Spielzeit:
805 Minuten
[h1] Talos Principle auf Crack [/h1]
[i] Islands of Insight [/i] ist ein Rätselspiel mit offener Spielwelt, das sich irgendwo zwischen [i] The Talos Principle [/i] und [i] The Witness [/i] bewegt - allerdings in der reizüberflutenden Tiktok-Variante. Das bedeutet nicht, dass man mit diesem Spiel keinen Spaß haben kann (ganz im Gegenteil). Man sollte sich aber der folgenden Punkte bewusst sein:
[h2] Always on und Viralität [/h2]
[i] Islands of Insight [/i] ist ganz offensichtlich auf Viralität getrimmt und entsprechend designt: Die wunderschöne Spielwelt ist gestaltet, um attraktive Screenshots zu generieren und zu teilen, die Internetkomponente lädt dazu ein, das Spiel an Freunde weiterzuverbreiten. Beides keine Dealbreaker, man sollte sich aber dessen bewusst sein, dass viele Komponenten dieses Spiels nicht den Spielspaß befeuern, sondern der Crosspromotion durch Influencer und Käufer dienen sollen.
Aber Moment: Internetkomponente? In einem Rätselspiel?
Und da wird es für mich dann doch kritisch: Denn im Dienste der vorgenannten Ziele kann dieses Spiel nur online gespielt werden. In der Spielwelt begegnet man immer wieder anderen Spielern, es gibt eine Level-up-Komponente mit Zahlen über den Köpfen der Charaktere, die einen zum Weiterspielen anregen soll. Dies macht das Spiel zwar nicht zu einem Mehrspielerspiel - es mit Freunden zu spielen hat keine Bedeutung für den eigenen Spielfortschritt und Hilfestellung kann im Grunde auch nicht geleistet werden. Dennoch empfinde ich die Kennzeichnung als [i] Einzelspieler [/i] als Etikettenschwindel, da ich ein Einzelspielerspiel gerade deshalb kaufe, weil ich dort "für mich" sein will.
[h2] Die Rätsel und die Spielwelt [/h2]
Dabei bietet das Spiel durchaus ganz nette Rätsel. Am ehesten kann man zu den Rätseln im engeren Sinne Zahlen- und Farbrätsel zählen. Andere "Rätsel" sind aber eher Geschicklichkeits- und Wimmelbildspiele. Bspw. muss man durch Spiegellabyrinthe laufen, durch Ringe fliegen, zwei Blöcke mit gleichen Symbolen in der Spielwelt finden, Kugeln innerhalb einer engen Zeitbegrenzung durchlaufen und noch viel mehr in der Art; mit Rätseln hat dies nichts mehr zu tun.
Die Spielwelt ist mit diesen Puzzles vollgestopft - zum Guten wie zum Schlechten. Einerseits ist die Menge an Inhalt überwältigend. Das befriedigende Sounddesign macht das Lösen der Rätsel zu einem befriedigenden Erlebnis, das Spiel sieht unglaublich schick aus und hat mystische Vibes. Imposante Bauwerke verschiedener Kulturen werden in einer lose miteinander verbundenen, im Himmel schwebenden Inselwelt zusammengewürfelt und geben der grünen Dschungelnatur einen kulturellen Kontext zwischen Verfall und Hochkultur.
Andererseits aber kommt ein Großteil der Puzzles nicht über die klassische Ubisoft Fetch-Quest heraus: Finde fünf Kugeln im Radius von 15 Metern und klicke sie an; fliege durch einen unsichtbaren Ring; gehe durch eine halb unsichtbare Pforte. Ein großer Teil dieser Puzzles soll ganz offensichtlich durch schnelle Erfolgserlebnisse die Endorphinausschüttung stimulieren. Wer einmal darauf aufmerksam geworden ist, der wird das Gefühl nicht mehr los, beim Spielen auf eine sehr plumpe Anreizmechanik hereinzufallen. Die leichten Rätsel und ihre Dichte in der Spielwelt führen dazu, dass man nie konzentriert nach etwas sucht, seine Umgebung beobachtet und sie aufmerksam durchschreitet. Man stößt immer gleich auf mehrere Puzzles und wird mit einer Flut von Reizen dazu motiviert, im Sinne eines "eins mache ich noch" unfokussiert umherzuirren.
Für jedes gelöste Rätsel wird der Spieler dann entsprechend natürlich auch noch mit einem Levelanstieg belohnt.
Vor allem der hohe Anteil an Geschwindigkeits- und Geschicklichkeitsaufgaben ist für mich persönlich nicht das, was ich von einem Rätsel-Spiel erwarte. Es sei deshalb darauf hingewiesen, dass der Anteil von Rätseln im eigentlichen Sinne äußerst gering ist und es sich hier eher um Sammelaufgaben handelt. Außerdem sind sie sehr repetitiv und arten in bloßes Abarbeiten aus.
[h1] Fazit [/h1]
Für die einen kann hierin eine angenehme, leichte Unterhaltung liegen. Wer aber ein wirklich entspannendes Erlebnis sucht, der kann anfällig für die gewisse Grundunruhe sein, die das virale Design des Spiels mit sich bringt. Hier geht es offensichtlich nicht darum, wie in [i] The Talos Principle [/i] Kopfnüsse zu knacken oder wie in [i] The Witness [/i] eine ruhige Landschaft in einer für das Medium Videospiel mittlerweile völlig unüblichen Entschleunigung zu erleben. [i] Islands of Insight [/i] ist kein auf ruhige Art bewegendes Seelenfutter wie diese beiden Spiele.
Hier werden schlicht die klassischen Mechanismen der Suchterzeugung und des viralen Marketings in das Puzzle-Genre eingeführt. Dies geht - dessen sollte man sich bewusst sein - ganz klar auf Kosten der Qualität der Rätsel und Tiefgründigkeit. Wer ein klassisches Rätselspiel spielen will, der wird hier keine große Herausforderung finden und sich wohl auch an der einen oder anderen Mechanik stoßen. Mir persönlich gefällt es auch nicht, dieses Spiel ausschließlich online spielen zu können.
Daher empfehle ich dieses Spiel nur denen, die sich an den vorgenannten Kritikpunkten nicht stören - diesen sei viel Spaß in der optisch ansprechenden Spielwelt gewünscht!
👍 : 27 |
😃 : 1