Spielzeit:
481 Minuten
Adventures + VGA-Pixelgrafik : späte 1980er/frühe 1990er Jahre = Kultige Games-Ära!
Eine simple und doch wahrhaftig wahre Formel, die garantiert jedes großgeratene Spielkind jenseits der 30 augenblicklich unterstreichen würde. Gerade Liebhaber der guten alten Oldschool-Rätselei können sich glücklich schätzen dass sich selbst heute noch Indie-Entwickler daran wagen frisches Adventure-Futter im gewollt-altmodischen Stil unter die Leute zu bringen, denn mal ehrlich: Ständig nur in alten Erinnerungen schwelgen macht die Spieler-Seele auf Dauer auch nicht satt. ^^
Wer auf Steam nach Retro-Adventures sucht findet diese auch, und da sind nicht nur die bekannten Klassiker von LucasArts, Sierra und Co. vertreten. In dieser kleinen Nische für Ewig-Junggebliebene versteckt sich auch „Kathy Rain“ (= KR), und was soll man noch großartig dazu sagen, außer, dass es ein durch und durch klassisches Abenteuer (inklusive altbackenem Komfort) ist, so wie man es sich als Alt-Fan besagten Genres nur wünschen kann.
Ihren mächtigen Kater ausschlafen, mehr möchte Protagonistin und Journalismus-Studentin Kathy Rain an diesem Tage gar nicht. Doch dazu kommt sie nicht als sie vom Tod ihres Großvaters erfährt. Dieser unschöne Anlass bringt sie nach vielen Jahren wieder an ihren Geburtsort Conwell Springs zurück, an welchem sie eigentlichen nix hält. Doch abgesehen von der Trauer sind der viele Jahre zurückliegende Unfall ihres Opas und dessen allgemein mit vielen Geheimnissen erfülltes Leben welche sie nicht sofort wieder abziehen lassen. Ihr detektivischer Spürsinn wittert etwas Außergewöhnliches, und so forscht sie über die Vergangenheit ihres dahingeschiedenen Großvaters, wobei sie auf Hinweise einer übernatürlichen Macht als auch verdrängte Erinnerungen aus ihrer eigene Kindheit stößt…
Wäre KR so vor 25 Jahren erschienen, es hätte problemlos in der Gesellschaft von Spiel-Ikonen wie Guybrush Threepwood, Larry Laffer und Co. bestanden. Es ist nicht allein der Nostalgie-Bonus, es punktet auch mit einer gut durchdachten Story die Spannungsmomente und Humoreinlagen gut miteinander verknüpft, und die Titelfigur mit frecher Klappe, Bike und Nikotin-Sucht bricht wie mancher ihrer gestandenen „Kollegen“ auch mit gängigen Helden-Konventionen, was sie vielleicht deswegen auch gleich so ursympathisch und erinnerungswürdig macht. Überraschend kommt noch hinzu dass KR mit zugehendem Ende sogar mit einzelnen – teilweise unerwartet drastischen - Schockmomenten aufwartet.
Das Spiel atmet den puren Zeitgeist der 1980er/1990er. Spielmechanisch wie auch inhaltlich. Die Spielstory selbst ist ungefähr im gleichen Zeitraum angesiedelt, was sehr schön an der Technik (Computer mit Diskettenlaufwerken, Röhrenmonitore, Fax-Modem, Nadeldrucker, …) und einigen popkulturellen Zitaten – hat da jemand TNG gesagt ??? - zu erkennen ist die hier Einzug halten. Und auch designtechnisch entspricht KR einer Zeitreise ins vergangene Spiele-Jahrhundert: VGA-pixelige Hintergründe und Sprites, deutlich abgestufte (und nicht sonderlich zahlreiche) Animationen, 4:3-Modus, und nirgends ein Hauch von Modernisierung. Die Entwickler halten konsequent am Oldie-Feeling fest, was Adventure-Hasen meiner Generation nur allzu dankend annehmen. Mit der handgemachten, wenngleich oftmals recht statischen Optik, melodisch recht einfachen, aber passenden Musikstücken und einer guten Auswahl fähiger O-Ton-Sprecher wird auch die grundlegende Stimmung gut getroffen. Die deutsche Text-Übersetzung ist weitgehend rechtschreibfehlerfrei, muss allerdings mit jedem neuem Spielstart abermals aktiviert werden, da KR aus Gewohnheit immer auf die englischen Ursprache zurückstellt.
Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel bewegt sich im einfachen bis mittlerem Feld, nur zwei Kopfnüsse auf die man stößt fallen etwas fordernder aus. Das einzige Zugeständnis an die Moderne bildet hier eine Rätselhilfe in Form einer Hotspot-Funktion via Tastendruck, um auch Genre-Neulinge wegen womöglicher Überforderung nicht zu vergraulen.
Fazit:
KR gleicht nicht nur jenen Point&Click-Grafik-Adventures aus Urzeiten, es wird auch den damit verbundenen Erwartungen gealteter Genre-Fans mehr als gerecht. Sein ganz eigener Charme und die volle Retro-Dröhnung geben sich hier die Hand und garantieren 8 Stunden nostalgischstem Spielspaßes.
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