Spielzeit:
935 Minuten
Eternal Radiance ist eine Kombination aus Visual Novel, RPG und Hack and Slash. Da dies quasi eine perfekte Mischung für mich ist, war ich sofort vom Prinzip angetan.
Die Vorgeschichte: Das Mädchen Celeste, das dem Orden "The Ashen Order" dient, steht kurz davor zum Ritter geschlagen zu werden. Sie und ihr bester Freund Quinn bekommen jeweils eine andere Aufgabe zugeteilt. Doch während Quinn seine Aufgabe meistert, stellt sich dies bei Celeste anders heraus. Celeste's Reise wird deutlich länger als erwartet - mit Konsequenzen, die nicht nur sie selbst betreffen.
Die Story fand ich wirklich fantastisch. Im Laufe des Spiels lernt man an den verschiedenen Orten die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Während sich manche einem auf der Reise anschließen, gibt es wieder andere, mit denen man nur einige Worte wechselt. Trotzdem schaffen es auch diese Charaktere einem irgendwo ans Herz zu wachsen.
Inhaltlich ist bei der Geschichte quasi alles dabei: Die Abenteuerlust, das Gefühl der Niederlage, den Drang sich als würdig zu erweisen und auch Verrat. Wie zu erwarten überwiegt der Visual Novel Anteil den des regulären Gameplays, also ist man gut mit Lesen beschäftigt. Mich persönlich hat das überhaupt nicht gestört, denn die Geschichte war wirklich interessant und auch teils humoristisch erzählt. Auch gibt es in den Leveln selbst ab und an die Möglichkeit mit einem Knopfdruck einen Dialog zwischen den Gruppenmitgliedern zu starten. Hier erfährt man etwas Backstory oder entdeckt sogar eine Nebenquest. Ich fand es zwar etwas schade, dass man *SPOILER für diejenigen, die nichts über das Ende des Spiels erfahren wollen* nach Abschluss der Story nicht weiterspielen kann *SPOILER Ende*, aber dennoch kann man am Ende des Spiels Celeste's Abenteuer als beendet betrachten.
Die Quests sind relativ abwechslungsreich und es gibt eine ganze Menge. Theoretisch kann man die Quests in Visual Novel Quests und RPG Quests aufteilen, denn in den RPG Quests muss man quasi eine bestimmte Anzahl an Monstern töten, Gegenstände einsammeln oder einfach zu bestimmten Orten in einem Dungeon gelangen. Die Visual Novel Quests sind da nochmal abwechslungsreicher und hier muss man beispielsweise in einem Theaterstück auftreten, bestimmte Dinge erfahren oder einfach einer Händlerin Dinge verkaufen. Gerade dadurch, dass man (wie bereits weiter oben erwähnt) in manchen Dungeons die Möglichkeit auf optionale Gruppenkonversationen hat kann es einem leicht passieren, dass man die ein oder andere Quest gar nicht erst mitbekommt. Darum sollte man (wenn man das Spiel zu 100% durchspielen will) wirklich die Augen offen halten.
Für das ganze Spiel habe ich um die 15 Stunden gebraucht und im Rahmen des Preises finde ich das komplett in Ordnung. Ich hätte mir gewünscht, dass das Spiel etwas länger wäre, aber ich denke bei Spielen, die einem viel Spaß bereiten ist das auch normal.
Das Gameplay ist auf Hack and Slash ausgelegt und es macht seine Sache sehr gut. Während es einem anfangs sehr simpel vorkommt, entwickelt es sich im Laufe des Spiels durch neue Fähigkeiten und Zusatzfunktionen der Begleiter dennoch zu einem recht komplexen System. Durch sowohl defensive als auch offensive Fähigkeiten lassen sich verschiedene Kombinationen ausführen. Je höher man im Level aufsteigt, desto mehr Fähigkeiten kommen dazu. Weiterhin gibt es einen Talentbaum, an dem man besagte Fähigkeiten verbessern oder andere Talente lernen kann. Obwohl man Celeste und den Begleitern jederzeit andere Ausrüstung geben kann, kann man im Talentbaum leider nur Celeste verbessern.
Außerdem gibt es neben zwei Angriffsknöpfen auch die Möglichkeit sich zu verteidigen oder Rollen auszuführen. Mit dem richtigen Timing kann man dadurch auch Angriffe kontern, sowie einen kurzen Tempoboost aktivieren, mit dem man eine Dashattacke ausführt. Das Gameplay macht definitiv Spaß und geht einfach von der Hand.
