Spielzeit:
834 Minuten
Nach dem mehr als enttäuschenden dritten Teil der FlatOut Reihe, bei dem man fast schon den Untergang des Franchises befürchtete, erschien etwas mehr als 5 Jahre später 2017 dann doch noch FlatOut 4.
Ist es das herbeigesehnte Comeback? Ja, könnte man so sagen. Trotzdem betrachte ich das Spiel recht kritisch.
Ich glaube wir müssen nicht wirklich besprechen wie schlecht FlatOut 3 wirklich ist. Vorab sei gesagt: Während FlatOut 4 sich wirklich wie ein Nachfolger von 2 anfühlt, ist 3 eher eine schlechte Demo eines No Name Titels, die ihr als Beigabe der Computer Bild Spiele bekommen habt. Es ist nicht ohne Grund eines der schlechtesten Spiele auf ganz Steam - es ist einfach unterirdisch.
FlatOut 4 erweckt sofort im ersten Rennen das gewohnte FlatOut Feeling. Die Autos fahren sich recht solide (wobei mir das Fahrgefühl in 1 und 2 doch deutlich besser gefiel), die Grafik ist ziemlich hübsch und es ertönt stimmige Rockmusik. Der Hauptfokus des Spiels beschränkt sich auf den Karrieremodus (einzelne Rennen oder Cups, bestehend aus mehreren Rennen) und den FlatOut-Modus, der neben einigen Herausforderungen auch den Stuntmanmodus aus den alten FlatOut Teilen enthält, bei dem man den eigenen Fahrer aus dem Auto werfen muss um bestimmte Minispiele, wie etwa Hochsprung, abzuschließen.
Doch widmen wir uns mal dem Karrieremodus genauer:
An für sich ist er sehr simpel gehalten. Neben den Rennen, gibt es noch die Werkstatt, in der man entweder Autos oder Upgrades für diese kaufen kann. Es gibt eine Reihe von Verbesserungen wie Motor oder Bremsen und jedes Upgrade lässt sich insgesamt 5 mal erwerben für das Maximum. So wird auch aus der letzten Schrottkarre ein stattliches Rennauto - zumindest auf dem Papier. Leider fühlt sich das im Rennen teilweise überhaupt nicht so an.
Beim ersten Cup gewann ich mit dem Anfangsauto ohne Upgrades spielend leicht und hatte quasi niemals Verfolger hinter mir. Ich dachte das Spiel wäre zu einfach und wollte den Schwierigkeitsgrad ändern, was leider nicht mal möglich ist. Dieser ist nämlich an die jeweiligen Rennen gebunden. Bei allen Cups danach war es dann plötzlich das genaue Gegenteil - das Gewinnen war eine Tortur. Es gab kaum ein Rennen, das ich nicht mindestens einmal neustarten musste (auch weil jeder Fehler potentiell dafür sorgen kann, dass man nicht mehr gewinnen kann). Während die Physikengine nämlich ziemlich gut und auch witzig ist, kann sie gerade bei den Anfangswagen einer der drei Rennklassen wahnsinnig frustrierend sein. Jedes Objekt, jede Anhöhung, kann das Auto sofort zum Drehen oder Überschlagen bringen. Dazu noch die Gegner, die meistens deutlich schneller als man selbst sind und ebenso bei jeder Berührung im Heck sofort das eigene Auto ins Wanken bringen. Das ist mit das frustrierenste Gameplay-Element des Spiels. Man kann quasi jedes Fahrzeug sofort von der Strecke holen, wenn man es hinten an einer Ecke rammt. Und die KI beherrscht diese Technik meisterhaft.
Doch sobald man ein schnelleres, und dazu noch schwereres, Auto hat, ist diese Problematik nebensächlich. Je höher das Gewicht, desto niedriger die Wahrscheinlichkeit, dass man aus dem Gleichgewicht gerät. Sobald man Schnelligkeit und Gewicht vereint, sind die anderen Stats fast schon nebensächlich. Das ist dann schlussendlich auch der Schlüssel um jedes Rennen zu gewinnen.
