Spielzeit:
3483 Minuten
Wenn das Leben einen übergeordneten Sinn hat, dann möglicherweise den, sich selbst in allen Aspekten kennen zu lernen. Von der Gesellschaft, den "Herrschenden" und "Wissenden", den Demagogen, Religiösen und Moralisierenden wird das tunlichst unterdrückt.
Für die Beherrscher, die Moral als Spielball zur Ausnützung ihrer Selbst-Bereicherung verwenden, stellt der Mensch, das Individuum, das seine eigenen Licht- und Schattenseiten kennengelernt hat, mit ihnen umzugehen gelernt hat und deshalb weitgehend frei ist, die grösste Gefahr dar.
Das Spiel Bad Girls: Invite Only bietet eine hervorragende Möglichkeit, sich seiner eigenen sadistischen Neigungen, die ein Erbe der menschlichen Vergangenheit sind, bewusst zu werden. Die kindisch zensurierte Version ist vollkommen überflüssig, ein leicht zu handhabender Patch behebt jedoch den Mangel.
Am Anfang empfiehlt es sich für männliche Nutzer, Ersatz-Unterhosen zur Hand zur haben und für 30+ einen Blutdruckmesser. Das mag auch für manche weibliche Spielerinnen zutreffen mit Slips. Es macht enormen Spaß, die widerspenstigen und trotzigen Girls mit Klapsen zur Ordnung zu rufen, sie zu "motivieren". Die Empörung der scheinbar ungerecht Behandelten stachelt förmlich zu weiterer Bestrafung an, die sich im Spielverlauf schnell ergibt. Es fallen die Hüllen, weibliche Körper in ihrer besten, jugendlichen Form kommen zum Vorschein. - Wenn auch gequält und bestraft vom Spieler, von mir!! Die japanischen Original-Stimmen sind bemerkenswert prägnant, funny, erotisierend.
Warum werden diese 7 Girls, anscheinend ganz normale Teenager, dieser Spezialbehandlung mit höllenähnlichen Zuständen ausgesetzt - wenn auch "nur" in einem traumartigen Zustand?
Ein Lehrstück der menschlichen Psyche mit ihren dunklen Punkten, die überhand zu nehmen drohen in der gegenwärtigen Gesellschaft: Geltungssucht, Opportunismus, Verleugnung des eigenen Selbst durch Abhängigkeit, Aggressivität aus unbewältigter Vergangenheit; selbstsüchtige, opportunistische Benutzung spiritueller Fähigkeiten, Kommunikationszwang ...
Synchron zur Selbstoffenbarung der Mädchen, ihren sozialen Hintergrund betreffend, ihre Zwänge, ihre Überforderung, ihre Reduktion auf Sex-Objekte steckt auch das Spiel zurück. Der Antagonismus, der in uns allen steckt, das angelernte Gesellschafts-Ich, die bequeme Lüge, wird schonungslos entlarvt und stellvertretend vernichtet. Man selbst beginnt mitzufühlen, wenn man noch nicht vollkommen abgestumpft ist. - Neben frischen Unterhosen oder Slips empfehlen sich dann ein paar Papiertaschentücher - für alle Fälle...Wenn die Augen zu tränen beginnen (Natürlich nur: weil man zu lange auf den Bildschirm gestarrt hat).
War man zu Anfang des Spiels ein Lustmolch (-molchin), der sich mittels Peitsche und anderer sadistischer Machenschaften die Ausgelieferten zu Willen machen wollte, sieht man sich beschämt und würde um nichts in der Welt mehr das gegenseitig gewachsene Vertrauen mit den Protagonistinnen missbrauchen.
Das ist das Schöne an diesem Spiel: Es ist keine Kanzelpredigt von lustfeindlichen Pfaffen, die das Eine predigen und das Andere tun - Die sich einbilden, man könne Gewalttätigkeit und Sexualität durch salbungsvolle Worte ausrotten.
Die Hersteller dieses Spiels, denen man zu Unrecht Sado-Tendenzen unterstellt, haben ein feines Gespür für die Fehlhaltungen der Gesellschaft. Der verdrängte sadistische und sadomasochistische Trieb der menschlichen Psyche wird um ein Stück bewusster gemacht. Verdrängungen jeder Art, - die lebenslang aufgestaute, unartikulierte Wut des eigenen Daseins, die sexuelle Frustration - mit einem Stück Holz verheiratet zu sein -, eine Arbeit zu machen, die man hasst, führen zu Krankheit, Perversität oder frühem Tod. En masse führt es zu Konzentrationslagern und unvorstellbaren Gräueln der Vernichtung.
Das Spiel ist außergewöhnlich. Eine Katharsis der menschlichen Psyche, in der alle Verfehlungen Platz haben, und nicht nur ihren Platz, sondern bei Einsicht das Potential für außergewöhnliche Stärke und persönlichen Gewinn.
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