Spielzeit:
0 Minuten
[h1]Ein halbherziges Amateur-RPG-Maker-Spielchen mit sehr fragwürdiger DLC-Preispolitik[/h1]
Witch of Ice Kingdom ist eines von zahlreichen uninspirierten RPG-Maker-Spielen, die sich auf Steam tummeln. Das Spiel bietet absolut gar nichts, was es aus der Masse herausstechen lässt, weswegen die Kommerzialität für diesen Titel auch nicht gerechtfertigt ist. Das Spiel stammt vom chinesischen Amateur-Entwickler Windward_Birds, der das Spiel ursprünglich am 20.11.2014 veröffentlichte, das Spiel jedoch erst im ersten Quartal 2017 als DLC zum zweiten Teil von Witch of Ice Kingdom veröffentlichte.
Das Spiel kostet in seiner DLC-Form zwar nur 0,99 €, alledings darf man nicht vergessen, dass man zum Spielen ja auch den zweiten Teil der Serie besitzen muss – das DLC-Format machts möglich. Teil 2 kostet 3,99 Euro, womit man indirekt also 4,98 € löhnen muss, nur um dieses Spiel tatsächlich spielen zu können. Ich sag es gleich vorweg: Dieses Spiel ist kein Geld wert und steht exemplarisch dafür, warum der RPG-Maker bzw. die Kommerzialisierung derartiger Spiele solch einen schlechten Ruf hat. Warum erfahrt ihr im folgendem Test.
[h1]Ein dumm-naiver Jugendlicher ist halt doch nicht dafür geeignet die Welt zu retten[/h1]
Ihr übernehmt die Rolle des jugendlich-naiven Söldners Leon. Dieser lebt in einer Fantasy-Welt, welche vor langer Zeit einen verheerenden Krieg zwischen machtgeilen Hexen miterlebt hat. Als Konsequenz aus diesem Krieg wurde Leons Heimatkontinent Exlester in eine permanente Tundra-Winterlandschaft verwandelt, die alle Jahre wieder vom sogenannten „Crazy Winter“ heimgesucht wird, also einer noch stärkeren und ungemütlicheren Version des permanenten Winters.
Leon erhält den Auftrag den schwarzen Onyx-Kristall aus einem nördlich gelegenen Dungeon zu bergen. Mit diesem Ding will seine Auftraggeberin, die Päpstin Itarleyasa, angeblich den Kontinent von seinem Dauerwinter-Zustand befreien. Obendrein hat Leon in letzter Zeit Träume von einer schwarzhaarigen Schönheit, die ihn bittet sie zu retten. Was es mit der holden Maid auf sich hat und warum die Päpstin ausgerechnet einen x-beliebigen Söldner wie Leon mit solch einer wichtigen Mission betraut, müsst ihr jetzt freilich selbst herausfinden.
Die Handlung ist nicht besonders spannend, da die Wendungen sehr vorhersehbar sind und Leon als naiver Jugendlicher nicht einmal ansatzweise interessant ist. Generell beschränkt sich der Schrifttext des Spiels auf sehr kurze, knappe Sätze, erwartet also nichts komplexes oder tiefgängiges. Obendrein ist das Spiel extrem kurz (1-2 Stunden, je nachdem wieviel man grindet) und endet mit einem offenen Bad-Ending, welches den Eindruck erweckt, dass man hier den ersten Teil eines Episoden-Projekts gespielt hat (als welches das Spiel jedoch nicht markiert wird). Das was mir hingegen gefällt, ist, dass hier der Trope des jugendlichen Naivlings endlich mal zurechtgestutzt wird. Es ist die Dummheit des Protagonisten, welche zur Katastrophe führt und aufzeigt, dass jugendliche Dummköpfe keineswegs dazu geeignet sind die Welt zu retten, wie es sonst sehr gerne im Genre breitgetreten wird. Dafür gibts zumindest einen Anerkennungspunkt von mir.
