Spielzeit:
291266 Minuten
Conan Exiles – Wie ich lernte, das Überleben zu überleben*
Es gibt viele Wege, ein neues Leben zu beginnen. Manche entscheiden sich für einen Neuanfang in einer fremden Stadt, andere für eine spirituelle Reise – und dann gibt es jene, die sich ans Kreuz nageln lassen und in einer feindlichen Wüste erwachen.
Genau so beginnt *Conan Exiles*. Doch bevor ich überhaupt richtig realisiere, dass ich hier gestrandet bin, passiert etwas Merkwürdiges: Ich bin nicht einfach ich. Nein, ich bin ein unfertiger Gedanke, eine vage Idee meiner selbst. Es ist, als würde ich aus einem Albtraum erwachen – und erst meinen eigenen Körper zusammenbauen müssen.
Der **Charakter-Editor** gibt mir die Macht, mich neu zu erschaffen. Ich forme Gesicht, Körper, Frisur – ja, sogar anatomische Details, die in anderen Spielen bestenfalls angedeutet werden. Es ist eine göttliche Schöpfung in Miniaturformat, mit mir als Architekt meines eigenen Fleisches. Ich könnte majestätisch aussehen oder wie das Ergebnis eines misslungenen Golem-Experiments – und es würde niemanden kümmern, außer vielleicht mich selbst. Doch egal, wie ich mich gestalte, das Spiel nimmt darauf keine Rücksicht. Mein Schicksal bleibt dasselbe: Ich hänge ans Kreuz genagelt in einer gnadenlosen Welt.
Der Wind peitscht über den Sand, meine Lippen sind rissig, und mir wird langsam bewusst, dass ich hier wohl nicht aus Versehen gelandet bin. Doch bevor ich mich in tiefere philosophische Analysen über Schuld, Sühne und kollektive Realität verlieren kann, taucht ein halbnackter Barbar auf, zerschlägt meine Fesseln und raunt mir zu, dass ich nun selbst sehen müsse, wie ich klarkomme. Dann verschwindet er wieder, so abrupt, wie er gekommen ist – wahrscheinlich, weil er wichtigere Dinge zu tun hat, wie zum Beispiel riesige Schlangen zu enthaupten oder melancholisch in den Sonnenuntergang zu blicken.
Ich bin also frei. Oder genauer gesagt: Ich bin ausgesetzt. Und während ich noch über die Ironie der Situation nachdenke – von einem Kreuz gerettet, nur um in einer Einöde zu verdursten – spüre ich eine extreme Trockenheit in meinem Mund. Der Durst ist kein sanftes Pochen im Hintergrund, kein freundlicher Hinweis meines Körpers. Nein, es ist eine allumfassende Trockenheit, die sich anfühlt, als hätte jemand die letzten Reste Feuchtigkeit aus meiner Existenz gepresst. Ich brauche Wasser. Sofort.
Also stolpere ich los. Auf dem Weg begegnen mir merkwürdige, bucklige Gestalten – **Imps**. Sie sind klein, haben eine bedenkliche Körperhaltung und klingen, als hätten sie seit Wochen nichts Ordentliches gegessen. Ihre Blicke sagen mir, dass ich diese Mahlzeit sein könnte. Doch sie sind langsam, und ihr Kampfstil erinnert an einen wütenden, aber unkoordinierten Versuch, sich die eigene Nase zu kratzen. Also gebe ich mich nicht mit ihnen ab und halte mich an das, was wirklich wichtig ist: den Fluss.
Und endlich finde ich ihn. Welch Freude! Welch Glück! Doch als ich näherkomme, entdecke ich die anderen Bewohner dieser fruchtbaren Oase: die **Kappas**. Eine seltsame Mischung aus Schildkröte, unförmigem Molch und möglicherweise einem verlorenen Mythos aus einer anderen Dimension. Sie stehen träge am Ufer, scheinbar völlig entspannt – zumindest die meisten von ihnen. Einige aber scheinen zu denken, dass mein bloßes Vorbeigehen eine persönliche Beleidigung darstellt, und so ergreife ich die uralte Überlebensstrategie des diplomatischen Rückzugs.
