Spielzeit:
1491 Minuten
[h1][b]BESTER BRICK BREAKER SEIT 1987![/b][/h1]
[b]Die Brick Breaker-Idee ist fast so alt wie Computerspiele an sich. Ausgehend vom 1976 erschienen Urvater "Breakout" wurden im darauffolgenden Vierteljahrhundert unzählige Spiele entwickelt, die auf der gleichen Idee basierten. Der bekannteste Vertreter dürfte wohl das 1986 erschienene "Arkanoid" sein. Und der vielleicht interessanteste Vertreter erschien erstmals 1987 für C64 und heißt "Jinks". Ich schätze, das wird kaum jemand kennen (googelt es), aber darauf bezieht sich die Überschrift und es reicht hier zu wissen, dass es sowas wie die WTF-Interpretation des Genres darstellt. Und seit "Jinks" hätte ich mir nicht träumen lassen, dass irgendein Spiel noch irgendwas Bedeutsames zum Thema Brick Breaker beitragen könnte. Ein Irrtum. Aber lest selbst.[/b]
[h1]WIR WOLLEN UNSER HAUSTIER WIEDER HABEN[/h1]
Zuallererst: Strikey Sisters hat eine Story! Sogar stimmig vertont. Natürlich ist diese Story nicht unbedingt Literaturpreisverdächtig, aber sie wird mit viel Witz und Charme in kleinen Zwischensequenzen erzählt und bettet das Spielgeschehen in einen durchaus sinnvollen Kontext. Aber worum geht's jetzt überhaupt? Den beiden Geschwistern Elene und Marie wird eines Tages ihr Haustier Sachiro von einem gewissen Lord Vanik entführt. Und während die mehr zimperliche Elene tränenreich am Boden zerstört ist, fackelt die weniger zimperliche Marie nicht lange und begibt sich mit Elene auf die Suche nach Sachiro. Ab hier übernehmt ihr.
[h1]IN YOUR FACE[/h1]
Eure Suche führt euch durch die gesamte im Fantasy-Setting angesiedelte Spielwelt, die sich in 12 Regionen unterteilt, die wiederum aus 5 Levels bestehen. Dabei erwartet euch in jeder Region ein Boss-Gegner. Sobald ihr euer erstes Level betretet dürft ihr euch dann mit der spielerischen Cleverness von Strikey Sisters anfreunden.
Natürlich geht es auch hier zunächst darum, mit einer Kugel Steineblöcke abzuräumen, indem ihr sie mit der Kugel trefft. Nur steuert ihr in Strikey Sisters keine flache Plattform (paddle) am unteren Bildschirmrand, an der ihr passiv die Kugel abprallen lasst. Vielmehr spielt ihr eins der zwei Mädels, die per Handstreich eine magische Kugel in die Spielwelt schleudert. Das fühlt sich angenehm ein bisschen wie Baseball an. Warum das jetzt so anders ist? Nun, zum einen benötigt ihr einen Tastendruck, um die Kugel wegzuschleudern. Das fühlt sich schon mal viel weniger passiv an als in herkömmlichen Brick Breakern. Zum anderen lassen sich die Mädels, wahlweise mit Gamepad oder Tastatur, ungleich präziser steuern, als man das vom herkömmlichen paddle gewohnt ist, welches ja im Grunde nix anderes ist, als ein verlängerter und in der Horizontalen gefangener Cursor.
Darüber hinaus könnt ihr euch, solange die Kugel nicht eurer Aufmerksamkeit bedarf, mit den auf dem Spielfeld befindlichen Monstern gewalttätig auseinandersetzen. Und das ist ein ebenso spaßiges wie durchdachtes Spielelement. Denn die augenfälligste Schwäche eines Brick Breakers besteht für gewöhnlich darin, dass die Kugel für längere Zeit ziellos durchs Level irrt, weil sich irgendein schwer zu erreichender Stein partout nicht treffen lassen will. Und das verdammt den Spieler zur Passivität. Dieses Ärgernis bleibt bei den Strikey Sisters auf das unumgängliche Minimum reduziert, weil ihr auch noch andere Sachen zu bewältigen habt.
Und die Monster, die solange respawnen bis der letzte Stein abgebaut wurde, heizen euch mit so manch fieser Fähigkeit mitunter ganz schön ein. Insbesondere in den Boss-Levels wird der Bildschirm schnell zum regelrechten Kriegsschauplatz. Aber zum Glück seid ihr ja wehrhaft.
