Spielzeit:
6486 Minuten
Agarest: Zero ist der offizielle Nachfolger des Strategie-RPGs Agarest: Generations of War aus dem Hause Compile Heart.
In Agarest: Zero spielt man, wie im Vorgänger Generations of War, einen aufstrebenden Jungkommandanten mit dem Namen Sieghart, der für sein Land gegen die Mächte der Finsternis anzutreten versucht und dabei in einer unglücklichen Begegnung dieses Mal nur fast sein Leben verliert, das ihm jedoch von einem mysteriösen Mädchen gerettet wird. Gemeinsam mit ihr, seinen Untergebenen, seinen Freunden und diesem Mädchen muss er sich nun auf die Reise begeben um Materialien für Artefakte zu besorgen, die dem Krieg eine signifikante Wendung geben sollen.
Auch in Agarest: Zero gibt es wieder das Generationen-System, auch Soul-Bread-System genannt. Jedoch behandelt Zero dieses Mal keine fünf Generationen, wie der Vorgänger, sondern nur zwei. Dies liegt mit unter nicht nur daran, dass der Titel wesentlich kürzer ist, sondern obendrein auch noch die Vorgeschichte zu Generations of War darstellt. Wer also den Vorgänger gespielt hat, wird einige bekannte Gesichter wiedersehen. Jedoch sind keine Vorkenntnisse vorausgesetzt um die Handlung zu verstehen.
Wie auch in Generations of War spielt die Wahl der Gattin eine große Rolle für den Hauptcharakter, da sich aus den kombinierten Fähigkeiten beider die Stärken und Schwächen, sowie die gewählte Waffe des Sohnes ergibt. Im Gegensatz zu Generations of War wird dieses Mal jedoch der Hauptprotagonist Sieghart durch ein auf Karten basierendes Charakter-Bau-System erstellt, bei dem man selbst wählen kann, welche Vor- und Nachteile er besitzen soll… zumindest indirekt. Die Auswahl der Stärken und Schwächen läuft nämlich über eine Art Tarot-Karten-System ab, das zunächst kryptisch erscheint, jedoch bei genauerer Betrachtung Sinn ergibt.
Wie auch der Vorgänger erzählt Agarest seine Geschichte in Form von Story-Sequenzen, die sich auf unterschiedliche Weise voneinander trennen. Meist folgt man jedoch auf einer großen Weltkarte einem vorgegebenen Pfad von Event zu Event, den man jedoch hin und wieder für Nebenaufgaben verlassen kann, wenn man die Nebenaufgabe entdeckt hat. Diese haben wiederum unterschiedliche Voraussetzungen. Innerhalb der Story-Events werden dem Spieler hin und wieder Entscheidungen vorgesetzt, die den Weg des Hauptcharakters auf gewisse Art und Weise beeinflussen. Im Vergleich zum Vorgänger sind diese Auswirkungen jedoch weniger Komplex. Zwar beeinflusst es noch immer das Ansehen des Charakters bei seinen möglichen Gemahlinnen, jedoch gibt es nur noch ein „normales“ und ein „wahres“ Ende, das eine bestimmte Antwort bei jedem Event erfordert. Alle Events sind wie typische Visual Novels erzählt. Akteure zeigen sich vor einem Hintergrund von ihrer besten Seite mit ihren momentanen Emotionen, während japanische Sprecher sie vertonen. Natürlich gibt es auch eine obligatorische Textbox in Englisch, wenn auch hin und wieder die Texte nicht ganz einwandfrei übersetzt sind.
Im Vergleich zum Vorgänger gibt es jedoch zusätzlich noch einen sogenannten Vecation-Day indem es sich die Charaktere mal gut gehen lassen. Diesen Tag kann man dazu nutzen mit den anderen zu sprechen und Zuneigung bei den Auserwählten zu sammeln. Abgesehen davon können auch geheime Gänge in Dungeons so in Erfahrung gebracht oder an speziellen Verkäufen der Schmiede und des Gemischtwarenladens teilgenommen werden. Der Vecation-Day taucht regelmäßig auf und sollte vor weiteren Story-Events vorgezogen werden. Kleiner Tipp: Vorher speichern ist äußerst wichtig.
