Spielzeit:
1721 Minuten
Grundsätzlich meckere ich ja gern über die Ys-Serie, aber Ys IX: Monstrum Nox macht das etwas schwieriger. Es ist nicht der beste Ys-Teil, aber bei weitem auch nicht der schlechteste. Er schwimmt auf dem Kadaver von Lacrimosa of Dana und hält sich damit an der Oberfläche. Natürlich, auch der neunte Teil der Serie hat wieder seine Problemchen, aber diesmal sind mir die nicht so übel aufgestoßen wie im Vorgänger. Diesmal überwiegen die positiven Aspekte und auch, wenn der Plot extrem bescheuert ist, konnte er mich bei der Stange halten und hat dafür gesorgt, dass ich weitergespielt habe, weil ich wissen wollte, was als nächstes passiert.
Kurzform: Adol Christin bekommt wieder einmal all seine Kräfte weggenommen und findet sich in der Gefängnisstadt Balduq wieder. Ironischerweise bleibt er trotz eines Gefängnisausbruchs gefangen und muss herausfinden, was in der Stadt vor sich geht. Er schließt sich den Power Rangers an und erkundet die Stadt, die sich im Verlauf des Spiels nach und nach öffnet. Währenddessen sitzt ein weiterer Gefangener im Gefängnisturm von Balduq ein und sucht nach einer Möglichkeit, aus diesem auszubrechen.
Wir wechseln gelegentlich von einer Perspektive in die andere und erleben eine Handlung, die von der Qualität her zweigeteilt ist. Der Monstrum-Subplot ist gehöriger Unsinn, aber irgendwie müssen wir ja die Charaktere für unsere Ys-Partie einführen. Hier wird in jedem Kapitel die tragische Hintergrundgeschichte eines Hauptcharakters erzählt, durch die man sich gepflegt langweilt oder durchskippt, bis man einen Grund gefunden hat, um in einen Dungeon zu gehen, denn am Ende jedes Kapitels wird die Story deutlich interessanter. Ich fand den zweiten Gefängnisplot viel spannender als die Haupthandlung und war dann etwas verärgert darüber, wie alles aufgelöst wurde - das wäre sicherlich anders gegangen.
Wenn man sich nicht gerade ellenlange und uninteressante Gespräche anhört, findet man auch noch ein Ys-Spiel vergraben in der ganzen Laberei und das ist - wie es für den Titel üblich ist - ganz simpel: Eine Taste zum draufkloppen, eine zum blocken, eine zum ausweichen, Taste gedrückt halten und Skills ballern. Spielt sich flott, kracht wie die Sau und macht immer noch Laune. Dieses Mal habe ich allerdings das Gefühl, dass es deutlich unübersichtlicher geworden ist. Beobachten allein reicht nicht mehr, um Attacken mit einem Flash Guard zu parieren, jetzt ist da auch ne ganze Priese Glück notwendig, denn oftmals fliegt derartig viel Zeug durch die Gegend, dass ich mich nicht wirklich fixieren kann. Auch wirkt die Steuerung arg überladen, da man dachte, es wäre echt dufte, den Monstrums spezielle Fähigkeiten zu verpassen. Also rennt Adol plötzlich die Wände hoch, schwingt sich mit einem Geisterlasso durch die Gegend und macht irgendwelchen Unsinn, obwohl ich eigentlich nur den Extraskill auslösen wollte. Der reagiert nämlich meist nie auf die erste Eingabe und möchte betüdelt werden, die alte Diva. Da die Skills wie so üblich auf den vier Haupttasten des Controllers liegen, kommt es auch zu kleineren Problemen, denn die sind alle doppelt belegt. So möchte ich mit R+X einen Skill auslösen und stehe plötzlich als ein anderer Charakter da - oder ich visiere plötzlich irgendeinen Typ am Arsch der Heide an, weil Y für Fokustarget benutzt wird, wodurch ich mein Hauptziel aus den Augen verliere. Hier hätte es keine große Innovation gebraucht, denn Ys hat wunderbar ohne das ganze Brimborium funktioniert.
Apropos Brimborium: Die Tower Defense-Sektionen aus Lacrimosa of Dana sind wieder mit dabei. Juhu, schreie ich, denn diesmal sind sie eine Hauptmechanik. Es kommt dauernd zu diesen öden Kloppstufen, in denen man nichts anderes macht, als irgendwelche Typen zu verzimmern, die aus umliegenden Portalen kommen. Manchmal kloppt man auch ein paar Steinchen kaputt und vertrimmt Typen nebenbei. Das ist nicht anspruchsvoll und macht mir persönlich keinen großen Spaß, aber der Soundtrack suggeriert mir dann wieder, dass ich gefälligst Spaß haben soll, denn der kracht wie die Sau. Die Musik ist wieder rockig, treibend und macht eine ganze Menge Laune - etwas anderes bin ich von Ys auch nicht gewohnt.
Was ich jedoch gewohnt bin, sind Abenteuer und dieses Mal enttäuscht es mich etwas. Die gesamte Handlung findet in einer Stadt statt. Es gibt ein paar Außengebiete und da kommt das klassische Feeling auf, aber ansonsten ist man doch sehr ortsgebunden. Es hilft auch nix, dass man sich mit Teil IX an einer offenen Welt versucht, denn mehr als Zeug einsammeln tut man nicht. Da hätte ich lieber kleinere Gebiete in verschiedenen Biomen gehabt.
Dafür klappt es diesmal mit dem Pacing besser und das alleine verdient einen Daumen rauf. Klar, gelabert wird immer noch viel, aber so ist das halt in Japan - dafür dauert das Spiel nicht länger als es müsste. Nach ~30 Stunden ist der Spuk vorbei, die Geschichte ist zu ende erzählt und alles ist gesehen. Für ein Action-RPG ist das schon eine Menge Holz und mehr habe ich auch nicht verlangt. Leider werden wir immer noch behandelt, als wären wir bescheuert, denn richtige Rätsel gibts immer noch nicht. Wenn es ein Mysterium zu lösen gibt, zeigt das Spiel immer noch recht deutlich auf die eindeutige Lösung, aber immerhin sind die großen Pfeile weg, die mich von A nach B gelotst haben.
Insgesamt stimmt mich Ys IX zufrieden. Es haut mich nicht vom Hocker, aber es enttäuscht mich auch nicht. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und freue mich, dass ich dem Ding einen Daumen hoch geben kann.
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