Spielzeit:
642 Minuten
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Spiel durch eine Let's Play-Vorstellung durch den Let's Player Writing Bull, danke fürs Vorstellen an der Stelle, und es hat mir spontan gefallen.
Pre-Dynastic Egypt ist ein nettes kleines rundenbasiertes Strategiespiel. Es stammt von russischen Indie-Entwicklern, die bereits, soweit ich das erkennen kann, Spiele dieser Machart für die klassische Antike und die Steinzeit gemacht haben und das Szenario diesmal ins Alte Ägypten verlegt haben. Es orientiert sich ein bisschen an Civ, konzentriert sich aber hauptsächlich auf einen Aspekt der Spiele nämlich die Bürgerverwaltung. Rundenweise erwirtschaften wir durch das Einsetzen von Bürgern auf verschiedenen Ressourcen-Feldern eben diese verschiedenen Ressourcen, um neue Bürger auszubilden, Gebäude zu bauen, die die Erträge steigern und kulturelle Errungenschaften freizuschalten, die uns Boni geben oder neue Gebäude oder Features freischalten.
Die Grafik ist eher zweckmäßig aber in einem liebevoll an ägyptische Malereien angelehnten Stil gehalten und im Vergleich zu seinen direkten Vorgängern sieht es auch weniger aus wie ein Mobile-Game, dafür sorgt allein schon die sehr stimmige Gesamtkonzeption. Ein übriges tut dazu dann auch noch der sehr passende Soundtrack, der bei mir sofort wohlige Erinnerungen an den City-Builder Pharaoh von damals auslöst. Also in der Beziehung kann man nicht meckern. Das Spiel ist komplett und soweit ich überschauen kann auch sehr gut übersetzt worden und bindet angesichts des historischen Szenarios auch begleitend zur eigenen Entwicklung und dem historischen Background Infohappen ein, die eben diese geschichtliche Epoche erläutern. Dabei hat der Entwickler wohl entsprechend mit Historikern zusammengearbeit, um da historisch akkurat zu sein, was diese Infohappen angeht. Valiant Hearts lässt ein wenig grüßen.
Da man sich sehr an einem halbwegs historischen Geschichtsverlauf orientiert ist es die Aufgabe des Spiel entlang eines gescripteten historischen Kampagne verschiedene historische Stationen der predynastischen-ägyptischen Zeit nachzuerleben und vom Nomadenstamm über eine sesshafte Tonbrenner-Kultur über Adels- und Stadtgesellschaft hin zum frühen vereinten ägyptischen Reich aufzusteigen. Dabei werden zu bestimmten Zeiten (neben Runden bemisst sich der Spielfortschritt entsprechend auch mit einem Zeitfortschritt) historische Ereignisse wie die Verehrung des Falken als Hauptgott, der Krieg der frühen ägyptischen Kulturzentren oder der ägyptische Bürgerkrieg, der es in Unter- und Oberägypten teilte als Prüfungen getriggert, die man entsprechend überstehen und auch rechtzeitig abschließen muss, um die eigentlich zentralen Siegbedingungen zu erfüllen, nämlich die Einigung Ägyptens dann in einem gemeinsamen Reich.
Zwischendurch verbringen wir eben viel Zeit damit unsere Anfangssiedlung rundenweise zu optimieren, zunächst die regionale Karte aufzudecken, umliegende Stämme zu unterwerfen oder einzugliedern und damit zum Fürstentum zu werden, um so die globale Ägyptische Karte freizuschalten, auf der wir dann ganz ähnlich dann mit fremden Kulturzentren handeln, sie anschließen oder mit ihnen Krieg führen. Zwischendurch gibt es immer mal wieder negaitve oder positive Zufallsereignisse, die einem Boni bringen oder Kosten auflergen können.