Nachdem ich mich an ihnen vorbeigemogelt habe, beginnt die nächste Prüfung: die Flussüberquerung. Klingt einfach, ist es aber nicht. Ich bin schwach, müde und absolut unbewaffnet, und wer weiß, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt. Aber es gibt keinen anderen Weg. Also stürze ich mich hinein, paddel um mein Leben und komme am anderen Ufer an. Ich habe es geschafft!
Nun beginnt das wirkliche Überleben. Steine klopfen, Holz hacken, Wände hochziehen – meine erste Unterkunft entsteht. Sie ist bescheiden, aber sie ist mein. Doch während ich mir noch gratuliere, bemerke ich eine Bewegung in der Nähe. **Hyänen.** Und sie sehen nicht so aus, als würden sie mit mir über Philosophie diskutieren wollen.
Hyänen sind eine besonders unfaire Kreatur. Sie sind nicht nur aggressiv, sondern auch erstaunlich schnell und in Gruppen unterwegs. Während ich also noch überlege, ob ich kämpfen oder weglaufen soll, fällt die Entscheidung für mich – denn sie haben mich längst entdeckt. Der Kampf ist kurz, schmerzhaft und lehrreich. *Ich bin tot.*
Aber keine Sorge – das ist nur der Anfang. Ich erwache wieder, lerne aus meinen Fehlern und baue eine bessere Unterkunft. Eine mit stärkeren Wänden. Eine mit einer Tür. Eine, die mich nicht nach fünf Minuten wieder ins Jenseits befördert. Und dann beginne ich, zurückzuschlagen. Ich werde besser, ich werde stärker, ich werde... nun ja, ein barbarischer Überlebender in einer gnadenlosen Welt.
Jetzt gibt es da noch etwas – die *Mods*. Hier kommt der entscheidende Haken: Ohne einen eigenen Server oder die Möglichkeit, einem Server beizutreten, kann ich normalerweise keine Mods nutzen. Doch zum Glück gibt es auch den **Test-Server**, auf dem man Mods ausprobieren kann, ohne gleich einen eigenen Server zu mieten. Das ist eine großartige Gelegenheit, die Mods auszuprobieren, bevor man sich langfristig verpflichtet. Allerdings – und das ist der Haken – auch hier muss man entweder selbst einen Server betreiben oder einem beitreten, der für die Nutzung von Mods konzipiert wurde.
Mods können das Spiel in vielerlei Hinsicht bereichern: zusätzliche Features, neue Inhalte, interessante Spielmechaniken. Doch je nachdem, welchen Server man betritt, können diese Mods entweder das Spiel erweitern oder es völlig entwerten. Es gibt Server, die mit fairen und kreativen Mods laufen, die das Erlebnis aufwerten – aber es gibt auch solche, auf denen jeder Spieler mit einem Klick zur unsterblichen Kampfmaschine wird. Das bedeutet, dass die Entscheidung, welche Art von Spielerfahrung man sucht, oft vom Server abhängt.
Und genau hier liegt die Herausforderung: *Möchte ich das Spiel im vollen Umfang erleben, mit allen Höhen und Tiefen? Oder möchte ich die Regeln ändern, um meine Überlebenschancen zu maximieren und auf Komfort zu setzen?* Mods bieten diese Freiheit – und zugleich die Versuchung, das Spielerlebnis nach eigenen Wünschen zu gestalten.
Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an alle **Modder** da draußen. Ihre harte Arbeit und Kreativität bringen das Spiel auf ein ganz neues Level. Sie erweitern das Spiel, fügen neue Dimensionen hinzu und machen die Welt von *Conan Exiles* immer wieder spannend. Ohne sie wäre das Spiel einfach nicht dasselbe – sie sind die wahren Helden dieser Welt.
*Conan Exiles* ist eine wunderbare Lektion in Demut. Es zeigt, dass Fortschritt hart erkämpft werden muss, dass keine Struktur für die Ewigkeit ist und dass Menschen, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, einander nach Strich und Faden bestehlen, diese auch begeistert nutzen werden. Die Mods wiederum lassen uns zwischen der reinen Spielerfahrung und der Manipulation unserer eigenen Realität wählen – eine Entscheidung, die so endgültig ist wie jede andere.
Spielspaß: 8/10
Frustpotenzial: 11/10 nur zu beginn
Überlebenschancen beim ersten Versuch: 0/10
Moralisches Ringen mit Mods: 10/10
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