Spielzeit:
126 Minuten
[h1]Ein kurzer, schwer verdaulicher Trip[/h1]
Das Familienglück unserer Protagonistin Mary schien perfekt zu sein, das Leben mit ihrem Ehemann Mark und dem gemeinsamen Sohn Andrew in geregelten Bahnen zu laufen. Doch dann reißt ein Autounfall den Vater der jungen Familie aus dem Leben, Mary heiratet ein zweites Mal - eine Entscheidung, die sich als fatal erweisen soll. Denn ihr neuer Ehemann Oliver hat nicht nur seinen Job verloren und ist bei zwielichtigen Gestalten verschuldet, er ist dazu der Alkoholsucht verfallen und neigt zu häuslicher Gewalt. Die Ausgangslage von [i]Little Kite[/i], einem Projekt des ukrainischen Ein-Mann-Studios [b]AnateStudio[/b] könnte also kaum bedrückender sein.
[i]Little Kite[/i] ist ein klassisches Point & Click-Adventure und beleuchtet das tragische Schicksal von Mary und Andrew. Der Großteil der Geschichte spielt sich aus der Sicht von Mary und in der überschaubaren Wohnung bzw. dem Wohnhaus ab, in einem Kapitel steuern wir aber auch Andrew durch eine surreale Fantasiewelt, die dieser erschaffen hat. Gesteuert wird [i]Little Kite[/i] ausschließlich mit der Maus, per Linksklick wird unsere Figur bewegt, Gegenstände können untersucht und aufgenommen sowie im Inventar kombiniert werden. Darüber hinaus gibt es noch einige kleinere Rätsel, die gelöst werden müssen, um in der Story voranzukommen, der Schwierigkeitsgrad schwankt dabei deutlich und, Schande über mein Haupt, an zwei Stellen musste ich nachschauen, wie es weitergeht. Je nachdem wie lange man für die Rätsel benötigt (bzw. wie lange man selber tüfteln möchte), sollte es etwa 2 – 3 Stunden dauern, bis man erfährt, ob Mary und Andrew ihrem düsteren Alltag entkommen können.
Grafisch bedient sich das Spiel eines etwas eigenwilligen Zeichenstils, einfachen Animationen und einer relativ dunklen Farbpalette, die der Story aber absolut angemessen ist. Zwischen den Kapiteln wird die Geschichte mit handgezeichneten Standbildern vorangetrieben, die mir optisch sehr gut gefallen haben und die Tristesse der Handlung verdeutlichen. Und auch wenn [i]Little Kite[/i] auf eine allzu explizite Gewaltdarstellung verzichtet, wird dennoch genug angedeutet, die Hoffnungslosigkeit ist während der gesamten Spielzeit ein stetiger Begleiter. Akustisch wird das Spiel von einem zurückhaltenden Piano-Stück und einigen, wenigen Soundeffekten untermalt. Hier wäre deutlich mehr drin gewissen, auch auf eine Synchronisation wurde verzichtet. Alle Dialoge gibt es dementsprechend nur als Text, wobei in der englischen Fassung einige Schreib- und Grammatikfehler auffallen, verständlich bleibt das Spiel aber dennoch.
[i]Little Kite[/i] nimmt sich also einem schwierigen Thema an, behandelt dieses mit gebotener Sensibilität und schafft es, eine triste und äußerst schwere Atmosphäre zu generieren. Dass die Spielzeit etwas knapp ist, die Rätsel teilweise ein wenig aufgesetzt wirken und akustisch mehr möglich gewesen wäre, ist zwar schade, einem Ein-Mann-Projekt will ich dies aber auch nicht zu schwer anlasten. Was bleibt ist also ein solides Point & Click-Adventure, das wichtige Aufmerksamkeit für die Thematik schafft und im Sale bedenkenlos mitgenommen werden kann.
[quote] Mehr Reviews gibt es auf [url=https://store.steampowered.com/curator/39911361/]meiner Kuratorenseite[/url]. :) [/quote]
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