Das Spiel ist auf etwa 220 - 230 Runden gedeckelt. Sprich es ist keine uferlose Erfahrung, wie man sie vielleicht von manchen Civ-Partien kennt. Innerhalb dieser Rundenzahl müssen wir entsprechend die finale Prüfung, die Einigung des Reiches abgeschlossen haben, die dann im Lategame sowohl Kultur(Forschungs)punkte, als auch Produktion als auch Nahrung im großen Stil verschlingt, also sollte man bis zur heißen Phase gut in seine Wirtschaft investiert haben. Ich habe für einen erste Durchlauf etwa 4h Stunden auf der einfachste Schwierigkeit gebraucht und muss sagen, dass es trotzdem nach hinten raus mit der Prüfung eng wurde. Also ich hatte bei jeder Prüfung noch ein paar Runden Luft nach oben und hab die recht gut abgeschlossen (es gibt Wertungen dafür uA wie schnell man sie abschließen kann) aber das ist dennoch sehr passgenau mit den Runden gestrickt. Ich hatte das Gefühl sehr gut zu sein und der Zeit etwas voraus, aber tatsächlich lag ich eigentlich so ziemlich genau immer auf der Erwartung. Also man muss schon ranklotzen. Ich kann mir vorstellen, dass auf höheren Schwierigkeitsgraden die Zeit dann eben gerade genau ausreichen wird. Ich kann sagen das wenige Geld, dass ich für das spiel bezahlt habe, war diese vier stunden Erstspielzeit wirklich wert. Wiederspielwert ist ehrlich gesat nicht so klar zu benennen. Es gibt nur diese historische Kampagne, die man nach dem Abschluss quasi sandboxig weiterspielen könnte, was aber keinen Sinn macht, da danach nichts mehr passiert. Und die historische Kampagne spielt sich halt jedes Mal im Grunde gleich und die Karten sind ebenfalls identisch, sodass man, wenn man weis wo lukrative Vorkommen sind, dann die Erkundung direkt schon darauf fokussiert.
Der größte Wiederspielwert liegt eher in den Zufallsevents die noch mal eine besondere Erschwernis darstellen und eben im höheren Schwierigkeitsgrad, wo man wahrscheinlich eben sein Vorwissen, über das, was kommt, oder was man aufdecken wird, gut gebrauchen kann. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich über Modifikatoren in gut, neutral oder schlecht in vier Bereichen bestimmen. Unter anderem die Bodenqualität oder die Häufigkeit bestimmter Ereignisse. Standardmäßig für Einsteiger steht das auf gut, das heißt man erhält kleine Boni auf die Geländeerträge oder häufiger positive Ereignisse. Auf neutral ist es entsprechend ausgeglichen und auf schwer erhält man Mali. Da man die vier Bereiche unabhängig von einander definieren kann, kann man sich die Schwierigkeit entsprechend individuell zusammenstellen, zum Beispiel zwar mehr negative Ereignisse aber keine Nachteile oder vielleicht Vorteile noch bei der Produktion. Das und die Zufallsevents lohnen dann eventuell die Kampagne nochmal als Herausforderung nochmals anzugehen. Da sie mit vier Stunden Spielzeit eben nicht sonderlich lang ist, kann man das auch gerne mal machen.
Wichtiger Punkt: Das Spiel erstellt zum Abschluss jeder gespielten Kampagne eine Punktewertung, die eben davon abhängt, wie schnell man die einzelnen Prüfungen jeweils abgeschlossen hat und auch welchen Schwierigkeitsgrad man zuvor eingestellt hat. So muss man, um das Spiel mit einer höheren Punktzahl abzuschließen, zwangsläufig auf höheren Schwierigkeitsgraden spielen.
Da das ganze noch mit Steam-Achievements unterlegt ist, sprich man auch noch einen Nachweis für den perfekten Playtrough bekommt, kann das nochmal sehr motivierend sein.
Insgesamt wurde ich für mein Geld da sehr gut unterhalten und kann das für Freunde von Rundenstrategie und Bürgermanagement bedenkenlos weiterempfehlen. Und werde wahrscheinlich bei Zeiten auch noch eine weitere Partie anfangen.
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