Geschosse, die auf euer Ableben zielen, können per Schlagtaste geblockt werden. Kommen euch die Monster zu nahe, dann könnt ihr auch einfach auf sie eindreschen. Das kann allein schon zur Befriedigung von sporadisch auftretenden Rachegefühlen nach wiederholter Nahtoderfahrung sehr befreiend wirken. Ihr könnt auch mit einem aufgeladenen Schlag die Geschosse eurer Gegner ins Spielfeld zurückschleudern. Und natürlich könnt ihr auch die obligatorischen PowerUps aufsammeln, die zum Beispiel eure Kugel verlangsamen oder zum Feuerball machen. Ihr könnt auch wirkungsvolle Zauber wie magische Geschosse ergattern, die dann mit Zusatztaste eingesetzt werden. Sehr hilfreich um Gegner zu eliminieren oder schwer erreichbaren Steine zu zerschmettern.
Der Schwierigkeitsgrad ist bei alledem ürigens nicht zu unterschätzen. Ich empfand meinen Spieldurchlauf zwar insgesamt als recht ausgewogen, mit einerseits genügend Herausforderungen und andererseits weitestgehend frustfreiem und ausreichend flüssigem Spielfortschritt. Zu Anfang war es aber schon recht fordernd. Die in den Optionen verfügbaren Schwierigkeitsstufen verändern übrigens nur die Geschwindigkeit des Spielgeschehens. Fangt am besten mit leicht an und wenn ihr es drauf habt, dann erhöht die Geschwindigkeit.
[h1]JÄGER UND SAMMLER[/h1]
Als hättet ihr mit Monstern und Bällen nicht schon genug zu tun, könnt ihr in jedem Level auch noch Schätze ergattern. Diese Lagern in Truhen und die Truhen erscheinen auf dem Spielfeld, wenn ihr die erforderliche Anzahl von Münzen eingesammelt habt, die ihrerseits aus zerschmetterten Steinen zum unteren Bildschirmrand purzeln. In den Truhen befinden sich entweder große Edelsteine, die einfach gesammelt werden, oder aber sie enthalten eine Art magische Karte. Diese Karte könnt ihr wie ein Geschoss auf ein Monster abfeuern und wenn ihr es trefft, wird es dem spielinternen Bestiarium zugefügt. Das ist durchaus eine ganz nette und motivierende Nebenbeschäftigung. In einigen Levels befindet sich dann noch eine dritte Truhe. Wenn ihr die findet, dann erhaltet ihr Schlüssel zu versteckten Levels und in einem Fall sogar zu einem neuen Spielabschnitt.
[h1]RETRO JA, ABER 2D-PIXELWAS?[/h1]
Strikey Sisters präsentiert sich komplett im Retrolook. Sowohl grafisch als auch klanglich. Und ich mag das. Der Synthie-Soundtrack und die Pixelgrafik vermitteln sofort dieses alte AMIGA-Feeling, auf dem ich mich nach all den Jahren immer noch irgendwie heimisch fühle. Auch die niedlich animierten Sprites und das in sich stimmige Charakter- und Spielweltdesign gehen so in Ordnung. Was mich etwas stört ist der Begriff Pixel-Art. Wie gesagt, Strikey Sisters ist schön pixelig anzuschauen. Aber Pixel-Art ist das in meinen Augen noch lange nicht. Dafür ist mir das alles einfach zu generisch. Und es soll da ja so 'nen RPG-Baukasten geben, ne? Ist nichts Verwerfliches, aber nochmal: Pixel-Art ist das NICHT!
[h1]MECKERECKE[/h1]
Außer der nicht immer nachvollziehbaren Kollisionsabfrage gibt es ansonsten eher nur Kleinigkeiten zu bemängeln. Die manchmal fehlerbehafteten deutschen Untertitel in den Zwischensequenzen wären da beispielsweise zu nennen, ebenso wie die nicht immer textsynchronen Animationen. Hin und wieder müsst ihr euch auch auf Frustmomente einlassen können. Wie gesagt, einige der gegnerischen Monster sind echt fies. Weniger ein Manko als eine vertane Chance ist der Umstand, dass sich die beiden Geschwister trotz ihres komplett gegensätzlichen Temperaments völlig identisch spielen. Da wurde strategisches Potenzial liegen gelassen, die dem Spiel mehr Abwechslung und der Charakterwahl einen Sinn verliehen hätte.
[h1]ICH PARSHIPE NICHT![/h1]
Der Vollständigkeit halber soll nicht verschwiegen werden, dass Strikey Sisters im Koop gespielt werden kann. Den konnte ich aus Ermangelung an physisch vorhandenen Spielpartnern nicht wirklich ausprobieren. Ich schätze das aber als ziemlich spaßige Erfahrung ein. Aber wie es auch sei. Ich betrachte den Koop für dieses Review einfach als das nicht vermisste Schokoladenblatt auf einem ohnehin supersahnigen Stück Spiel.
[h1][b]WERTUNG[/b][/h1]
[h1]❤ | ❤ | ❤ | ❤ | ❤[/h1]
[b][i]Mit cleverer Spielmechanik, witziger Story und viel Retrocharme entlocken die "Strikey Sisters" dem vermeintlich ausgereizten Brick Braker-Genre ungeahnte Spielspaß-Qualitäten![/i][/b]
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