Spielzeit:
883 Minuten
Silent Storm handelt vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges. In zwei Kampagnen kämpfen wir auf deutscher oder alliierter Seite. Für die verdeckten Operationen und Stoßtruppeinsätze hinter feindlichen Linien stehen - ähnlich wie einst in Commandos - dabei vier bis sechs Spezialisten (Grenadier, Scharfschütze, Späher, Techniker, Arzt usw.) zur Verfügung. Jeder ist ein Meister seines Fachs. Die Teammitglieder kann man dabei selbst bestimmen, wobei deren Auswahl stark von den Auftragszielen abhängt. Allgemein empfiehlt es sich, möglichst alle Charakterklassen zu berücksichtigen. Ein fünfköpfiger Trupp, bestehend aus drei Ärzten, wäre ziemlich witzlos. Da nahezu jede Mission die Anwendung verschiedener Fertigkeiten erfordert, müssen auch alle Eigenschaften unserer Mannen im Team entsprechend vertreten sein. Der Grenadier ist besonders gut im Nahkampf, der Scharfschütze extrem treffsicher, der Techniker geübt im Entschärfen von Minen. Alle Charaktere gewinnen im Laufe des Spiels an Erfahrungswerten. Mit Hilfe eines "Charakterbaums" können wir die erworbenen Erfahrungspunkte in neue Fähigkeiten investieren (z.B. erhöhte Treffsicherheit, mehr Ausdauer), was zum Weiterspielen motiviert. Gut auch, dass man Aussehen und Ausrüstung seiner Gruppenmitglieder rollenspielähnlich selbst bestimmen kann.
Über 70 authentische Weltkriegswaffen stehen zur Auswahl. Zwischen den Einsätzen besuchen wir immer wieder die Waffenkammer eines Geheimstützpunktes, um uns dort mit Maschinenpistolen, Gewehren, Panzerfäusten, Handgranaten, Medikamenten oder Werkzeugen auszustatten. Weniger realistisch sind die gegnerischen Kampfroboter, die in einigen Gefechten aufkreuzen, und die es 1943 natürlich nicht gab. Vermutlich wollten die Entwickler das sattsam bekannte Szenario des 2. Weltkrieges durch einige futuristischen Extras bereichern.
Missionsziele und Einsatzorte sind vielgestaltig. Mal geht es darum, eine wichtige Person zu kontakten, mal müssen Dokumente aufgefunden oder wichtige strategische Punkte eingenommen werden. Die Gefechte führen den Spieler auf entlegene Eisenbahnhöfe, in kleinere Ortschaften oder Industriekomplexe. Die Schauplätze wurden gut dargestellt und setzen das jeweilige Umfeld (z.B. ein altes Schloss oder einen französischen Marktplatz) passend in Szene. Das eigentliche Spielprinzip ist das aus Jagged Alliance. Jeder Spielfigur besitzt eine bestimmte Anzahl von Aktionspunkten. Diese werden durch die jeweiligen Handlungen (schießen, rennen, werfen usw.) verbraucht. Sind alle Aktionen durchgeführt, endet unsere Runde, und die Gegenseite beginnt ihren Zug.
Aufgrund der soliden Steuerung behält man stets den Überblick. Wegfindung und Gegner-KI hingegen zeigen einige Mängel. Das größte Manko ist allerdings der Schwierigkeitsgrad. Bereits auf der leichtesten Stufe entpuppt sich Silent Storm schon nach kurzer Zeit als harter Brocken. Gerade Anfänger könnte das frusten. Aber dank des süchtigmachenden Spielprinzips sieht der Spieler schnell über solche Macken hinweg.
Grandios erscheint mir die Physikengine. Nahezu alles ist zerstörbar. Auch die (Sterbe-)Animationen der Figuren könnten echter kaum sein. Unterstrichen wird das Ganze durch eine ansehnliche Grafik und einen vernünftigen Sound. Lediglich die Stimmen einiger Sprecher klingen stellenweise unfreiwillig komisch.
Silent Storm ist ein Spiel für reine Solisten. Ein Mehrspielerpart existiert nicht. Aber dafür liegt der Gold Edition ja noch das Addon Sentinels bei. Das handelt von den ersten Nachkriegsjahren und der Geheimorganisation "Thor's Hammer". Beide Spiele, also Hauptprogramm + Addon, umfassen zusammen viele Stunden Spielspaß. Den sollten sich Rundenstrategen nicht entgehen lassen.
Negative Aspekte:
teilweise unfair hoher Schwierigkeitsgrad, Mängel bei KI und Wegfindung
Positive Aspekte:
motivierendes Spielprinzip, fantastische Physikengine, lange Spielzeit
👍 : 9 |
😃 : 0