Spielzeit:
802 Minuten
Rock 'n' Roll Will Never Die! erzählt eine launige Geschichte über eine Truppe abgehalfterter Rock-Musiker, die versuchen, angeführt durch unsere Hauptfigur, auf ihre alten Jahre hin nochmal den Durchbruch hinzulegen und vielleicht reich und berühmt zu werden.
Den Grafikstil dieses Point'n'Click Adventures finde ich äußerst gelungen. Die Schauplätze sind abwechslungsreich und detailverliebt. Musikalisch geht es meinem Gehörgang nach nicht immer nur rockig zu. Leider handelt es sich so gut wie gar nicht um "richtige" Lieder bei der Hintergrundmusik, sondern um kurze Samples in Dauerschleife, die teilweise dann auch nerven. Es gibt keine Sprachausgabe, was mir bei dem vielen Text fast entgegen kam, weil ich wesentlich schneller lese als es eine Sprachausgaben vortragen würde.
Das Spiel besteht aus mehreren Abschnitten, was man auch deutlich wahrnimmt, da diese eher unsanft ineinander übergeleitet werden. Angefangen vom Wiedervereinen der Band, über die gemeinen Problemen des Bandlebens hin zu möglichen Auftritten, und das angereichert mit schicksalhaften Ereignissen ist einiges an unterhaltsamer Abwechslung geboten. In den ersten zwei Dritteln habe ich mich am laufenden Meter regelrecht kaputt gelacht über den schrägen Plot, der von den Dialogen zwischen meiner Hauptfigur und den unzähligen Charakteren getragen wird. Das ganze ist nur auf Englisch, daher sollte man dieser Sprache mächtig sein, damit der Humor auch zünden kann. Teils wird englischer Wortwitz aufgefahren, für den es keine direkte Übersetzung ins Deutsche gibt. Bringt man hierfür das nötige Verständnis mit, wird es so richtig lustig.
Ganz im Stile eines Adventures finden sich im Bereich der Rätsel zahlreiche Gegenstände, die dann mit der Umgebung benutzt werden. Inventarrätsel, also die Kombination von Gegenständen, gab es meiner Erinnerung nach keine, oder zumindest sehr selten. Es gibt keine Verben oder Aktionsräder. Es wird tatsächlich einfach nur geklickt, links für Aktion, rechts für eine Auskunft zum Gegenstand.
Leider gibt es eine etwas dunklere Kehrseite dieser glänzenden Metal-Medaille. Das letzte Drittel fand ich erzählerisch ziemlich langatmig und nicht mehr auf den Punkt. Das führte dazu, dass ich am Ende doch ein wenig froh war, als ich endlich durch war. Hier wäre weniger Filler-Erzählung wesentlich mehr gewesen. Man spürt förmlich, dass jede Idee noch mit reingepackt werden wollte. Bei den Rätseln verhält es sich ähnlich. Zum Ende hin wird es teils absurd und ungenau, dass ich ohne Lösung nicht weiterkam. Beispiel gefällig? [spoiler]Benutze Kerze mit Regal, um ein Loch in die Wand zu sprengen.[/spoiler] Vorher gab es aber auch schon des Öfteren Rätsel, die mir um ein paar Ecken zu viel gedacht waren. Nicht falsch verstehen, es gibt viele gute Rätsel, die auch schlüssig sind. Manchmal müssen ein paar Dinge zu viel in der richtigen Reihenfolge passieren, damit es weitergeht und man endlich einen Gegenstand aufnehmen kann, der vorher nur einen trivialen Kommentar bekam oder eine Dialogoption freigeschaltet wird. Das war für mich häufiger kaum zu durchschauen und ich fragte mich, wie der Verfasser der Lösung da überhaupt draufkam. Auch wenn gute Rätsel für mich das A und O eines Adventures sind, kann ich aufgrund der dargebotenen Vielfalt mit diesen "krummen" Rätseln leben, auch wenn mir ein eleganterer Aufbau natürlich besser gefallen hätte.
Unverständnis habe ich für den unnötigen Mangel an Komfort-Funktionen. Es gibt kein Quicksave, keine Hotspotanzeige und keinen schnellen Schauplatzwechsel, hier wird jeder Meter genüsslich langsam gegangen.
Fazit: Rock 'n' Roll Will Never Die! ist lustig und teils derb erzählt. Es traut sich Dinge in Worte zu fassen, wie man es heute vor lauter Correctness-Weichspülung kaum mehr für möglich hält. Es hat viele gute Rätsel, aber leider einige Designschwächen. Zu Beginn möchte man meinen, hier womöglich eine Perle vorzufinden, was es aber nicht so ganz über die Ziellinie bringt. So punktet es hauptsächlich mit seiner humorvollen Erzählung und weniger mit Rätsel-Gameplay. Ich fand's gut und erfrischend anders. Mag man Adventures und ist mit der englischen Sprache vertraut, kann man dem Spiel durchaus eine Chance geben. Diese hat es allemal verdient.
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