Spielzeit:
272 Minuten
[b]Kompakt-Review:[/b]
Für echte Polizei-Fans mag das Spiel durch seine interessanten Mechaniken eine gute Grundlage bieten, die aber auch den meisten Hardcore-Cops aufgrund der spärlichen Ausstattung und vorsintflutlicher Umsetzung relativ schnell zum Halse heraushängen dürfte. Es schmerzt viele gute Ideen derart stümperhaft umgesetzt zu sehen, was umso stärker ins Gewicht fällt, da es sich nicht um das Erstlingswerk des Studios handelt. So endet man letztlich in einem interessanten Job, dessen Anziehungskraft sich schnell abnutzt und in einer unfreiwillig tragischen Lebenssimulation endet die kein rechtes Vorankommen bietet. Not worth 10 Pence.
[b]Intensiv-Review:[/b]
Ähnlich dem Vorgänger Police Force 2 mangelt es leider abermals an einer professionellen Umsetzung, was sich langsam als größtes Merkmal von Excalibur herausstellt.
Es beginnt im Hauptmenü, in dem einem mit der Gewalt Wagnerischer Overtüren die Musik um die Ohren geschmissen wird. Leiser drehen ist nicht ganz einfach. Die Soundoptionen finden sich nämlich sinnerweise unter Grafik. Kommen wir besser zum Spiel.
Das Grundkonzept ist interessant. Man spielt einen Cop. Freiwillig und mit Absicht, Privatleben inklusive.
Nach [b]einiger[/b] Einspielzeit, hat man langsam raus, wie man Kleinigkeiten bewerkstelligt. Fernab von Open World Referenzen ist es hier so, dass viele Kleinigkeiten ins Spiel intergriert wurden, wie etwa manuelles Blinken oder das Starten des Motors. Hier sieht man, was sich die Entwickler hinter dem Spiel gedacht haben. Den Versuch eine detaillierte Simulation abzuliefern.
Während man sich also Gedanken um Mikrointeraktionen gemacht hat wurde auf vieles Wichtige verzichtet. Die grafische Grundlage ist kaum vorhanden. Nachdem ich einige Male mit dem Taxi durch die Gegend gefahren bin und mir die Spielwelt angesehen habe (der Streifenwagen darf nur im Dienst benutzt werden) ist es irgendwann Zeit für ein paar Kalorien. Also ab zum Tante Emma Laden, wo die fehlende grafische Darstellung sofort ins Gesicht springt. Statt eines kleinen Ladens samt Auslage darf man sich auf vier Wände, die je eine Textur darstellen, und das Dach freuen, wobei das Fehlen nicht aufgefallen wäre. Denn innerhalb dieser Mauern befindet sich ein kleiner Kasten vom Maße eines amerikanischen Hot Dog Stands. Ansonsten ist der Raum leer. Auf einen Verkäufer hat man ganz verzichtet. Das wirkt nicht nur billig sondern schon fast traurig.
Also nichts wie raus aus der Öde und ab ans Smartphone. Ein wenig familiärer Beistand wäre jetzt genau das Richtige. Ich bekam meine Freunde ans Telefon und schon startete eine wilde, vierstündige Party. Doch alles was dem Spieler geboten wird ist das Foto einer Horde Feierwütiger im Schulterschluss mit frenetischem Gejubel, wobei der abgespielte Sound aus vielen Flashgames vertraut ist. Ja, man hat darauf verzichtet etwas eigenes zu kreiieren und sich statt dessen einfach anderorts bedient. Schluss mit traurig, hier wird es schon dreist.
Volle Flucht in den Dienst. Meine erste Mission: "Widerrechtlich geparkte Fahrzeuge" mit einem Strafzettel zu versehen, was grundsätzlich aufgrund fehlender Einleitung unmöglich scheint. Denn es ist leider nicht ersichtlich welche Fahrezuge widerrechtlich abgestellt wurden. Selbst Straßenschilder helfen hier nicht weiter. Es musste eine Alternative her. Und mit Überraschung fand ich sie.
Nachdem man sich also durch die Hilfe des Spiels gekämpft hat entdeckt man die vielfältigen Optionen im Streifenwagen. Wie das Einschalten der Sirene. Oder das Nutzen des Blaulichts. Warum beide Faktoren getrennt wurde kann ich nur vermuten. Doch wird die Vermutung dadurch zunichte gemacht, dass man andere Verkehrsteilnehmer auch einfach raushupen kann, wonach die eigentliche Polizeiarbeit beginnt, sofern der Angehupte stehenbleibt. Ist dem nicht der Fall gibt es eine Verfolgungsjagd. Dummerweise reagieren die Raser nur auf direkten Blechkontakt, sodass der Streifenwagen schnell ein Fall für den Schrottplatz wird. Visuell schlägt sich der Schaden übrigens nicht nieder. Um den Totalschaden zu vermeiden kann man seinen Wagen reparieren lassen, was aber nicht gerade günstig ist. Darüber hinaus verliert man Beförderungspunkte mit dem Hinweis, man solle zukünftig doch vorsichtig fahren. Lässt man die Flüchtenden entkommen gibts bei Schichtende eine Strafe dafür. Wie man es dreht, man ist der Verlierer.
