Spielzeit:
166 Minuten
"Runes: The Forgotten Path" bietet eine sehr immersive Reise in die geistige Innenwelt des Magiers Leth, der seine Erinnerungen verloren hat und nun wiederfinden muss.
Der Name Leth hat eine tiefgründige Bedeutung: In der griechischen Mythologie ist Lethe der Fluss des Vergessens, von dem jede verstorbene Seele kosten muss, bevor sie wiedergeboren werden kann. Dementsprechend ist der Prozess der Erinnerung ein Fundament der Wahrheit als "a-letheia", auch heute noch z.B. in der Philosophie Heideggers als "Unverborgenheit" präsent.
Wenn der Spieler also nun diesen Pfad der Wiedererinnerung betritt, hat es durchaus eine symbolische und metaphysische Bedeutung, die dem Geschehen eine zusätzliche Ebene verleiht und es tiefer gehen lässt als reine Unterhaltung.
Allgemein gilt bei diesem Spiel, dass man überall merkt, dass die Entwickler sehr viel Mühe und Liebe zum Detail aufgewendet haben. Das Ergebnis ist zwar nicht immer professionell und insgesamt, was die actionbetonten Spielabschnitte betrifft, ein wenig unstimmig und unausgewogen, aber in vielen Facetten begegnet man neuen, einzigartigen Ideen, die die Fähigkeiten der VR ausloten und besonders immersive Erfahrungen ermöglichen. Das beste Beispiel ist die Pfeife im Spiel, die man anzünden und danach "tatsächlich" rauchen kann. Das Spiel erkennt durch das Mikrofon nämlich, wenn man (Kerzen aus-) bläst oder die Luft einzieht. Der Effekt ist überraschend überzeugend und vertieft das Gefühl der Präsenz enorm. Ebenso trägt die sehr gut abgestimmte Physik des Spiels dazu bei. Dieses Programm ist durch und durch für VR konzipiert.
Die Szenen sind sehr liebevoll gestaltet, durchaus hübsch und laufen sehr flüssig. Vor allem die Farbgestaltung fand ich sehr atmosphärisch und ein Genuss für das Auge. Nur an manchen Stellen merkt man mangelnden Feinschliff. Die Charaktere verstecken ihre Mimik hinter Masken, sind aber sonst gut (mit Motion Capture) animiert. Die (englische) Vertonung geht auch in Ordnung.
Die meiste Zeit ist man mit Erlernen von neuen Mechaniken beschäftigt. Einerseits bedeutet das, dass man immer etwas Neues entdeckt, andererseits ist dadurch der Umfang stark eingeschränkt. Unterm Strich muss ich sagen, dass die ganzen Zauber, die durchaus gut umgesetzt sind und viel Potenzial hätten, im Endeffekt zu kurz kommen und das Spiel weit davon entfernt ist, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Das Spiel ist leider sehr kurz und schon vorbei, sobald man die Zauber richtig beherrscht.
Aber es geht bei diesem Spiel wohl auch weniger um die Anwendung der Zauber als um die Geschichte. Diese ist durchaus gelungen und tiefsinnig. Man wüsste gerne, wie es weitergeht...
Zuletzt muss ich noch ausdrücklich die Musik loben. Diese ist wirklich sehr edel und unglaublich stimmungsvoll! Das grenzt an Perfektion.
Alles in Allem verdient das Spiel für seine Frische, seine innovativen Experimente, seine Tiefgründigkeit und für die Liebe zum Detail eindeutig eine Empfehlung.
Der einzige Haken ist die sehr kurze Laufdauer.
👍 : 5 |
😃 : 0