, die den groben Weg des Charakters anzeigt. Zwar kann der Charakter nie einen ganz finsteren Pfad einsteigen, wie man das jetzt aus Mass Effect gewohnt wäre, dennoch ändern sich je nach dieser Anzeige die möglichen Folgeevents. Alle Events sind wie typische Visual Novels erzählt. Akteure zeigen sich vor einem Hintergrund von ihrer besten Seite mit ihren momentanen Emotionen, während japanische Sprecher sie vertonen. Natürlich gibt es auch eine obligatorische Textbox in Englisch, wenn auch hin und wieder die Texte nicht ganz einwandfrei übersetzt sind.
Wenn man sich nicht gerade in solchen Sequenzen befindet, befindet man sich in einem auf Runden und Aktionspunkte basierenden Kampfsystem, das ziemlich fordernd ist. Im Grunde wird auf einem Schlachtfeld gekämpft auf dem sich Charaktere und Monster bewegen können. Formationen spielen hierbei eine wichtige Rolle, weil jede Einheit auf dem Schlachtfeld nur eine gewisse Reichweite hat, die sich jedoch erweitern lässt, wenn andere Einheiten im Unterstützungsfeld von anderen Einheiten stehen. Wer also auf die Unterstützungsfelder seiner Charaktere achtet, kann stets mit mehreren Charakteren attackieren und so den maximalen Schaden raus holen. Man sollte dabei jedoch auf seine Aktionspunkte (AP) und Spezialpunkte (SP) achten. Zudem spielt es noch eine Rolle aus welcher Richtung Feind und Freund attackiert wird und ob die Verteidigungskraft ausreicht. Jede Einheit im Kampf hat einen gewissen Break-Wert, der durch Break-Werte der Attacken, die auf einen einprasseln reduziert wird. Sinkt dieser auf 0, kann sich die Einheit nicht mehr verteidigen und erhält immens mehr Schaden. Jedoch regeneriert sich dieser Wert sofort wieder, sobald der Angriff beendet ist. Daher sollte man stets in Ketten und an einem Zug angreifen. Das Ganze gilt natürlich für Freund und Feind, also ist Planung wirklich wichtig.
Wer auf seinen Reisen nicht mehr weiter kommt, sollte nicht nur die Charaktere etwas trainieren, sondern auch gleichsam sich um das komplexe Crafting-System kümmern, das Agarest besitzt. Es gibt viele Waffen und Rüstungen zu schmieden, die wiederum Rohmaterialien oder andere Waffen und Rüstungen als Grundlagen brauchen. Das System kann ganz schön überwältigend sein, wer jedoch alles mit Ruhe und Bedacht angeht – und sich brav Notizen macht, was er wie, wann und wo braucht – der wird damit ein mächtiges Werkzeug gegen die Feinde in der Hand halten. Zudem gibt es noch ein Titel-System bei der Abenteurer-Gilde, das einen mit ein paar Kleinigkeiten versorgt, wenn man sich durch Taten einen Titel erarbeitet. Außerdem kann man sich dort, zumindest im Bereich der Rekorde, mit anderen Agarest-Spielern messen.
Wem das noch nicht in Sachen Gameplay reicht, kann sich noch um die Monsterjagt kümmern und Monster Fangen um diese zu kombinieren, zu trainieren und zu tauschen.
Das Game ist mit seiner schlichten Ingame-Grafik zwar nichts für Augen von Liebhabern ‚realistischer‘ Grafik, wer sich aber mit dem Look abfinden oder anfreunden kann oder gar ohnehin ein Liebhaber von Retro-Games ist, der wird feststellen, dass hinter der knuffeligen Grafik nicht nur so manche Artwork-Perle, sondern auch jede Menge kleine verliebte Details stecken.
Im Audiobereich gibt es bei Agarest auch so einiges auf die Ohren. Das Spiel wartet nicht nur mit einer interessanten Kombination an Musikstilen für den Soundtrack auf, sondern auch mit jeder Menge gut gesprochener Dialoge und knalligen Soundeffekten. Einziges Manko sind ein paar kleinere Abmischungsfehler bei denen hin und wieder Stimmen der Protagonisten etwas untergehen oder einfach nur zu laut sind. Manche Sounds werden auch nicht in einer Schleife gespielt, die es eigentlich verdient hätten um die Atmosphäre noch etwas zu steigern, doch über diese kleineren Schnitzer kann man im Angesicht des Gesamtpakets hinwegsehen.
Die Steuerung ist dabei recht gut umgesetzt. Sowohl Maus und Tastatur können gut zum Steuern der Charaktere eingesetzt werden, als auch das Gamepad. So ist für jeden etwas dabei. Auch wenn ich persönlich zum Gamepad raten würde, muss ich gleichsam jedem Gamepad-Besitzer Vorsicht anraten, denn bei der Portierung ist ein kleiner Schnitzer unterlaufen und manche Tasten sind nicht unbedingt dort, wo sie praktisch sind oder sein sollten. (Beispielsweise wird der Startknopf zum Beginnen des Angriffs als Taste angezeigt, jedoch könnte es vorkommen, dass dieser auf der rechten Schultertaste des Gamepads liegt.) Dieser Effekt ist einigen Agarest-Spielern bekannt und kann von Gamepad zu Treiber und Rechner variieren. Nichtsdestotrotz lässt sich das Gamepad im Spiel frei konfigurieren und hat man einmal alles eingestellt, lässt es sich hervorragend und ohne zukünftige Zwischenfälle bedienen.
Alles in Allem ist Agarest: Generations of War ein Titel, der seines Gleichen sucht. Nicht nur durch seine Optik und seine Technik, sondern auch durch die Handlung und die Möglichkeiten im Spiel sind viele Spielstunden (Mit Sicherheit über hundert) garantiert. Vor allen Dingen wenn man das True-Ending spielen und sehen möchte. Daher für jeden Taktik-RPG-Fan zu empfehlen.
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