Spielzeit:
307 Minuten
[h1]Das Leben ist schön... oder?[/h1]
[b]CW: Depression, Suizid[/b]
William ist ein gewöhnlicher Typ, der in einer scheinbar endlosen Schleife gefangen ist: Tagsüber im Büro, danach ein Treffen mit seinen Freunden Ethan und Rae bis der Tag schließlich vor dem Fernseher ausklingt. So geht es Tag für Tag, bis William einen Entschluss fällt: er kündigt den Job, gibt sein bürgerliches Leben auf und verbringt seine Nächte von fortan auf einer Brücke, die in letzter Zeit immer mehr Selbstmordgefährdete anzieht – William, selbst vom Leben gezeichnet, will endlich einen größeren Sinn finden und beschließt zu helfen!
[i]Wait! Life is beautiful![/i] ist ein interaktives Adventure, in dem wir aus verschiedenen Gesprächsmöglichkeiten auswählen können. Dies beginnt im erwähnten Job, bei dem wir Geschäftsentscheidungen treffen, zieht sich über die Dialoge mit Ethan und Rae und die Wahl des Fernsehprogramms, aber schließlich auch durch den eigentlichen Kern des Spiels: sechs Nächte lang wartet William in den Nebelschwaden auf Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen, etwa einer Krankheit, Beziehungsproblemen oder einem scheinbar unentschuldbar Fehler, aus dem Leben scheiden wollen und versucht diese umzustimmen. Jeder Dialog beginnt mit dem Ausruf „Halt! Das Leben ist schön!“, danach stehen pro Person drei mal drei Dialogoptionen zur Verfügung, bis das Spiel in die Zeitlupe geht und zeigt, ob Williams' Worte Erfolg hatte oder nicht. Obwohl man von den Menschen nicht sonderlich viel erfährt, ist es doch jedes Mal ein bedrückendes Gefühl, wenn der Pixelhaufen in die Tiefe fällt und darauf ein Moment der Stille folgt – seine Wirkung verfehlt [i]Wait! Life is beautiful![/i] nicht!
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Im Laufe eines etwa 2 – 3 Stunden langen Durchlaufs wird William zudem mit verschiedenen Reaktionen auf seine Taten konfrontiert. Weil [i]Wait! Life is beautiful![/i] auch die bittere Erkenntnis offenbart, dass nicht allen geholfen werden kann, wird Williams' Weg zwangsläufig von Leichen gepflastert, was die Polizei auf den Plan ruft. Aber auch der Rest der Bevölkerung hat seine ganz eigene Meinung, manche sehen in ihm einen Helden, andere einen Mann, der sich zum Gott aufschwingt und den Menschen ihrer Freiheit beraubt, besonders ein ominöser „Kult“ unter der Leitung eines „Meisters“ beharrt auf das Recht des selbstbestimmten Sterbens – was ja durchaus ein aktueller Diskurs ist, auf den das Spiel aber keine abschließende Antwort oder gar eine Lösung liefert.
Generell bleibt [i]Wait! Life is beautiful![/i] an vielen Stellen unkonkret – zwischen jeder Nacht gibt es jeweils ein kleines Minispiel, deren Aussagen mir aber leider verborgen blieben und auch drei der vier Enden lassen Interpretationsspielraum offen. Zwischen all den ersten Dialogen gibt es auch einige etwas humorvollere Einwürfe, wenn etwa Rick Astleys' »Never Gonna Give You Up« rezitiert wird – man kann das in einem Spiel mit dieser Thematik für unangebracht halten, mich hat es aber nicht gestört. Viel bedauerlicher finde ich hingegen, dass an manchen Stellen Potenzial liegen gelassen wurde. So haben die Dialogoptionen etwa weniger Einfluss, als sie vorgeben, weshalb sich die Gespräche in zusätzlichen Durchläufen kaum unterscheiden. Zwischen den Nächten sehen wir William außerdem in seiner neuen Unterkunft, einem Zelt auf der Straße, und lesen die Rückmeldungen von Angehörigen derer, denen William begegnet ist, wobei manche ihn auch mit einer Spende unterstützen. Diese werden allerdings nicht davon beeinflusst, wie viele Menschen wir retten konnten, auch die Ausgaben laufen automatisch ab – man kann also nicht mehr machen, als dem Geldfluss zuzuschauen...da wäre sicherlich mehr drin gewesen.
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Optisch kommt [i]Wait! Life is beautiful![/i] in einer Pixeloptik mit recht dunkler Farbpalette daher, was natürlich daran liegt, dass der Großteil des Spiels in der Nacht stattfindet, der düsteren Grundthematik ist es dennoch zuträglich. Die Dialoge sind nicht vertont und es gibt dementsprechend nur Texte, in die deutsche Übersetzung haben sich dabei ein paar Fehler geschlichen, die das Verständnis aber nicht verhindern. Auch auf die Ohren gibt es nicht sonderlich viel, zurückhaltende Klaviertöne erklingen im Hintergrund und es gibt einige, wenige Soundeffekte. Schwerwiegende Bugs konnte ich keine feststellen, etwas merkwürdig ist jedoch die Tatsache, dass das Spiel nach jedem Spiel in einer endlosen Ansicht auf die Brücke festhängt und man den kompletten Spielstand löschen und von vorne beginnen muss, sofern man eine alternative Route einschlagen will – hier wäre eine Kapitelauswahl deutlich angenehmer gewesen.
[b]Fazit[/b]
[i]Wait! Life is beautiful![/i] ist ein auffällig zurückhaltendes und ruhiges Spiel in einer netten Pixeloptik und mit einer düsteren Thematik, die durch etwas Humor aufgelockert wird. Spielerisch gibt es zwar nicht viel zu tun, es wurde in meinen Augen leider auch etwas Potenzial liegengelassen und das Spiel wird sicherlich nicht jedermanns Sache sein. Es macht letztlich aber eben genau das, was die Beschreibung verrät: es schafft Aufmerksamkeit, wirft Fragen auf und regt zum Nachdenken an - nicht mehr und nicht weniger.
[quote] Mehr Reviews gibt es auf [url=https://store.steampowered.com/curator/39911361/]meiner Kuratorenseite[/url]. :) [/quote]
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