Die KI ist allerdings ziemlich gut geraten. Sie fährt natürlich, zielt auch öfter darauf ab einen zu rammen und versucht sogar auszuweichen, wenn man diese selbst rammen will. Außerdem probiert sie ständig Abkürzungen zu nehmen, die überall in den Strecken versteckt sind. Dazu existiert kein Rubberbanding. Ist das eigene Auto deutlich schneller als die der Konkurrenz, merkt man das deutlich. Was allerdings seltsam ist: Auch wenn man ein Rennen mit großem Abstand gewinnt passiert es recht häufig, dass am Ende gerade Fahrer, die fast Letzter sind über 10 Sekunden schneller bei der Bestzeit als man selbst war.
Während die Grafik keineswegs modern ist, ist sie dennoch ganz hübsch und definitiv besser als die der anderen FlatOut Teile. In 1080p scheint die Sicht in der Distanz etwas verschwommen zu sein, bei Auflösungen ab 1440p ist das aber behoben. Die Performance ist auch sehr gut (in 1440p stets über 100 FPS mit einer RTX 2070 Super und einem Ryzen 5 3600), allerdings lässt das Geschwindigkeitsgefühl des Spiels (vielleicht durch irgendwelche Filter) das Auge denken, dass das Spiel mit einer niedrigeren Framerate läuft als angegeben (gefühlt 60). Das tut dem Spiel aber überhaupt nichts ab. Der Sound ist wie gesagt solide und die Songauswahl ist wirklich klasse.
Es gibt eine handvoll Strecken, die man im Laufe der Karriere immer wieder spielt. Zwei der Strecken spielt man erst in der letzten Rennklasse, sprich im letzten Drittel des Modus. Dazu spielt man alle Strecken ab und an gespiegelt.
Neben der Physikengine, die ich durch Einwirkung auf gerade die Anfangsautos mit wenig Gleichgewicht kritisiere, gibt es noch ein weiteres großes Kriterium: Der Angriffsmodus. Wer sich dachte, dass dieser Modus in gefühlt jeden zweiten Cup gehört, der gehört verprügelt. Stellt euch vor ihr habt generell Probleme das Auto auf der Strecke zu halten und dann kommen noch Powerups wie Schockwellen oder magnetisches Dynamit dazu, die euch explodieren lassen und euch gefühlt ins Nirvana fliegen lassen. Hier ist Frust vorprogrammiert. Gerade das Dynamit, das ihr auch antreffen könnt wenn ihr weit vorne seid, kann viel ruinieren. Da bin ich wirklich dankbar, dass in Cups die Gesamtpunktzahl am Ende den Sieger ausmacht, denn so hat man hier im Notfall die Möglichkeit eine schlechtere Platzierung abzuhaken.
Die Nitrofunktion gefällt mir auch nicht wirklich. Am ehesten lässt sich dieser aufladen, indem man andere Autos rammt. Durch Sprünge oder Drifts gibt es zwar auch Nitro, aber im Vergleich deutlich weniger. Rammt man Autos aber aus einem ungünstigen Winkel (wenn man diese z.B. vorne mit der eigenen Seite berührt), zählt dies als Berührung des Gegners. Also bekommt dieser dann das Nitro und man selbst gerät mit Pech auch noch aus dem Gleichgewicht und dreht sich. Man sollte sich also Nitro für Notfälle aufsparen und vor allem dann nutzen, um anderen ins Heck zu fahren, da diese sich dann sofort drehen und man selbst das Nitro sofort zurückbekommt.
Ansonsten gibt es natürlich noch den Arenamodus, der bei FlatOut nicht fehlen darf. Hier gilt: Wer den meisten Schaden macht, ist am Ende der Sieger. Das Zerstörung von Autos gibt Extrapunkte und man muss darauf achten wie genau man Autos rammt, denn wie beim Nitro kann auch hier ein falsches Rammen als Rammen des Gegners zählen. Hier muss ich die Resetfunktion kritiseren:
Es kann passieren, dass man sich überschlägt und dann auf dem Kopf oder der Seite landet. Dann beginnt nach kurzer Zeit ein Countdown, der von 3 runterzählt und erst nach der 1 kann man sich zurücksetzen lassen. Im Arenamodus passiert es oft, dass man gerade dann sehr viel gerammt wird und jede einzelne Berührung lässt den Countdown sofort zurücksetzen, sodass man in der Zeit schutzlos ausgeliefert ist.
Alles in Allem ist FlatOut 4 ziemlich solide. Ich hatte definitiv meinen Spaß und empfehle es an jeden FlatOut Fan weiter - solange man seine Anforderungen des Wortes "FlatOut" etwas runterschraubt. Ich gebe eine 3/5.
👍 : 3 |
😃 : 0