Spielzeit:
1056 Minuten
"Drive on Moscow" ist ein kleines Strategiespiel.
Die Schlacht um Moskau. Ab Anfang Oktober 1941 startete die Heeresgruppe Mitte eine Offensive, die die Einnahme Moskaus zum Ziel hatte. Die Operation scheiterte vollständig und zerstörte erstmals den absurden Mythos der Unbesiegbarkeit der Wehrmacht. Schlamm, Nachschubprobleme, strategische Fehlentscheidungen und vor allem Stärke, Anzahl und Entschlossenheit der Verteidiger führten zur deutschen Niederlage. Die massive Gegenoffensive der Sowjets resultierte im unvermeidlichen deutschen Rückzugsbefehl im Januar 1942.
Dieser kleine Titel, der vier Szenarien der Schlacht um Moskau abdeckt, funktioniert im Wesentlichen wie ein Brettspiel. Alles ist stark simplifiziert, dadurch sehr einsteigerfreundlich ohne allerdings unkomplex zu sein. Am ehesten läßt sich das Game vielleicht mit einer Partie Schach vergleichen. Wir können als Sowjetunion oder als faschistisches Deutschland spielen.
Die Karte ist ziemlich klein. Die Anzahl der Provinzen ist ähnlich wie die Anzahl der Felder eines Schachbretts. Es sind keine Hexfelder, sondern die Provinzen sind unterschiedlich groß, wodurch sie eine unterschiedliche Zahl an Nachbarprovinzen haben. In jeder Provinz können bis zu drei Einheiten jeder Seite stehen. Pro Zug dürfen wir alle Einheiten einer Provinz bewegen. Besteht der Übergang zu einer Nachbarprovinz aus einer Brücke können wir nur eine Einheit über den Fluß bringen. In einem Zug können wir aber zum Beispiel eine Einheit über einen Fluß bringen und die anderen beiden Einheiten in eine andere Provinz bringen.
Es gibt im Kern nur drei unterschiedliche Einheiten. Infanterie, Panzer und motorisierte Infanterie. Die Sowjets haben noch Kavallerie und Fallschirmjäger. Jede Einheit hat Stärkepunkte, die sowohl die Anzahl der Angriffe angeben als auch die Lebenspunkte. Infanterie kann pro Zug je ein Feld vorrücken, Panzer und motorisierte Einheiten mehrere, wenn es das Terrain erlaubt.
Gezogen wird (in der Regel) abwechselnd. Jede Einheit kann in einer Runde, die meist drei Tage abdeckt, nur einmal ziehen. Wieviele Züge es in einer Runde gibt, hängt vom Zufall ab, denn wie lang ein Zug dauert, wird ausgewürfelt. Ein Zug kann mal sechs Stunden vom Rundenkonto abziehen, mal zwölf Stunden oder auch mal gar keine Zeit. Dadurch weiß man nie wieviele Züge man hat und man wird gezwungen, taktisch zu priorisieren.
An jedem Tag gibt es festgelegte Verstärkungen oder auch mal neue Einheiten oder auch Sonderzüge. So starten wir als Deutschland etwa mit drei freien Angriffen hintereinander ohne daß sich die Alliierten wehren können, was einen Blitzangriff und die gegnerische Überraschung repräsentieren soll. Oder wir dürfen am Beginn einer Runde eine gegnerische Einheit wählen, die durch die Luftwaffe unterdrückt wird und sich dadurch in dieser Runde nicht bewegen kann.
Das Erstaunliche an dem Spiel: trotz des recht simplen Regelwerks ist die Komplexität der taktischen Überlegungen, die es fordert, hoch. Und auch wenn es nur eine einzige Karte mit den immer gleichen Grundbedingungen mit den gleichen Verstärkungen gibt, können sich die Partien doch recht unterschiedlich entwickeln. Auch ist es interessant, mal die jeweils andere Seite zu spielen. Die anfänglich überlegenen Deutschen oder die anfänglich überrumpelten Sowjets, die im Laufe der Zeit deutlich mehr Verstärkungen und neue Truppen bekommen als die Gegenseite. Als Sowjetunion ist man geneigt, sich zunächst taktisch zurückzuziehen, um nicht gekesselt zu werden. Eingekesselte Einheiten erhalten nämlich keinen Nachschub und können sich weder bewegen noch zurückschießen oder angreifen.
Grafisch ist das Spiel einfach, aber zweckmäßig und übersichtlich. Sound und Musik sind passend. Technisch funktioniert alles sauber.
Der Titel ist wie eine Brettspielversion von den typischen Hardcore-Strategiespielen. Er enthält viele Elemente in stark vereinfachter Form, ist historisch im Rahmen seiner Strukturen ziemlich akkurat und bietet so sowohl eine gute Erfahrung für Einsteiger in das Genre als auch eine nette Zwischendurchpartie für Hardcore-Strategen.
(Wer Gameplay sehen will, dem kann ich nur wärmstens das Angespielt des besten youtubers aller Zeiten "Steinwallen" empfehlen).
[h1]Wertung:[/h1]
8/10 Atmosphäre
7/10 Story
7/10 Grafik
7/10 Sound
8/10 Spielmechanik
8/10 Balancing
8/10 Spielspass
[h1]Fazit:[/h1]
Nach Moskau! Nach Moskau!
[h1][b]8/10 Gesamtwertung
👍 : 16 |
😃 : 1