Den regulär gestoppten Fahrer kann man dann überprüfen. Fahrzeugschein, Alkoholtest und ihn bitten auszusteigen, woraufhin man noch die Personalien überprüfen, ihn durchsuchen oder festnehmen kann. Hat man den Vorgang mustergültig abgeschlossen gibts Punkte noch Bonuspunkte und es geht weiter. Und hier kam es zur Überraschung. Hat man ein paar Alkoholsünder erwischt und hinter Gitter gebracht besteht das Problem, dass ihre Fahrzeuge die Straße blockieren. Ein kurzer Anruf und schon werden sie animationslos abgeschleppt. Und plötzlich ein Zähler. Ein widerrechtlich geparktes Fahrzeug entdeckt. Ja, so gehts!
Aber keine Zeit, ein plötzlicher Aufruf aus dem Funkgerät setzt mich auf eine neue Fährte. Ein Überfall. Nichts wie hin und mit den Zeugen sprechen, die eine Beschreibung des Täters abgeben. Dank Hinweisen der Passanten lässt sich so eine Fluchtroute erkennen. Ist der Täter identifiziert beginnt er zu flüchten. Ärgerlich, denn Fliehende laufen genauso schnell wie man selbst und so rennt man dem Übeltäter ewige Zeit hinterher. Oder bleibt stehen. Sobald die Person sich aus dem (sehr kleinen) Aktionsradius des Protagonisten hinausbewegt setzt die normale Schlenderanimation ein. Also kurz durchgeladen und schon wird die Person geschockt. Scheinbar mit einem verlängerten Weidezaun, denn bis auf ein kurzes Zucken wendet sich der Straftäter nur mit erhobenen Händen um und erwartet die Ankunft der Staatsgewalt. Ein recht untypisches Verhalten für frisch Getaserte. Egal. Kurze Überprüfung und ab in den Bau.
Doch ist nicht jeder Täter derart pazifistisch veranlagt. So hatte ich meinen ersten Schusswechsel mit einem Entführer, dessen Position ich erst nicht recht ermitteln konnte, bis mir die Staubwolken an der Wand eines Hauses auffielen. Denn er wusste wo ich mich befand und feuerte sein Endlosmagazin über Minuten in die Wand. Da man selbst aber noch verkrampfter mit der Steuerung zu kämpfen hat als die KI, die sich nur auf dem Punkt dreht ohne sich sonst zu bewegen, kam es schnell zu meinem vorzeitigen Ableben. Im realistischen Spielmodus wäre das nun das Ende. So erwacht man jedoch vor dem Krankenhaus, einige Beförderungspunkte ärmer. Bei anderen Gewalttätern verhielt es sich übrigens ähnlich. Bis auf jene, die reglos stehen bleiben bis sie in den Aktionsradius geraten und dann beginnen wie gehabt zu feuern. Aus der Distanz sind die Verbrecher auf diese Weise eine Leichtigkeit, da sie nicht reagieren.
Dennoch ist das Erklimmen der Karrierleiter ungemein mühsam. Denn leider wurde darauf verzichtet dem Spieler klare Ziele an die Hand zu geben. So arbeitet man Tag für Tag hart an seiner Laufbahn, sammelt Punkte und hofft irgendwann den Schritt zur nächsten Beförderung zu erreichen. Somit ist das Spiel mehr Lebenssimulation als man es vertragen könnte.
+++ Pro +++
+ Interessantes Grundkonzept
+ Männlicher und weiblicher Protagonist zur Wahl
+ Privathaus kann (sporadisch) personalisiert werden
+ Mechanisch detaillert (Blinker setzen, usw.)
+ Mitunter inhaltlich abwechslungsreiche Missionen
+ Deutsch lokalisiert
--- Kontra ---
- Grafisch äußerst karg
- Kollisionsabfrage kaum vorhanden
- Keinerlei Einführung
- Keine klare Zielsetzung für Beförderungen
- Lebensimulationsteil nur rudimentäres Anhängsel
- Missionen mechanisch jedes Mal identisch
- Hakelige und überladene Steuerung
- Schlechte Soundabmischung (Lautstärkenschwankungen)
- Aufgabenstellung bzw. -bewältigung nicht immer klar
- Lächerliche Wegfindung
- Personalisiertes Haus ohne mechanische Auswirkungen
👍 : 45 |
😃 : 5