Spielzeit:
758 Minuten
Lebenssimulationen gibt es einige wenige Gute, die dennoch das richtige Leben meistens außen vor lassen. Viel eher gibt es dann jedoch Spiele, in denen einem vorgegaukelt wird, dass jede Entscheidung, die man selbst trifft, die Geschichte und die Verhältnisse zu den Figuren ändert. Meistens handelt es sich dabei aber um “Friss oder Stirb!” Entscheidungen, bei denen die feinen Nuancen des Lebens ungeachtet bleiben. Das kleine PC-Spiel Always Sometimes Monsters allerdings macht vieles anders. Was das kleine Spiel alles richtig macht und warum es die großen AAA-Titel problemlos in die Tasche steckt, verraten wir euch in unserem Test.
Road Not Taken
Das Leben schreibt unendlich viele Geschichten, aber wir selbst können uns immer nur für eine einzige entscheiden, die wir leben wollen. Wir haben die Macht, diese anzupassen und uns zurechtzufinden, aber wir werden nie erfahren, was eigentlich passiert wäre, wenn wir uns an einem bestimmten Punkt ganz anders entschieden hätten. Und genau so eine Geschichte erzählt Always Sometimes Monsters. Es erzählt eine Geschichte, die dem Spieler auferlegt wird, doch er hat die Macht, sie zu ändern und an seine Bedürfnisse anzupassen. Dass das nicht immer leicht ist, haben wir nicht gesagt.
Always Sometimes Monsters beginnt ein wenig verwirrend, denn zunächst sieht man einen Wissenschaftler, der einem Agenten hinterherläuft. Die beiden treffen auf einen Penner, der ihnen eine Geschichte erzählt, während er sie mit einer Waffe bedroht. Settingwechsel. Plötzlich ist man in einer Wohnung und spielt einen Mann namens Larry, der einen ganz besonderen Menschen finden soll. Wenn ihr diesen gefunden habt, spielt ihr den neuen Menschen, der nun seine geliebte Person finden soll. Habt ihr diese, geht ihr zurück zu Larry und gemeinsam stoßt ihr an. Herzlichen Glückwunsch, ihr habt so eben eure beiden Hauptfiguren gewählt!
Ein Jahr später sieht die ganze Sache allerdings anders aus. Der Spieler hat einen Haufen Rechnungen zu bezahlen und muss bis zum Abend 500 $ Miete zahlen - tut er dies nicht, fliegt er aus der Wohnung. Jetzt heißt es: Sich ranhalten und das Geld zusammenstottern und hoffen, dass es reicht. Ob es letzten Endes reicht, werdet ihr nur erfahren, wenn ihr weiterspielt. Wir werden euch jedoch nicht verraten, was geschieht. Aber wir verraten euch, dass tatsächlich jede eurer Entscheidungen zu einem gewissen Wandel der Geschichte führt. Zwar gibt es ein Grundgerüst, das immer ähnlich ist, doch am Ende entscheidet ihr, welchen Job ihr annehmt oder wann ihr was macht.
Dieses Konzept ist unheimlich gut erzählt und macht dadurch, dass das Leben diese arme kleine Pixelfigur täglich “fickt” (entschuldigt die Ausdrucksweise…), so unendlich Spaß, dass man Steam am liebsten nicht beenden würde, sondern eben genau dieser kleinen Pixelfigur aus ihrem Schlamassel helfen will. Man wird sich sagen: “Das kann doch einfach nicht sein! Irgendwas muss ich doch tun können!” Und genau davon nährt das Spiel.
Was soll ich tun?
Die Hauptsache im Spiel ist Geld. Habt ihr kein Geld, könnt ihr nicht essen und somit verhungert ihr. Ohne Geld kommt ihr in Always Sometimes Monsters nicht sonderlich weit, denn nicht immer ist eure nette Nachbarin bereit, euch ein wenig Essen zu geben. Das bedeutet, ihr müsst arbeiten. Zu Beginn habt ihr noch einen Job in einem Nachtclub, allerdings habt ihr danach die Wahl.
Doch nicht nur dort liegt die Wahl bei euch, auch könnt ihr entscheiden, was ihr zu den Figuren im Spiel sagt und diese werden dann auf euch reagieren und entsprechend agieren. Die Frau von Larry ist bei uns beispielsweise total ausgerastet als wir ihr sagten, sie solle sich die Haare Schwarz färben. Kann auch sein, dass sie an der Stelle immer ausrastet. Allerdings ist in Always Sometimes Monsters wirklich ratsam, sich genau zu überlegen, was man wann sagt, da man sonst ziemlich schnell wieder alleine auf der Straße sitzt.
