Spielzeit:
758 Minuten
Hach wunderbar... atme mal tief ein, lieber Leser. Riechst Du den Schlamm? Das Brackwasser? Und die verrottenden Schilfhalme im undurchdringlichen Nebel?
Mmmmmhhhhh... einfach toll, oder?
Und falls Du ein verweichlichtes Land-Ei bist, dann komm mal schön mit!
Hier lernste noch was über die Schönheit der unberührten Natur, echten Abenteurer-Geist und wieso es immer ne tolle Idee ist, ohne Kompass, Karte oder GPS und mutterseelenallein in eine endlose Moor-Landschaft rauszuschippern... das wird ein Spaß, juhu!
Und so allein sind wir ja eigentlich gar nicht, wir sind sogar zu viert: Wir begleiten nämlich den Professor und den Captain. Einer ist nen knorriger Seebär in Rente, der sich ein paar Kröten mit dem Schippern vorbei an Kröten im Moor verdient und der andere ist ein englischer Traumtänzer, von anderen Akademikern nur als lächerlicher Dummkopf belächelter Dozent, der unbedingt seine halbgaren Hypothesen im schlammigen Hinterland beweisen will.
Also DAS muss ja gut gehen, oder?
Ach ja: die beiden sind natürlich eigentlich nur zu zweit unterwegs, wir beide begleiten das ungleiche Duo ja nur auf so ner metaphysischen Astral-Gamer-Ebene fern jeder Logik und überhaupt sind wir ja bequem zu Hause und gar nicht wirklich im Moor unterwegs und...
...
Ach egal, komm einfach mit und guck mal, wie wunderbar eintönig, neblig und verfault das hier aussieht!
Und lach nicht!
Das ist ne tolle Aussicht.
In Norddeutschland jedenfalls.
Die Atmo stimmt nämlich schonmal, die ist wunderbar diesig, trübe und bar jeder Hoffnung... so solls auch sein.
Noch dazu hörst Du außer dem Plätschern des Brackwassers an den Rumpf des Kutters im Grunde fast nix. Nur das Sonar des Professors piept und boingt ab und zu und zwar, wenn Du eine von zwei Bedientasten drückst.
So einfach ist das nämlich nen winziges Schiff durch unwägbares Gelände zu navigieren, mit der linken Maustaste fährt der Kahn, mit der Rechten sonart der Prof nach gar seltsamen Eigenheiten.
Das wars.
Ich wette, Du hattest Dir die Binnenschifffahrt viel komplizierter vorgestellt, tja Pustekuchen...
Und so schipperst Du mit den beiden Protagonisten anfangs noch völlig unbehelligt durch die endlosen Schlamm-Kanäle, vorbei an immer gleich aussehenden total öden und trostlosen Landstrichen und...
...
... Mooooohhhhmentchen mal...!
...
... das sieht doch nicht nur immer gleich aus, das IST immer gleich!
Stimmt!
Gut erkannt, denn hier gibts nen Kniff in Form einer Schleuse im unendlichen Morast.
Dem Schleuser gibst Du ein Handzeichen, wenn Du seine Barriere erreichst und dann gehts hoch oder runter und was das für Auswirkungen hat, erfährst Du natürlich, sobald ich es Dir verrate... oder sobald Du das Spiel kaufst, denn ich verrats Dir gar nicht, ätsch!
Der Wunder-Schleuse sei Dank kommst Du also an einigen Landstrichen andauernd vorbei und an altbekannten Orten spürt das Sonar stets die gleichen seltsamen Dinge auf... oftmals kuriose, fliegende Puppen, manchmal aber auch etwas anderes... gefährlicheres.
Und manchmal auch Schnaps...
Oder ne Hexe.
Und dann wäre da ja noch die Namens-gebende Taverne mitten im Niemandsland, in der obskure Gestalten noch obskurere Dinge tun, wie zum Beispiel Selbstgebrannten trinken und einfältige Fremde in den Tavernenkeller locken.
Ob Du da drum herum kommst, siehst Du ja beim zocken selbst und was das überhaupt mit all dem leicht übersinnlichen Moor-Firlefanz auf sich hat, ebenfalls.
Und ich sags Dir schon hier:
DAS ist wirklich mal ein richtig gelungenes Horror-Game.
Statt auf Jump-Scare Attacken nebst Stakkato-Geigen-Gekreische und tausend Schränken zum Verstecken vorm furchtbar dürren Buh-Männchen gibts hier...
... eine drohende, damokletisch bedrückende und unfassbar dichte Atmo, die durch dezente Akustik und wunderbar farbarme Optik nur noch verstärkt wird.
Und das braucht ein paar Minütchen, um seinen Reiz vollends zu entfalten, packt dann aber umso mehr.
Auch die Informationsfetzen, die wir über die Vergangenheit der Charaktere und über das Moor an sich erhalten, sind nicht plump oder direkt hingeworfen.
Vielmehr erzählt uns die Welt im Vorbeiziehen ihre Geschichte und das fühlt sich anders an, als gewohnt... aber gut anders.
So kommen wir nach und nach voran, verfolgen die meist stimmungsvollen und manchmal witzig pointierten Dialoge zwischen Seebär und akademischem Eierkopp und fragen uns, zu welchem Ende die Reise der beiden wohl gelangen mag...
... das nehm ich Dir aber nicht vorweg, wie gemein wär das denn?
Und ich vergleiche Games nicht allzu oft, aber hier kriegst Du stimmungsmäßig ne Mischung aus Sunless Sea, Dredge und Pineview Drive und falls Dir das taugen mag, dann lichte doch mal den Anker und erforsche die endlosen Weiten eines einsamen Moores in im schönen Norddeutschland ;-)
Und falls Du, wie ich, tatsächlich mal in nem Moor verirrt warst, weißt Du ungefähr, wie beängstigend die Stimmung dort sein kann und so wünsch ich Dir beim Ausweg finden, rumschippern, viel viel lesen, Schnaps trinken und wunderbar wohlig gruseln wie immer...
... viel Spaß ;-)
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