Veteranen des Vorgängers werden sich über die neue Art der Quest-Gebiete wundern, die jetzt nicht mehr ganz frei begehbar und mit Zufallskämpfen gespickt sind, sondern nun genau so funktionieren, wie die Weltkarte.
Wenn man sich nicht gerade in solchen Sequenzen befindet, befindet man sich in einem auf Runden und Aktionspunkte basierenden Kampfsystem, das ziemlich fordernd ist. Im Grunde wird auf einem Schlachtfeld gekämpft auf dem sich Charaktere und Monster bewegen können. Formationen spielen hierbei eine wichtige Rolle, weil jede Einheit auf dem Schlachtfeld nur eine gewisse Reichweite hat, die sich jedoch erweitern lässt, wenn andere Einheiten im Unterstützungsfeld von anderen Einheiten stehen. Wer also auf die Unterstützungsfelder seiner Charaktere achtet, kann stets mit mehreren Charakteren attackieren und so den maximalen Schaden raus holen. Man sollte dabei jedoch auf seine Aktionspunkte (AP) und Spezialpunkte (SP) achten. Zudem spielt es noch eine Rolle aus welcher Richtung Feind und Freund attackiert wird und ob die Verteidigungskraft ausreicht. Jede Einheit im Kampf hat einen gewissen Break-Wert, der durch Break-Werte der Attacken, die auf einen einprasseln reduziert wird. Sinkt dieser auf 0, kann sich die Einheit nicht mehr verteidigen und erhält immens mehr Schaden. Jedoch regeneriert sich dieser Wert sofort wieder, sobald der Angriff beendet ist. Daher sollte man stets in Ketten und an einem Zug angreifen. Das Ganze gilt natürlich für Freund und Feind, also ist Planung wirklich wichtig.
Auch in Agarest: Zero ist das komplexe Crafting-System des Vorgängers wieder zugegen, das viele Stunden verschlingen wird, bis man die besten Waffen im Spiel in Händen hält. Außerdem gibt es sowohl die Abenteurergilde, als auch andere Spielelemente des Vorgängers, wie den Monsterstall und den Alchemisten, bei dem man Charaktere der anderen Generationen wiederbeleben kann. Wer einen Speicherstand vom Vorgänger besitzt und das Spiel mit diesem beginnt, darf hier sogar alte Charaktere aus Generations of War als Puppe für die Gruppe zur Verstärkung beschwören.
Wie auch der Vorgänger ist die Grafik für ältere Rechner sehr freundlich und ziemlich Retro gehalten. Trotzdem darf man sich auf so manche hübsche Szene, grafische Details oder wunderbare CGs freuen.
Im Audiobereich hat sich auch nicht sehr viel getan. Noch immer existieren die kleineren Abmischungsfehler und man sollte die Stimmen ein wenig lauter stellen. Größte Änderung ist der Soundtrack, der sich jetzt mehr auf Metal-Klänge als auf Trance stützt, auch wenn Veteranen so manchen Titel aus dem Vorgänger erkennen werden. Trotzdem sind Sound und Music wieder mal gut abgestimmt, wenn man mal von den kleineren Schnitzer absieht.
Wie im Vorgänger ist auch hier die Steuerung gut umgesetzt. Sowohl Maus und Tastatur, als auch Gamepad funktionieren Hervorragend und sind vollständig einstellbar, auch wenn man die Einstellungen für das Gamepad durchaus einmal überprüfen sollte.
Alles in Allem ist auch Agarest: Zero ein Titel, der seines Gleichen sucht. Nicht nur durch seine Optik und seine Technik, sondern auch durch die Handlung und die Möglichkeiten im Spiel sind viele Spielstunden garantiert. Zwar sind diese im Vergleich zu Generations of War definitiv weniger, aber durch die Änderungen und Vereinfachungen ist Zero definitiv auch ein Titel für Agarest-Neulinge, die in das System und das Universum einsteigen wollen. Das keine Vorkenntnisse vorausgesetzt werden hilft hierbei ungemein. Wer also Retro-Look eine Chance geben kann oder Fan davon ist und sich gern mit Taktik-RPGs auseinander setzt, sollte sich diesen Titel nicht entgehen lassen.
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