Spielzeit:
252 Minuten
[b]7/10[/b]
[h1]Leider inkonsistent und voller Unklarheiten[/h1]
Ich wollte dieses Spiel wirklich mögen und kann mir selbst wirklich immer wieder viel vorwerfen, aber irgendwann reichte es. Erklärung folgt, erstmal vorne angefangen: womit haben wir es hier zu tun?
Palindrome Syndrome ist ein kleines Rätselspiel, wie ich sie eigentlich mag. In Egosicht und im Stil eines Escape Rooms (wie der Titel auch schon andeutet) rätselt man sich durch diverse Räume, sammelt Hinweise und identifiziert immer wieder eine Logik, die zur Anwendung kommt.
[h1]Setting, Atmosphäre & Story[/h1]
Der ahnungslose, weil von Amnesie betroffene Protagonist erwacht aus dem Cryoschlaf und befindet sich irgendwo im Weltall auf einem Raumschiff oder einer Raumstation. Von nun an versucht man, sich verschiedene Räume zu erschließen (Biolabor, Techniklabor, Bürobereich, medizinischer Bereich...) und herauszufinden, was passiert ist und wie man die Situation einordnen und bewältigen soll.
Palindrome Syndrome ist zwar ein Indiegame, aber ich mag die schlichte Ästhetik. An der Front habe ich nichts zu meckern.
[h1]Gameplay[/h1]
Hier fangen früher oder später die Probleme an. Dass der Charakter sich auch beim Rennen eher langsam bewegt und die Mausbewegungen eine nicht deaktivierbare Smoothing-Option drin haben, daran hatte ich mich sogar gut gewöhnt. Dass man, wenn man in einem Rätsel drin ist, seine Notizen zwecks benötigter Infos nicht aufmachen kann und deswegen evtl. ständig wechseln muss... daran eher nicht.
Also, wie gesagt, man sammelt Hinweise und versucht, Muster zu analysieren und Logik zu erkennen, um Rätsel lösen zu können. Soweit, so bekannt. Es geht viel um Zahlen, Rechnungen, Muster, Anordnungen, Passwörter. Eigentlich ist alles dabei, was ein guter Logikpuzzler braucht.
Palindrome Syndrome ist im Grunde auch ein nicht zu schweres Spiel, bietet aber für Leute wie mich Potential zum Verkomplizieren und ist auch nicht immer klar einzuordnen.
In der ersten Hälfte neigte ich wirklich viel dazu, das Offensichtliche nicht zu sehen und stattdessen die wildesten Lösungstheorien aufzustellen. In meiner zweiten Session nahm ich mir dann vor, einfacher zu denken, hier stellte ich dann aber fest, dass einige Rätsel auf einmal wirklich zu einfach und zu früh gelöst waren, sogar teils durch Rumprobieren aufgingen. Da fehlte völlig die Konsistenz!
Ich versuche das mal anhand des offiziellen Guides zusammenzufassen.
Anzahl Rätsel: ca. 40, davon...
[list]
[*]25 fair und gut lösbar
[*]7 eher zu einfach
[*]4 durch Rumprobieren gelöst
[*]2 eher schwer oder unverständlich
[*]2 wirklich schlecht designt
[/list]
Das sieht von der Verteilung vielleicht erstmal nicht super katastrophal aus, sollte aber so in einem Rätselspiel nicht vorkommen, denn schließlich hängt man an den unklaren Dingen unnötig lange. Außerdem sollten die letzten drei Punkte vermieden werden, und das sind in Summe immerhin 8 Rätsel. Nervige, unbefriedigende Rätsel.
Nicht zu vergessen auch, dass es bei "zu leicht" auch eine Schnittmenge gibt, bei der ich trotzdem komplizierter gedacht habe und es deswegen nicht unbedingt schnell gelöst war.
Ich gebe nun mal ein paar Beispiele von Ausreißern nach unten.
[list]
[*][spoiler]Biolabor, Farbcodes Biogefährdung, dann Passwort "Reynolds" und die Symbole 1-4 Fenster/Boden[/spoiler]:
Dieses einfache, für mich ZU naheliegende Rätsel habe ich zuerst gar nicht wahrgenommen, weil ich es für noch nicht relevant hielt. Hatte zur Folge, dass eine Tür verschlossen blieb und ich einen späteren Hinweis nicht zuordnen konnte. Stattdessen habe ich ein anderes Rätsel mit Vorstellungskraft gelöst, welches erst später Anwendung finden sollte.
