Spielzeit:
1184 Minuten
Dass die mitgelieferten Charaktere in erster Linie in Richtung School-Romance gehen, war zu erwarten. Mir persönlich gefallen die Grafiken, trotzdem hoffe ich auf Erweiterungen jenseits typisch japanischer Schuluniformen und Yukata, da ich nicht vorhabe, eine VN zu stellen, die in Japan spielt und in der praktisch nur Jugendliche auftreten (da die Software jedoch in erster Linie auf den japanischen Markt zugeschnitten sein dürfte und das Setting auch hier sehr beliebt ist, sehe ich das nicht als Minuspunkt).
Die Hintergrundgrafiken kommen mit abgewandelten Lichtverhältnissen (morgens, mittags, nachts), was ich als nützlich und gut durchdacht empfinde. Auch hier finden sich die meisten Grafiken für den Bereich Schule. Es gibt aber auch ein paar für ein Fantasy Setting.
Die Musik ist harmlos und leider völlig vergessenswert (dabei mag ich die Stücke des Komponisten sonst sehr gern) und spätestens hier wird endgültig klar, dass die Standard-Ressourcen auf Otome-Games ausgelegt sind.
Die Bedienung des VN Makers empfinde ich als umständlich und alles andere als intuitiv. Anders als beim RPG Maker, den ich liebe, macht das Herumprobieren mit dieser Software nicht einmal Spaß, weil einem als Anfänger nichts anderes übrig bleibt, als sich durch das Handbuch (nur Online abrufbar) zu arbeiten, wenn man tatsächlich etwas erreichen will. Ich habe nichts dagegen, bestimmte Funktionen nachzulesen, doch wenn ich beinahe jede Funktion nachschlagen muss, bleibt der Spaß schnell auf der Strecke. Dass die Veröffentlichung des VN Makers solange aufgeschoben wurde, um besagtes Handbuch zu erstellen, mutet da wie ein Indiz dafür an, dass den Entwicklern selbst klar geworden ist, dass das UI nicht so kinderleicht zu durchschauen ist, wie im Vorfeld behauptet wurde.
Mir stellt sich nur die Fragen, warum stattdessen kein anständiges Testspiel erstellt wurde, das mehr als eine kleine Handvoll Funktionen streift, anstatt mit Seiten voller Text aufzuwarten? Wenn alles so einfach und schnell geht, wäre das in den zusätzlichen 12 Monaten Entwicklungszeit doch mit Sicherheit möglich gewesen.
Dafür, dass damit geworben wird, dass keine Programmierkenntnisse erforderlich seien, wird für meinen Geschmack außerdem zu oft auf Scripts verwiesen (sei es im Handbuch oder in Diskussionen mit dem Entwickler).
Dialoge zu schreiben ist extrem umständlich und dadurch zeitaufwendiger, als ich es mir wünschen würde. Es gibt zwar die Möglichkeit über einen sogenannten Message Batcher zu arbeiten, der einem das Vorgehen offenbar erleichtert, doch sucht man in dem Handbuch vergeblich nach einem Hinweis auf diese Funktion. Ich habe nur herausgefunden, dass diese Möglichkeit überhaupt besteht, weil ich in einer der Diskussionen hier auf Steam darüber gestolpert bin.
Zwei Filme (in diesem Fall Wettereffekte) gleichzeitig abzuspielen, scheint ohne Performance-Verlust nicht möglich zu sein. Zumindest bei mir geraten Bild und Schrift prompt ins Stocken.
Kurzum: Ja, es ist möglich auch ohne Programmierkenntnisse eine Visual Novel mit diesem Programm zu erstellen, doch ob man Spaß daran hat, das ist eine andere Frage. Mir fällt es ehrlich gesagt schwer, zu glauben, dass jemand, der ausschließlich die im UI ausgewiesenen Funktionen verwendet, lange genug durchhält, um tatsächlich ein Projekt mit mehreren Stunden Spielzeit fertigzustellen. Dafür ist gerade das Erstellen der Dialoge zu umständlich.
Um fair zu sein: Ich wäre mit Sicherheit weniger kritisch, wenn die Entwickler nicht vermehrt damit geworben hätten, dieses Programm sei extrem benutzerfreundlich und einfach in der Bedienung und die zusätzliche Entwicklungszeit sei notwendig gewesen, um alle Fehler auszumerzen. Dafür ist die Bedienung einfach nicht intuitiv genug und auch Bugs gibt es entschieden zu viele.
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