Spielzeit:
1137 Minuten
Gelungener Genremix von Farmspiel und RPG mit einigen Schwächen
Endlich mal wieder die Welt retten – man hat ja sonst nichts zu tun. Und wenn man dann noch als Katze mit einem Schwert rumläuft, dass größer als die Katze an sich ist, kann eigentlich gar nichts mehr schief gehen. Nachdem wir auf unserem Weg in Pfotendorf ankommen, heißt uns der Ortsvorsteher willkommen. Dass es Probleme mit Monstern gibt, ist uns schon viel früher aufgefallen und so verbleiben wir auf einem abgelegenen Bauernhof im Dorf, der mal unserem Großvater gehörte. Dass wir neben dem Monsterschlachten auch noch eine größere Bedrohung zu zerschlagen haben, wird im Laufe der Handlung immer klarer.
Die Geschichte kommt ohne groß viel Trara daher und ist typische RPG-Kost. Der Protagonist ist im ganzen Verlauf der Geschichte stumm, so dass die Story von Nebencharakteren erzählt wird. Das ist schade, denn dadurch geht einiges Potential verloren. An einigen Stellen haben wir Auswahlmöglichkeiten, was wir antworten, aber das hat keinen Einfluß auf die Story.
Grafik
Die Grafik ist schön und bunt anzusehen. Die Partikeleffekte sehen hübsch aus. Die Musik läuft unauffällig im Hintergrund mit und nervt zu keinem Zeitpunkt.
Steuerung
Die Steuerung ist frei belegbar, Verwendung eines Gamepads wird empfohlen. Lobenswert ist, dass die Steuerung sehr sauber programmiert wurde. Man ist von Beginn an sehr langsam unterwegs, hier hätte ich mir ein leicht höheres Bewegungstempo gewünscht. Später gibt es Gegenstände, die das Problem abfedern.
Gameplay
Kämpfe gehen von Beginn an gut von der Hand. Die Benutzung der Ausweichrolle ist Pflicht, genauso wie das richtige Timing der Angriffe und Zauber. Da die Angriffe der Gegner fast immer angezeigt werden, kommt einem das Spiel auch Anfängern entgegen. Man hat Schwert, Bogen und Zauber zur Verfügung, um die Gegner vom Bildschirm zu pusten. Das macht Spaß, jedoch fokussiert man sich im späteren Verlauf auf eine Waffe und eine Handvoll Zauber, was aufgrund der vorhandenen Fülle schade ist. Das Spiel kann auch im Koop gespielt werden, was den Spielspaß noch mal erhöht.
Ein Levelsystem gibt es nicht, der Fortschritt definiert sich durch die Ausrüstung. Das ist gut, solange die Anforderungen zum Crafting tragbar sind. Und damit kommen wir zum Punkt Grindfaktor: knapp 50% der Spielzeit war ich mit Farmen und Grinden beschäftigt. Zum einen sind die benötigten Materialien für spätere Rüstungen teilweise absurd hoch, zum anderen ist Geld stets Mangelware. Man kriegt für jede Quest 500 Pennies (die Währung im Spiel) und der Gewinn beim Anbau auf der Farm ist zu keinem Zeitpunkt gewinnträchtig. Lediglich mit Kürbisfeldern lässt sich ordentlich Bakschisch machen, die bekommt man aber erst spät. Hier wird das fehlende Balancing sehr gut sichtbar. Hätte man den Grindfaktor zurück geschraubt und dafür die lächerlich kurzen Bossdungeons erweitert, wäre das ein großer Gewinn für das Spiel gewesen.
Der Farmaspekt im Spiel ist nett, aber letzten Endes ohne Belang. Die üblichen upgradbaren Werkzeuge und eine Handvoll Samen beim Händler, die eine niedrigen Gewinn abwerfen, das wars. Wer ein Farmspiel sucht, ist bei „Stardew Valley“ besser aufgehoben.
Man kann den Grindfaktor auch nicht umgehen, denn die beste Rüstung und die beste Waffe sind beim Endboss Pflicht!
Es gibt ein Teleportersystem, mit dem man schnell in andere Gebiete gelangen kann. Hier fallen jedoch 2 Dinge negativ auf: warum kann man sich nicht zurück auf den Bauernhof porten? Und wieso kann man nicht jeden Teleporter gleich nutzen? Es gibt Stellen, die als Checkpoint markiert sind. Das heißt, man kann sich hinporten, muss dann aber zurück latschen = unnötiges Backtracking.
Das Inventar wird unnötig eingeschränkt. Die Erweiterungen dazu habe ich erst nach Benutzen einer Lösungshilfe gefunden. Als Storybelohnung wäre es sinnvoller gewesen.
Mir sind während der Spielzeit keine Bugs oder Glitches aufgefallen, was auch nicht mehr selbstverständlich heutzutage ist.
Kurzfassung:
PRO:
+ schöne, dichte Atmosphäre durch Grafik und Sound
+ saubere, frei belegbare Steuerung
+ flüssiges, anspruchsvolles Kampfsystem
+ keine Bugs oder Glitches für einen fairen Preis
+ große Fülle an Zaubern
+ sympathische Charaktere...
CONTRA:
- …, die einem leider nur bedingt ans Herz wachsen
- unnötig eingeschränktes Inventar zu Beginn
- hoher Grindfaktor
- Bauernhofaspekt nur bedingt nützlich
- ordentlich Backtracking durch seltsames Teleportersystem
Fazit: Ich hatte sehr viel Spaß mit dem Spiel, was an der Atmosphäre und den Charakteren lag. Wer mehr Bauernhofaspekte erwartet, greift zu „Stardew Valley“. Wer einfach ein schönes Spiel erleben will (und sich am Grindfaktor nicht stört), greift auch wegen des fairen Preises bedenkenlos zu!
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