Spielzeit:
13744 Minuten
Nach 172 Stunden Spielzeit dachte ich mir, jetzt könnte ich mal etwas dazu schreiben.
Bei dem Spiel handelt es sich um die Simulation einer handwerklichen Arbeitsumgebung.
Das heißt: Keine Scharfschützen, keine Angriffe von wilden Tieren und keine Zombies (außer reanimierungswürdiger Schrottkarossen).
Man ist Betreiber einer Kfz-Werkstatt und macht Kfz-Werkstatt-Zeugs. Wartungsarbeiten und Reparaturen etc.
Darüber hinaus kann man sich eigene Fahrzeuge zulegen, die man als Neuwagen vom Händler bezieht, in Scheunen findet, als Restaurationsobjekt auf Schrottplätzen ersteht oder in Auktionen ersteigert. Diese Fahrzeuge repariert, restauriert und/oder tunt man. Auf einer Hochgeschwindigkeitspiste kann man ausprobieren, wie schnell man damit unterwegs ist, sich in Drag-Rennen mit KI-Gegenern messen oder versuchen Bestzeiten auf einer Rennstrecke zu fahren. Man kann sie auch einfach nur fotografieren und/oder sie in einer Garage sammeln und sich daran erfreuen.
Das ganze Spiel findet im Solo-Betrieb statt. Es gibt kein Online-Lattenmessen mit anderen Spielern. Sehr entspanntes vor sich hinschrauben.
In der Werkstatt ist auch Solobetrieb angesagt. Kein Azubi für niedere Arbeiten. Kein Geselle an den man Aufgaben delegieren kann und auch kein Lagermeister, der einem Teile raussucht.
Man beginnt mit einem kurzen Tutorial, während dem man ein paar einfache Arbeiten ausführt und die Bedienung von Hebebühne und anderem Arbeitsgerät kennen lernt. Ölwechsel, Teile tauschen, Federbeine zerlegen und montieren und Reifen aufziehen und auswuchten.
Danach steht man in der eigenen Werkstatt und beginnt mit einfachen Kundenaufträgen. Man verdient erstes Geld, stattet die Werkstatt mit weiteren Arbeits- und Diagnosemöglichkeiten aus und sammelt Erfahrungspunkte, die man einsetzt, um schneller zu schrauben, günstiger Ersatzteile einkaufen zu können etc.
Auch wenn es sehr früh in den Fingern juckt empfehle ich mit dem Kauf eigener Fahrzeuge zu warten, bis man so 50.000 Credits (die Währung im Spiel) auf der hohen Kante hat. Verdienen tut man sich die Credits bis dahin mit Kundenaufträgen.
Die Aufträge laufen wie folgt ab:
- Man wählt aus einer Liste verfügbarer Aufträge einen aus.
Hierbei gibt es Kampagnenaufträge, die die Entwicklung vorantreiben. d.h. es werden Arbeiten gefordert, die man so noch nicht hatte und die nach Abschluss des Kampagnenauftrags auch bei anderen Kundenaufträgen auftauchen (z.B. Spur einstellen)
- Das Fahrzeug steht vor der Tür. Es gibt einen Text, in dem der Kunde das Problem schildert und eine Liste mit zu tauschenden Teilen.
- Im einfachen Modus werden alle Teile direkt aufgeführt und man kann sofort loslegen.
(Ich empfehle den einfachen Modus bis maximal Level 10. Man verpasst sonst die manchmal herausfordernde Fehlersuche.)
- Im normalen Modus nutzt man die vorhandenen Diagnosemöglicheikten, um defekte Teile zu identifizieren. z.B. kann eine Fahrt auf der Teststrecke (Gamecontroller funktioniert dafür sehr gut) sehr hilfreich sein. Bei einer Kombination aus "Motor springt nicht an" und anderen Problemen kann es auch sinnvoll sein zunächst den Motor ans Laufen zu bringen und dann auf die Teststrecke zu gehen. Man kann auch einfach drauf los schrauben. Defekte Teile sehen meist stark korrodiert aus und lassen sich auch so identifizieren. Spätestens nach dem Ausbau kennt man den Zustand der Teile (1% bis 100% farblich von rot nach grün gekennzeichnet).