Die Gegnerauswahl ist ordentlich. Hier gibt es nicht nur Monster, sondern auch Menschen und, genau wie die eigene Gruppe aus Nah- und Fernkampf besteht, trifft dies auf die Gegner ebenfalls zu. Auch Minibosse und größere Feinde sind zu bekämpfen.
Die Grafik finde ich ziemlich hübsch, auch wenn beispielsweise die Gesichter der eigenen Gruppe erst beim Heranführen der Kamera wirklich scharf erkennbar ist. Dennoch wirkt die Welt hübsch, ist farbenfroh und sehr abwechslungsreich.
Was ich wirklich loben muss ist der Soundtrack. Leider gibt es keine Sprachausgabe, aber die Musik ist wirklich sehr gut. An jedem neuen Ort spielt ein anderes Musikstück und je nach Landschaft und Situation ändert sich stets passend die Musikart.
Was ich auch ziemlich interessant finde ist das Crafting System. In Städten hat man die Möglichkeit des Enchantens, also der Verstärkung von Waffen und Ausrüstung. Jeder Charakter kann eine Waffe (Celeste Schwert, Ruby Stab und Valana Bogen), eine Rüstung sowie zwei Ringe tragen. Dazu kann man Schriftrollen und Relikte herstellen (oder alternativ an Orten finden), die bestimmte Werte geben (Erhöhung von Angriff, Verteidigung, HP oder Mana, HP oder Manaregeneration, Erhöhung des Critwerts, usw). Beim Enchanter kann man versuchen diese Schriftrollen und Relikte weiterhin zu verbessern (in dem man weitere Exemplare dazu gibt, allerdings hat man nur stets eine Chance eines Level Ups und nie eine Garantie), diese auf einen Gegenstand zu übertragen (so kann man die Werte der Schriftrolle/des Relikts zu den Werten des Gegenstands addieren) oder diese Verbesserung wieder von dem jeweiligen Gegenstand nehmen (falls man einen besseren Gegenstand findet, den man lieber nutzen würde). Letzteres kann man entweder Gratis tun, dabei verliert man allerdings die Schriftrolle/das Relikt und ein Teil der Verbesserungen gehen verloren. Oder man benutzt Gold dafür, dann bekommt man die Schriftrolle/das Relikt wieder zurück. Je besser der Gegenstand, desto teurer ist dieser Prozess aber gegen Ende hat man (wenn man alles auskundschaftet) so viel Gold, dass das auch keine Rolle mehr spielt. Gegenstände gibt es entweder bei Händlern zu kaufen oder aus Truhen in den verschiedenen Gebieten.
Ein paar Kritikpunkte habe ich, die sind aber nicht sehr dramatisch:
-Es gibt einige Bugs, aber nichts, was Gamebreaking wäre (z.B. manchmal bleiben Charaktere im Kampf stecken).
-Leider sind alle "Tränke" wie HP oder Manatränke auf nur 9 Exemplare im Inventar beschränkt. Sammelt man noch weitere ein, verfallen diese einfach.
-Manchmal kommt es vor, dass man zu einem Ort muss und die Quest einem daraufhin sagt, dass man wieder zurück soll. Es gibt leider Gebiete, die einem nicht die sofortige Abreise ermöglichen, sodass man entweder langwierig zurücklaufen muss oder einen Teleportationskristall benutzen muss, um wieder auf die Map zu gelangen.
-*Semi Spoiler* Einige Nebenquests haben das Ziel ein bestimmtes Ausrüstungsteil für eins der Gruppenmitglieder zu bekommen, welche oft auch direkt mit dem jeweiligen Charakter in Verbindung stehen. Ich finde diese Idee wirklich großartig und gerade bei den finalen Quests dieser Art wird einem suggeriert, dass es sich bei dem jeweiligen Gegenstand um die ultimative Version handelt. Das fände ich ziemlich belohnend, wenn man wirklich alle Nebenquests absolviert.
Leider musste ich feststellen, dass im Finalgebiet wortwörtlich jeder einzelne dieser Gegenstände durch besseren Loot in Truhen ersetzt werden kann (bedeutet also, dass man in diesem finalen Hauptstorygebiet bessere Gegenstände findet, als die, die man durch die Nebenquests bekommt). Das finde ich wirklich schade, denn dadurch geht etwas der sentimentale Wert kaputt.
An für sich bin ich aber von dem Spiel begeistert. Es zählt definitiv zu meinen absoluten Favoriten und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich hoffe, dass die Abenteuer von Celeste, Ruby und Valana eines Tages auf eine Art weitergehen wird.
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