[*][spoiler]Pausenraum, Flaschenpuzzles[/spoiler]:
Das Muster hinter diesen Puzzles ist zwar erkennbar, eine Logik ergibt sich daraus dennoch nicht, weil man keinen Anhaltspunkt hat, auf welche Position man achtet bzw. mit welcher man beginnt. Zudem haben beide Puzzles trotz unterschiedlicher Mustern tatsächlich die gleiche Lösung (?...!), die ich aber beide Male mit einem anderen Verständnis des Musters trotzdem korrekt gelöst habe! Obwohl mir selber klar war, dass meine Interpretation eher verzweifelt geraten und nicht elegant oder passend war. Sehr unbefriedigend.
[*][spoiler]Pausenraum, Schachpuzzle[/spoiler]
Hier gibt es gefühlt mehrere Lösungen, Userkommentare unter dem Guide scheinen das zu bestätigen.
[*][spoiler]Büro, Gewebereaktions-Drehscheibe[/spoiler]
Hier habe ich lange überlegt, bin zu keinem Ergebnis gekommen, drehte ein letztes Mal und auf einmal war es gelöst! Hatte ich das meiste vorher schon richtig? Sogar im Nachhinein habe ich nur eine vage Vorstellung davon, wie dieses Rätsel gemeint war...
[*][spoiler]Hebelpuzzles in Büro, Techlab und Medizinlabor[/spoiler]
Von denen sind es insgesamt zu viele, und ich habe sie alle eher durch Rumprobieren gelöst bekommen. Das Letzte sieht am kompliziertesten aus und ist dann der komplette Witz an Einfachheit. Was soll das?
[*][spoiler]Kanisterpuzzles in Techlab[/spoiler]
Hier gibt es insgesamt 3 Hinweise, die man nach und nach mit anderen Rätseln freischaltet. Ich löste das Rätsel allerdings schon mit dem ersten Hinweis!
(ohne zu wissen, dass es noch zwei andere geben würde)
D.h. es ist eindeutig nicht komplex genug.
[*][spoiler]Medizinischer Bereich, Röntgenpuzzle[/spoiler]
Dieses Puzzle dient nur der Hinweisfindung, man kann es aber rein visuell lösen und muss nicht alles korrekt schieben.
[/list]
[h1]Kritik zusammengefasst[/h1]
Eine Befriedigung beim Rätseln bleibt weitestgehend aus, weil der Schwierigkeitsgrad ein ständiges Auf und Ab ist. Einiges ist zu einfach, dann hängt man wieder an irgendeiner Merkwürdigkeit fest oder probiert was und hat Glück, woanders hat man was zu früh gelöst etc.
Das macht insgesamt einfach einen sehr unausgereiften Eindruck.
Der Kracher ist übrigens auch, dass das Spiel keine Autosave-Funktion hat. Man ahnt es nicht, und schon darf man sich beim nächsten Start erstmal wieder hinspielen. No-Go! Wenigstens Kapitel (freigespielte Bereiche) könnten automatisch gespeichert werden.
Was auch fehlt, ist eine Hilfefunktion. Dafür gibt es den bereits erwähnten offiziellen Guide.
https://steamcommunity.com/sharedfiles/filedetails/?id=2256529649
Dieser ist aber genauso schlecht gemacht wie das Spiel. Er besteht zwar aus "Hinweisen" und der Lösung in Spoiler Tags, aber: die Hinweise sind in den meisten Fällen nichts weiter als Aufzählungen dessen, was man eh schon gesehen und zusammengetragen hat, und die Lösung ist einfach nur die Lösung. Die Logik wird so gut wie nie erklärt.
Tiefpunkt des Guides sind Erklärungen der Marke "dieses Puzzle kann in acht Zügen gelöst werden" - anstatt diese Züge zu nennen! Oder "Dieses Puzzle ist wirklich einfach, man muss nur die Verbindungen verstehen". Ernsthaft?!
Was übrigens die Story betrifft: Die Geschichte wird nur sehr dünn angedeutet, das Ende ist kaum vorhanden und hier wurde ein Twist versucht, der nicht weiter erklärt wird und mir auch egal ist. Vollkommener Quark.
Ich bin kein Storyspieler und trotzdem enttäuscht. Muss man auch erstmal schaffen.
[h1]Fazit[/h1]
Meine wohlgemerkt nicht zu hohe Erwartung an so ein kleines Rätselspiel hat Palindrome Syndrome mit einer müden Story und diversen schlecht designten Rätseln leider deutlich unterboten.
Das Grundgerüst sieht nach was aus, ich würde den Entwicklern eventuell noch eine nächste Chance geben. Immerhin war es ihr Erstlingswerk, entwickelt von nur wenigen Personen.
Beim nächsten Mal bitte intensiver playtesten!
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