Spielzeit:
523 Minuten
Dieses Adventure ist das zweite und bisher letzte Werk der Autumn Moon-Studios, die auch "A Vampyre Story" entworfen haben, das sich noch auf meiner Abarbeitungsliste befindet. "Ghost Pirates of Vooju Island", da werden doch sofort Assoziationen an "Monkey Island" geweckt, das einen gewissen Geisterpiraten namens LeChuck berühmt machte und bei dem Voodoo auch immer ein Thema war. Dennoch hat dieses Spiel hier genug Alleinstellungsmerkmale, sodass es zum Glück nicht als Abziehbild des Lucars-Arts-Hits durchgeht.
Das Trio Papa Doc (ein Vooju-Priester), Blue Belly (ein dicklicher, trotteliger Seemannskoch) und Jane Starling (die schöne Spionin) werden zu Spielbeginn von der bösen Priesterin Zimbi mit einem Fluch belegt und zu Geistern verwandelt. Im Intro führt das Spiel noch zahlreiche weitere Nebencharaktere ein und es fällt schwer, sich hier einen Überblick zu verschaffen. Erst als ich dann im Spiel war und die Rätsel löste, wurde mir klarer, was in der Story eigentlich alles so vorgeht. Ihr könnt und müsst alle drei Charaktere steuern, jeder verfolgt aber seinen eigenen Pfad. Es ist nicht so wie bei "Day of the Tentacle", dass man Gegenstände untereinander austauscht oder erst gewisse Dinge mit Charakter A machen muss, damit man mit B weiterspielen kann. Trotzdem agieren die Freunde, die sich gerne auch mal kabbeln, ein wenig miteinander. Ihr könnt euch also hin und wieder auf nette Kommentare von den nichtbeteiligten Geistern einstellen und manchmal müsst ihr auch eure Schicksalsgefährten zu bestimmten Items im Inventar befragen, damit sie entscheidende Hinweise geben. Schön finde ich auch, dass man daher - falls man mal nicht weiterkommen sollte - einfach erstmal mit jemand anderem weitermachen kann. Ein auffälliges Feature ist dann noch, dass die drei Helden, wie der Name schon vermuten lässt, größtenteils als Geister agieren. Das bringt einige Eigenheiten mit sich: Gegenstände werden oft nicht mitgenommen, sondern nur im Gedächtnis behalten und erst bei Bedarf dann tatsächlich geholt und genutzt. Das klingt einerseits logisch, andererseits erschwert es manchmal ein wenig die Bedienung. Dann können Geister natürlich auch etwa durch Wände gehen, sie können aber nicht mit sterblichen Personen kommunizieren oder große Kräfte aufbringen. Das ist eigentlich mal ganz erfrischend und verhindert auch, dass das Spiel zu viele und zu lange Dialoge hätte. Dafür wird man gerne mal mit ganz vielen Hotspots konfrontiert (die man sich gottlob anzeigen lassen kann) und - jetzt kommt's ! - Sprachausgabe ist nicht abbrechbar. Eine große Sünde in einem Adventure, denn es kommt immer mal der Moment, dass man schneller mit dem Lesen ist oder Dinge wild ausprobieren möchte und nicht ständig die gleichen Kommentare über sich ergehen lassen will. Sehr fraglich, warum man nicht wie in vielen anderen Adventures auch Texte mit einem Mausklick oder einem Tastendruck überspringen kann.
Es hätte jedoch schlimmer kommen können: Weil die Rätsel fast alle sehr nachvollziehbar und logisch sind, fallen sie auch recht leicht aus, was zur Folge hat, dass man um ratloses Ausprobieren oft herumkommt. Das Spiel wird tendenziell zum Ende hin sogar immer leichter, das unspektakuläre Finale spielt sich dann fast wie von selbst. Neben klassischen Rätseln gibt es noch vereinzelte Ideen wie eine Szene, in der man in die Haut eines Untoten schlüpfen muss und einem Zellengenossen mit Hand- und Fußzeichen ein geheimes Rumversteck entlocken muss oder ein kurzer Schwertkampf, der nach dem Schere-Stein-Papier funktioniert. Kann man aber natürlich nicht mit dem kultigen Beleidigungsduellen aus "Monkey Island" vergleichen, die viel mehr Tiefgang hatten. Das Art Design ist hingegen auffällig ähnlich - wer durch die kleine Stadt Merry Cay schlendert, wird sich schnell an Puerto Pollo zurückerinnern. Auch die Bedienung kennen wir irgendwoher. Mit gedrückter linker Maustaste öffnet sich eines Kontextmenü, mit dem man untersuchen, benutzen oder sprechen darf. Den "Sprechen"-Button hätte man sich eigentlich klemmen können, weil man wie gesagt nur wenige Dialogmomente hat.
Die mit viel Liebe gezeichneten Hintergründe sind dabei wirklich schön gezeichnet, die Musikstücke sind auch gut ausgewählt und die Sprecher wissen zu überzeugen. Dem gegenüber stehen lahme Spezialeffekte; Animationen, die man sich wohl aus Kostengründen gespart hat und verwaschene Zwischensequenzen, die schlechter als die Spielgrafik aussehen. "Ghost Pirates of Vooju Island" zockt sich dann auch recht flott durch - obwohl man halt keine Texte abbrechen kann, kam das Spiel bei mir nicht auf über 10 Stunden und ich bin jemand, der sich immer alles anguckt und nicht durchs Spiel hetzt. Das Spiel soll auf Steam lange Zeit auf neueren Rechnern nicht richtig funktioniert haben, vor Kurzem gab es aber dann einen rettenden Patch, der das Abenteuer der drei sympathischen Geisterpiraten nun wieder für fast jedermann spielbar gemacht haben sollte. Einen Bug habe ich trotzdem zu vermelden: Wenn ich das Spiel mehrere Stunden spielte, wurde es irgendwann immer ruckliger. Ich musste das Programm beenden und neustarten, um wieder flüssig weiterzuspielen können. Verschmerzbar. In Anbetracht des Low-Budget-Preises, zu dem das Spiel heute verscheuert wird, kann man zugreifen.
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