[h1]Standard RPG-Maker-Gameplay und mickriger Umfang[/h1]
Es gibt wirklich nicht viel zum Gameplay zu erzählen. Es ist ein Standard-JRPG auf Basis gängiger RPG-Maker-Konventionen. Ihr erkundet die Spielwelt aus der Vogelperspektive. Die Welt setzt sich dabei lediglich aus einem sehr überschaubaren Oberweltabschnitt, Leons Haus, einem kleinen Dorf sowie zwei Dungeons zusammen. Auf der Oberwelt und in den Dungeons lauert natürlich der generische Runden-Zufallskampf, welcher mit Erfahrungspunkten für Level-Ups und Geldeinheiten für neue, bessere Ausrüstung belohnt wird. Ein paar Schatztruhen gibts auch und der erste der beiden Dungeons ist auch ein klein wenig verwinkelt und für einen Startdungeon relativ lang. Dummerweise ist die Rate der Zufallskämpfe zu hoch angesetzt, was bereits frühzeitig auf die Nerven geht. Außerdem gibt es keinerlei Balancing des Schwierigkeitsgrads. Anfangs muss man vielleicht ein paar Level grinden, aber danach wälzt man eigentlich alles mühelos platt. Leon selbst startet seine Spezialangriffe via TP-System. Durch ausgeteilten Schaden verdient er also TP-Punkte, mit denen er dann die Spezialangriffe lostreten darf. Später bekommt er auch noch eine Magierin in die Gruppe, welche auf das altbekannte MP-System zurückgreift.
Tja, und mehr gibt es da auch nicht zu erklären. Die Steuerung funktioniert gewohnt solide und Controller werden auch unterstützt. Und wenigstens hat sich der Entwickler die Mühe gemacht Achievements ins Spiel zu integrieren. Trading Cards werden jedoch nicht geboten.
[h1]Grafik und Sound[/h1]
Audiovisuell gurkt das Spiel auf den Bausatz-Bausteinen des RPG-Maker VX herum. Mit Ausnahme eines einzigen, mies aufgelösten Artworks für die schwarzhaarige Begleiterin Leons, gibt es hier nur generische Assets. Auch der Soundtrack setzt sich nur aus dem integrierten Songs des RPG-Maker-Programms zusammen. In Kombination mit dem miesen Umfang ist der Kaufpreis also nicht gerechtfertigt.
Vermutlich versucht der Entwickler den Preis mit der englischen Textübersetzung zu rechtfertigen, allerdings ist diese derart bemerkenswert schlecht, dass es schon wieder lustig ist, die katastrophale Grammatik und Wortgebung mitzuverfolgen. Diese ist beinahe unterhaltsamer als das Spiel an sich. Man merkt, dass die Übersetzung von Chinesen stammt, welche die englische Sprache nutr leidlich beherrschen und sehr lustlos an ihre Übersetzungsarbeit herangegangen sind. Auch hier kann ich den Preis von 0,99 € nicht erkennen.
[h1]Pro und Kontra:[/h1]
Pro:
- es gibt keine Bugs und so, man kann es also reibungslos durchspielen
- der naive Jugendliche versauts und gibt diesem lästigen Klischee somit einen schönen Dämpfer mit auf den Weg
Kontra:
- wirkt wie ein Amateur-Projekt eines gelangweilten chinesischen Möchtegern-Entwicklers, es ist also kein Geld wert
- miserable englische Textübersetzung gelangweilter Chinesen
- Spieldauer von 1-2 Stunden
- audiovisuell wird eigentlich nur auf RPG-Maker-Assets zurückgegriffen
- es gibt keinerlei Balancing des Schwierigkeitsgrades und auch keinerlei Besonderheiten im Gameplay
[h1]Ist kein Geld wert und obendrein ein Paradebeispiel dafür, wie man DLCs nicht handhaben sollte[/h1]
Witch of Ice Kingdom ist ein schlechtes RPG-Maker-Spiel, welches mal irgendwann von einem gelangweilten chinesischen Kiddie zusammengewürfelt wurde. Besagtes Kind ist aber irgendwann erwachsen geworden und war dann der Meinung seinem Amateur-Spielchen eine miserable englische Übersetzung zu verpassen und das Ding für 0,99 € auf Steam zu packen. Dies alleine ist schon sehr fragwürdig, denn der Umfang ist läppisch, die Story unbefriedigend und sowohl Gameplay als auch Grafik-Assets sowie der OST entstammen ausschließlich dem RPG-Maker-Programm. Es gibt hier also nichts was den Preis rechtfertigt, zumal so etwas früher einmal kostenlos ins Internet geschmissen wurde.
Was mich jedoch wirklich verärgert, ist die seltsame DLC-Politik, die der Entwickler betreibt. Statt das Ding als eigenständiges Spiel zu verkaufen, wird es als DLC an die Fortsetzung „Witch of Ice Kingdom II“ gekoppelt, was bedeutet, dass man erst einmal die 3,99 € für dieses Spiel berappen muss, um den ersten Teil überhaupt erwerben zu können. Und die Besitzer von Teil 2 welche auf Achievements wert legen, waren gezwungen den ersten Teil zu kaufen und zu komplettieren, um ihren Perfekt-Status für die Achievements zurückzuerlangen. Insgesamt gesehen eine sehr schäbige Herangehensweise des chinesischen Entwicklers. Sehr uncooles Spiel. Verzeiht den Pun. ;)
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