- Sobald man weiß wo das Töff Töff Wehwechen hat kann man die Teile in der Auftragsliste markieren und findet sie so leicht im Fahrzeug. Dann werden sie ausgebaut, ein Ersatzteil gekauft und dieses eingebaut. Findet man einen Fehler nicht und hat keine Lust die komplette Karre zu zerlegen oder hat am Anfang nicht genug Credits für das Ersatzteil (man muss im Shop immer in Vorkasse gehen) kann man unter Verzicht des Fertigstellungsbonus einen Auftrag auch unfertig beenden.
Alle Arbeitsabläufe sind stark vereinfacht. Man hat immer das richtige Werkzeug und die passende Schraube zur Hand. Jede Schraube wird ganz ohne Drehmomentschlüssel korrekt angezogen. Ventile und Zündung sind immer richtig eingestellt. Auf jede Felge passen alle Reifenbreiten. Fahrzeuge aller Hersteller verwenden über Jahrzehnte hinweg gleiche Ersatzteile und man muss nur den Mauszeiger über ein Bauteil halten und eine Taste drücken, schon landet das entsprechende Ersatzteil in der Einkaufsliste, ohne dass man sich durch typen- und baujahrabhängige Ersatzteilkataloge und Explosionszeichnungen wühlen muss. Mit einem Tablet (gleich vom Tutorialverdienst kaufen!!!) kann man aus dem Motorraum heraus ein Teil bestellen, was sich augenblicklich in der Hand manifestiert. Es ist auch immer jedes Teil für jedes Fahrzeug im Supermarkt erhältlich.
Durch diese Vereinfachungen wird das Spiel sehr gut und flüssig spielbar.
Wem das nicht realistisch genug ist empfehle ich dieses Ding namens "Realität" inklusive einem jahrelangen Tutorial namens Berufsausbildung/Meisterschule. Der Vorteil dabei wäre, das man von den damit verdienten Credits namens Euros achte Rechnungen bezahlen und sich auch ganz viele neue Spiele auf Steam kaufen kann. ;-)
Ist das Spiel lehrreich?
Auf jeden Fall!
Man hat von vielen Teilen in so einem Kfz schon einmal gehört und eine ungefähre Vorstellung wo die sich befinden und vielleicht auch wozu die gut sind.
Zum Reparieren/Restaurieren eines Kfz gehört aber einiges mehr, als man hier mitnehmen kann.
Was jedoch sehr lehrreich ist sind andere Dinge:
- Überblick verschaffen und zusammentragen von Informationen
- Kennen und Nutzen von Diagnosemöglichkeiten
- Relevante Informationen aus dem Kundensprech herausfiltern und in den technischen Kontext übersetzen
- Entwicklung eines Workflows, der den Erfordernissen und den eigenen Präferenzen entspricht
- Planung von Arbeitsschritten, damit man nichts zusammenbaut, was man später womöglich nochmal abbauen muss
- Entwicklung eines anderen Mindsets. Von "Oh das ist neu, wie aufregend!" über "Och nöö! Echt jetzt? Schon wieder das und das und das alles machen?" bis hin zur gelassenen Selbstverständlichkeit "OK! Das ist die Aufgabe und das wird jetzt erledigt!".
Sachen, die für jeden Handwerker vom Klempner bis zum IT-Spezialisten selbstverständlich sind.
Ich selbst bin Anlagentechniker und habe das Spiel während meines Urlaubs angefangen, weil ich irgendwie unterschraubt war. :-)
Klar, das Spiel hat auch Schwächen. Es gibt Elemente, die unfertig oder nicht zu Ende gedacht wirken.
Aber alles in allem finde ich wurde dieses komplexe Thema gelungen in eine spielbare Form gebracht.
Es gibt zu dem Spiel auch eine Demo, die man antesten kann.
Die Vorgängerversionen habe ich nicht gespielt, werde ich mir aber anschauen.
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