Spielzeit:
1184 Minuten
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich habe Patrizier II und III/IV und Port Royale 2 und 3 gespielt. Ich hatte viel Spaß mit diesen Spielen, auch, wenn die neueren immer simpler waren. Aber was hier produziert wurde, erinnert mich eher an ein Mobile Game. Ich fange einfach mal an, die Mechaniken nach und nach durchzugehen:
Die Wirtschaft:
In meinen Augen lächerlich. Das, was dieses Spiel ausmachen soll, ist so lieblos und einfach in dieses Spiel geklatscht, dass mir das Herz blutet. Die 20 Güter sind viel zu wenige für diese riesige Spielwelt. Im Grunde spielt sich dadurch jede Partie absolut gleich. Man baut am Ende jede Stadt nach bestimmten Schemata und lässt dann nur 4-5 Städte "zusammenarbeiten". Im Endeffekt baut man kein Reich, sondern mehrere kleinere Reiche. Es lohnt sich auch nicht, die besten Produktionsstandorte zu finden, da das Spiel einen dafür bestraft, da man so weniger Einnahmen generieren kann. Das ergibt für mich keinen Sinn.
Dann kann man im jedes Gut überall bauen. Man muss nur ein bisschen suchen. Was soll das bringen? Das reißt die Motivation für mich komplett aus dem Spiel. Es fehlen regionale Güter. Es fehlt einfach an Möglichkeiten. Überall ist es gleich! Man kann kein Monopol aufbauen. Man kann nicht reich werden, indem man bestimmte "Routen" kontrolliert. Was dieses Spiel ausmachen sollte, ist so verwässert, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Wo sind die damals begehrten Gewürze? Die Glaswaren? Das Gold und das Elfenbein? Die Pelze aus Skandinavien und Russland? Was man hier alles hätte machen können. In diesem Spiel würde sich ein simuliertes Klassensystem perfekt anbieten, wodurch z.B. die Steuereinnahmen prozentual zu Luxusgütern stark ansteigen könnten, um die reiche Gesellschaft zu simulieren, die ihren Luxus genießt und andere reiche Leute anziehen.
Der Handel bekommt dadurch ebenfalls seinen Todesstoß, da man diesen nur effektiv im eigenen Reich nutzen kann, wenn man die Städte so baut, dass sie sich gegenseitig unterhalten. Nur so kriegt man genug Geld zusammen, um eine Armee zu unterhalten. Will man die Städte der Gegenspieler friedlich übernehmen, müsste man reaktiv arbeiten und die Städte der Gegner mit dem untersützten, was diese brauche. Nur, dummerweise, spielen die wie als Erstes beschrieben. Dadurch fällt dieser Part fast gänzlich in den Sand. Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn für was Anderes ist der Handel nicht zu gebrauchen, als den Betrieb zwischen den eigenen Städten aufrechtzuerhalten. Dazu fehlen auch einfach Lagerhäuser und Co. Die Städte fühlen sich einfach wie Fremdkörper an, weil man sie im Grunde nicht voll kontrollieren kann.
Die Forschung:
Aua, wer hat sich das ausgedacht? Je größer dein Reich, desto mehr Forschungspunkte? Florenz, Pisa, Milan, Genoa und die ganzen anderen Kleinstaaten danken! Das waren damals mit die fortschrittlichsten "Reiche" in Europa, obwohl sie vergleichsweise winzig waren. Im Spiel expandiert die KI so schnell, dass man nicht hinterherkommt, außer, man startet in Nordafrika oder Arabien. Dann hat man seine 4 Städte und die KI kommt mit ihren 12+ an und reißt dir den Popo auf. Das ganze System der Forschung ergibt keinen Sinn. Hier wäre ein ganz einfaches System, welches auf Zeit basiert, sinnvoller gewesen. Mit neuen Gebäuben wie z.B. Universitäten hätte man die Zeit dann verkürzen können. So hätten größere Reiche einen Vorteil, aber die kleinen würden zumindest nicht auf der Stelle treten. Vorallem, dass man die Militäreinheiten erst erforschen muss, hat mich den Kopf auf den Tisch knallen lassen. Unfassbar, wie sowas durchgewunken werden konnte. Da sind Probleme doch vorprogammiert.
Das Militär:
Zu diesem Punkt kann ich im Grunde nichts sagen, da ich schlicht nicht solange gespielt habe, bis es wichtig geworden wäre, weil man es erst erforschen hätten müssen, was ich aber entweder nicht konnte oder zum derzeitigen Stand keinen Sinn ergab. Man sollte die Einheiten immer rekrutieren können, wenn man die entsprechende Erweiterung in der Kaserne gebaut hat. Die Forschungen für das Militärwesen könnten dann vielleicht Boni bringen, aber die Forschung als Voraussetzung zur Ausbildung von richtigen Einheiten, außer Bauern? Das ist in meinen Augen hier Fehl am Platz. Desweiteren gibt es schlicht zu wenig Feedback. Wenn z.B. ein Kampf vorbei ist, erfolgt keine Meldung. Und dann gibt es noch einen Bug, dass Truppen nicht aufgestockt werden, obwohl freie Arbeiter in einer Stadt mit Kaserne vorhanden sind.
Balancing:
Grottig. Die KI expandiert wie ein Gott und nimmt dir nichts mir nichts alles Land und unabhängige Städte weg und dann steht man da und denkt sich nur: WTF. Wäre die größte KI in meiner Partie nicht mein Verbündeter gewesen, wäre ich sicher weg vom Fenster gewesen. Dazu ist der Schneeballeffekt in diesem Spiel wirklich extrem. Da muss ein Konter her, der es nicht so einfach macht. Kein Zufriedensheitsystem wie in Total War, aber vielleicht könnte man sowas wie ein "Integrationssystem" einbinden, wodurch man neu eroberte Städte erst ins neue Reich eingebunden werden müssten, was A Geld und B Zeit kostet. Und wenn ich bedenke, wie damals mit Städten, die erobert worden sind, verfahren worden ist (Plünderung, Niederbrennen ganzer Bereiche, Gewalttaten aller Arten an den Bewohnern), dann wirkt das Ganze in diesem Spiel eher wie im Märchenland.
Das Spiel hat enorm viel Potential, aber jeder Bereich ist so minimal und mit geringstem Aufwand verbunden, dass ich mich nur fragen kann, was die Zielgruppe sein soll. Grundschulkinder? Wobei, ich habe damals sogar schon Zoo Tycoon gespielt und kam damit zurecht, wobei mein Vater mir damals über die Schulter gucke und Tipps gab. 3 Jahre später war es dann umgekehrt. Das ganze Spiel könnte, wie oben schon erwähnt, ein Mobile Titel sein. Nur zum Vollpreis und ohne Mikrotransaktionen. Keine Tiefe, keine Komplexität, keine Liebe zum Spiel. Das wirkt wie die Ausschlachtung des Namens "Grand Ages". Und ich dachte, sowas macht nur EA. Da habe ich wohl falsch gedacht. Ich bin einfach nur enttäuscht und fühle mich für dumm verkauft. Da spiele ich lieber Pokemon. Das ist zwar in Augen vieler für Kinder, aber das hat wenigstens noch ein Komplexität, Tiefe und macht auf Dauer Spaß.
Derzeit kann ich das Spiel überhaupt nicht empfehlen. Der Titel ist, einfach gesagt, ein Blender.
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😃 : 14