Die Liebe meines Lebens?
Im Grunde geht es in Always Sometimes Monsters um die Liebe, die ihr am Anfang auf der Party gewählt habt. Mit ihr/ihm hat es nämlich so gar nicht geklappt, allerdings hängt ihr immer noch sehr an dieser Person. Als eines Tages eine Einladung zur Hochzeit von eben jener Person kommt, beschließt ihr, noch einmal zu ihr zu fahren und euer Glück zu versuchen. Dafür habt ihr genau 30 Tage Zeit.
Always Sometimes Monsters erzählt aber noch eine andere Liebesgeschichte. Denn die Liebe der Entwickler zu ihrem Spiel wird so oft deutlich. Zum Beispiel haben sie ein kleines Büro ins Spiel eingebaut und sitzen selbst in einem kleinen Café herum und philosophieren darüber, ob sie sich selbst in ihr nächstes Videospiel einbauen sollen. Das ist so herrlich niedlich, das es einen erfreut.
Die Schattenseiten des Lebens
Leider hat Always Sometimes Monsters auch ein paar Schattenseiten, die sich jedoch nicht auf Grafik beziehen, denn diese ist so einfach, dass keinerlei Fehler vorkommen können. Es erinnert eher an eines dieser älteren Gameboyspiele oder an die Spiele, die via RPG-Maker geschaffen wurden. Die Grafik ist schlicht, aber fehlerfrei. Es muss nicht immer 1080 p oder schreckliche Pixelgrafik sein, um schön auszusehen. Dieser Stil in Always Sometimes Monsters ist wirklich schön.
Aber leider hat es auch ein paar Macken, die vielleicht ausgebessert werden könnten. Zum einen gibt es eine Hungeranzeige, die seht ihr aber nur, wenn ihr im Menü seid. Es wäre praktisch, diese entweder ganz in den normalen Spielbildschirm einzubauen - oder einfach ganz weg zu lassen, um das Spiel noch einen Ticken realististischer zu gestalten. Ohnehin scheint diese Hungerleiste sehr seltsam zu sein. Isst man beispielsweise ein Sandwich, wird die Anzeige nur minimal aufgefüllt, verspeist man aber einen Hot Dog, geht schon ein ganzes Stück dazu. Hier sollte nochmal nachgebessert werden.
Das Leben mit den schönsten Geschichten
Wenn man dem Leben folgt, bräuchte man keine ausgedachten Geschichten, denn das Leben selbst hat die Kreativität mit Löffeln gefressen. Always Sometimes Monsters ist ein interessantes Spiel, das andere Lebenssimulationen problemlos hinter sich lässt und mit der Einfachheit des schwierigen Lebens daherkommt. Es macht unglaublichen Spaß, jeden Tag zu erleben und immer wieder zu versuchen, das Beste herauszuholen - Und genau dieses Konzept macht unheimlich süchtig. Und wie das Leben selbst hat man auch in Always Sometimes Monsters immer die Wahl, was man gerade tun möchte. Dies ist ein Konzept, von dem sich große AAA-Titel manchmal gern eine Scheibe abschneiden können, wenn sie mit ihren Pseudo-Entscheidungen daherkommen, die am Ende doch keine Auswirkungen auf die Geschichte haben.
Zwar hat Always Sometimes Monsters auch einige Schattenseiten, doch diese beziehen sich im Grunde auf das Design, auch wenn es hin und wieder verschiedene Dinge gibt, an denen man sich die Zähne ausbeißt, weil es einfach nicht deutlich wird, was das Spiel jetzt von einem will - Wie das richtige Leben eben. Der kleine Indietitel ist auf jeden Fall einen Blick wert, gerade für Oldschool-Spieler, die gern mal in alten Zeiten schwelgen. Wir können nur jedem empfehlen, einen Blick in Always Sometimes Monsters zu werfen, denn das Leben schreibt immer noch die schönsten und interessantesten Geschichten - und das spannendste daran ist, dass man selbst der Autor ist.
+ Niedliche Grafik
+ Interessante Geschichte
+ Süchtigmachendes Konzept
+ Viele Möglichkeiten der Entwicklung
+ Oldschool (man muss sich Dinge MERKEN)
+ Witzige Anmerkungen, Entwickler sind selbst im Spiel
+ “echte Lebenssimulation”...
- … die einen stellenweise ganz schön fordern kann
- Auswahlmöglichkeiten sind nicht immer nachvollziehbar
- Tageszeiten nicht ersichtlich
- Hungeranzeige sollte dringend in ein HUD eingebettet werden
- Loopbeginn der Hintergrundmusik ersichtlich
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