Spielzeit:
220 Minuten
"Welcome to Hanwell" ist der völlig misslungene Versuch eines erkundungsbasierten Open-World-Horrospiels mit Silent-Hill-Atmosphäre. Es scheitert dabei auf ganzer Linie.
"Erkundungsbasierte Open World" bedeutet in Bezug auf "Welcome to Hanwell", dass ihr euch in einer tatsächlich recht weitläufigen Stadt frei bewegen könnt. Was es allerdings nicht bedeutet: Dass es in dieser Stadt auch nur das Geringste zu entdecken gäbe! Es gibt sechs Gebäude, die ihr in beliebiger Reihenfolge betreten könnt, um dort eine Storymission zu erfüllen, die an Einfallsreichtum kaum zu überbieten ist ("Gehe in Gebäude X und hole Gegenstand Y heraus" - sechs Mal!), und das war's eigentlich auch schon. Davon abgesehen könnt ihr durch ausgestorbene Straßen rennen und euch an den immer gleichen, strunzlangweiligen, jeglicher Details entbehrenden Haus- und Autowrackmodellen satt sehen. Oh, und es ist neblig. Weil Silent Hill und so. Grusel, grusel!
Apropos gruselig, das sind die Gegner wirklich! Also, nicht weil die drei (!) verschiedenen Gegnertypen nach spätestens zehn Minuten noch irgendeinen Horrorfaktor hätten, sondern weil das Kampfsystem einfach grottenschlecht ist. Die Waffen, die man sich von der Straße sammelt (aus irgendwelchen Gründen hat ein ganz offensichtlich völlig Bekloppter nämlich tonnenweise Werkzeuge und Sportgeräte, vom Golfschläger über den Zimmermannshammer bis zur Feuerwehraxt. auf den Straßen der Stadt verteilt), handhaben sich unglaublich träge und es ist eher Glückssache, ob man einen Treffer landet oder nicht. Die Gegner umschleichen oder vor ihnen davonlaufen is aber auch nich, weil diese einem oft mehr oder weniger direkt ins Gesicht spawnen und/oder sich teleportieren oder einfach schneller laufen können als man selbst. Bleibt also nur, wie wild zu klicken und abzuwarten, ob man den Gegner zufällig trifft oder eben nicht. Wenn nicht, fängt man am letzten Speicherpunkt wieder an, was aber im Grunde relativ egal ist - man befindet sich dann halt an einem anderen Ort der Stadt als vorher (nur dann doof, wenn man ein bestimmtes Ziel hat und jetzt wieder ne halbe Stunde durch die tote Stadt gurken... Verzeihung: die offene Welt erkunden muss). Übrigens, dass ein Gegner in der Nähe ist, verrät euch (neben der Tatsache, dass er gerade direkt vor eurer Nase gespawned ist und jetzt wie blöd auf euch einflegelt) das Radio, das ihr dabei habt und das bei Feindkontakt ... Sirenengeräusche von sich gibt. Weil Silent Hill und so.
Während ihr durch die Straßen der Metropole der tödlichen Langeweile schlendert und euch dabei zahlreiche nervige, ich meine nervenaufreibende, Kämpfe liefert, könnt ihr überall Container mit irgendeinem leuchtenden weißlichen Zeug finden (angeblich eine Art DNA-Schleim, ich stelle jetzt mal keine weiteren Überlegungen dazu an, was das sein könnte), die ein irrer Doc über die ganze Stadt verteilt hat (but ... why??). Wenn ihr 100 Stück davon einsammelt, schaltet ihr einen Raum in der Villa des Doktors frei, in dem irgendeine Belohnung auf euch wartet. Fragt mich nicht, was, ich habe keine Ahnung, es ist mir nämlich schlichtweg völlig egal - absolut nichts kann so spannend sein, dass ich es dafür auf mich nehme, 100 Kanister ... äh ... DNA-Schleim in dieser ansonsten komplett verödeten Stadt zu suchen und mich auch noch mit Horden von Monstern mit diesem miesen Kampfsystem darum zu kloppen! Der Entwickler versucht einfach nur, auf billigste Art und Weise die Spieler zur "Erkundung" der leb- und lieblosen "Open World"-Stadt zu bewegen. Ohne mich.
Bleiben noch die Story-Gebäude. Tatsächlich sind diese, soweit ich sie besucht habe, deutlich detaillierter gestaltet als der Rest der Spielwelt. Manchmal kommt sogar ein bisschen Horroratmosphäre auf, sofern diese nicht durch den völlig übertriebenen Gebrauch "gefährlicher" Musik (auch dann, wenn weit und breit nichts in der Nähe ist, was euch ans Leder will) ruiniert wird. Spielerisch gibt es allerdings auch hier nichts interessantes - im Grunde folgt man einfach einem vorgegebenen Pfad, der einen unweigerlich zu den richtigen Schlüsseln und Schaltern führt, die man zum weiterkommen braucht. Knackige Rätsel, spannende Schleichpassagen oder überhaupt irgend etwas, das wirklich Spaß machen würde, sucht man auch hier vergebens. Wie eben auch im gesamten Rest des Spiels.
Fazit:
Ich gebe zu, ich habe nach drei Story-Gebäuden beschlossen, dass mir meine Zeit für dieses halbgare Machwerk zu schade ist. Wenn es also ein grandioses Finale gibt, dann habe ich es verpasst. Allerdings ist es mir den Weg dort hin schlichtweg nicht wert. "Welcome to Hanwell" ist einfach nur lieblos hingeklatscht, uninspiriert, langweilig, nervig. Punkt.
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