Spielzeit:
414 Minuten
"The 39 Steps" ist eine Visual Novel, basierend auf dem gleichnamigen Roman des schottischen Schriftstellers John Buchan aus dem Jahre 1915. Der Roman war auch Inspirationsquelle für Alfred Hitchcocks (sorry Steam Textfilter, er heißt nunmal so^^) gleichnamiger Verfilmung, die allerdings recht frei mit dem Stoff arbeitete. Dieses Spiel folgt dem Roman, nicht dem Film.
Wir sind Richard Hannay, ein Ingenieur, der lange in Afrika lebte und sich nun in London langweilt. Eines Tages, wir schreiben das Jahr 1914, werden wir von unserem Nachbarn in eine unglaubliche Geschichte eingeweiht. Eine Geschichte voll Verschwörung, Agenten, Geheimdiensten, Attentaten Politik und Morden. Eine Geschichte, die möglicherweise in einen großen Krieg münden wird, einen Krieg, in den wohl zum ersten Mal die ganze Welt involviert sein wird...
Der Roman ist hochspannend und reflektiert intelligent und unterhaltsam den Weg zum ersten Weltkrieg als Räuberpistole und gehört damit unbestreitbar zu den großen Werken des letzten Jahrhunderts.
Die vielen Negativbewertungen scheinen daher zu rühren, daß manche etwas anderes erwartet haben. "39 Steps" ist kein Adventure, auch kein Game, es ist die Visualisierung eines Romans auf dem Medium Computer und als solches sollte man es auch bewerten.
Und als Buchumsetzung ist es herausragend. Intelligent, stilsicher und erwachsen. Das Artwork ist qualitativ hochwertig, die Grafiken liebevoll und gekonnt, das historische Setting realistisch und überzeugend umgesetzt.
Aber was macht man jetzt eigentlich. Nicht viel, meist klickt man nur weiter oder schaut sich Briefe oder Zeitungsausschnitte an. Unspannend? Gameplaytechnisch sicher. Aber die Zeitungen sind realitätsnah und auf einer Zeitungsseite kann man auch andere Artikel als den relevanten lesen oder die Werbeanzeige für die neueste Hutmode betrachten. Die Story hält dabei alles zusammen, treibt vorwärts und nimmt einen mit. Erinnerungen werden durch grandiose, liebevoll kunstvolle Scherenschnitte erzählt. Und noch ein Kniff: die Protagonisten sind auf den Screens nur als Geistschatten sichtbar, bleiben schemenhaft und können somit, wie im Buch, vom Rezipienten mit seiner Vorstellung gefüllt werden.
Besonders zu erwähnen: die Akustik. Teile der Texte sind (englisch, teils auch mit stark schottischem Akzent) vertont, mit richtig guten und professionellen Sprechern. Dazu sind Sounds hochatmosphärisch und tragen wesentlich zur Immersion bei. Das Akustische des Spiels könnte leicht auch als eigenständiges, qualitativ hochwertiges Hörspiel durchgehen.
Die Macher von "39 Steps" sind nicht nur kunstvolle Könner, sondern man hat den Eindruck, daß sie stets genau wußten was sie tun, stilistische Entscheidungen weise hinterfragten und durchdachten.
Nur Lob? Nein. Denn im der Mechanik haben sie zuwenig an den Benutzer gedacht. Oft dauert es ermüdend lange bis Screens abblenden oder aufblenden, das Erzähltempo ist provozierend langsam und die Bedienung per Maus ist gern mal hakelig.
Dennoch: die vier bis fünf Stunden Lese- und Erlebniszeit sind fesselnd und bleiben einem im Gedächtnis.
[h1]Wertung:[/h1]
10/10 Atmosphäre
10/10 Story
9/10 Grafik
9/10 Sound
3/10 Spielmechanik
-/10 Balancing
9/10 Spielspass
[h1]Fazit:[/h1]
Sehr hochwertige Visual Novel eines wichtigen Werkes der Weltliteratur.
[h1][b]9/10 Gesamtwertung
👍 : 11 |
😃 : 0