Spielzeit:
91 Minuten
Nein. Also wirklich. Ich habe mich 90 Minuten durch dieses Bugfest gequält und bin zum Entschluss gekommen, dass ich Legends of Iona nicht fertig spielen werde. Es macht einfach keinen Spaß. Normalerweise bin ich nicht der Typ, der sich über die technische Seite aufregt, weil ich weiß, dass ich es nicht besser könnte, aber mein Gott - es gibt auch eine Grenze!
Bevor meine Schimpftirade beginnt, möchte ich auf die unglaublich bescheuerte Prämisse eingehen, die das Spiel überhaupt möglich macht: Ein junger Mann hört nicht auf einen Rentner, dessen einzige Aufgabe es ist, den ganzen Tag auf einer Friedhofsbank zu sitzen und junge Leute davon abzuhalten, sich kopfüber in den Brunnen zu werfen, und fällt im erzwungensten Unfall aller Zeiten in die Wassergrube. Das wars. So beginnt das Abenteuer von Zakk, das, wenn man den Entwicklern glauben soll, ein storygetriebenes Erlebnis werden soll. Darauf komme ich später zu sprechen. Wem allein dieser Unfug nicht reicht, der wird mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert, sobald das eigentliche Spiel beginnt.
Ich weiß, das Spiel ist ein gut gemeinter Versuch, aber dabei hätte es bleiben sollen. Nix haut hin. Fenster öffnen sich auf Knopfdruck, wenn sie lustig sind, die Händler haben gelegentlich keine Lust, mit mir zu sprechen und wenn ich gehe, ploppen leere Handelsfenster auf, speichern tut das Spiel auch nur, wenn man ganz lieb darum bittet. Die Framerate bricht beim kleinsten Aufkommen von Atmosphäre komplett ein, weswegen das Ding vermutlich so unerhört dunkel ist. Die Grafik ist hässlich und da rettet es das Spiel auch nicht, dass die Entwickler sagen, dass sie retro sein möchten. Nein, kauf ich euch nicht ab. Ihr konntet es nicht besser und das sieht man. Damit das Endprodukt nicht komplett zum Davonlaufen aussieht, haben die Entwickler einfach Bloom über alles gelegt, was der Framerate überhaupt nicht zuträglich ist.
Wo wir bei schlechten Ausreden sind: Das Spiel sagt, dass es eine storygetriebene Erfahrung ist und der Kampf nicht in Vordergrund steht - dass ich nicht lache. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als einen Vorwand, der das komplett verkorkste Kampfsystem erklären soll, denn für ein storygetriebenes Spiel wird erstaunlich viel gekämpft. Meist sieht man die Feinde aufgrund der Dunkelheit gar nicht und hämmert einfach auf den Angriffsknopf, bis irgendwas umfällt - ob das nun die Spielfigur ist oder der Feind, spielt überhaupt keine Rolle, denn der Tod hat null Konsequenzen und man spawnt drei Meter weiter hinten, um weiter auf den angeschlagenen Mob einzuprügeln. Da ist kein Tiefgang, da ist nix kompliziert, man klickt einfach, bis die Maus oder der eigene Knochen nachgibt.
Wo wir bei suboptimaler Steuerung sind: Jemand hätte den Entwicklern sagen sollen, dass die Tanksteuerung, die man aus den alten Survival Horror-Spielen kennt, komplett überholt ist. Damals hat man das gemacht, weil die Technik noch nicht so weit war und die Bewegung im dreidimensionalen Raum in den Kinderschuhen gesteckt hat, heutzutage macht eine solche Steuerung das ganze Erlebnis langsam.
"Ein Gegner schlägt mich in den Rücken!", ruft Zakk, der überaus sympathische Protagonist, der keineswegs dumm ist. "Ich werde mich jetzt ganz langsam umdrehen und den Raum dabei nach Möglichkeiten absuchen, wie ich mich vor diesem Unhold schützen kann!"
Die Quests, die als Kernstück des Spiels beworben werden, sind Schrott. Geh hier hin, hebe das auf, rede mit dem, töte X. Das Questbuch ist unpraktisch und sagt nur, was man bereits weiß. Hinweise, wie es weiter geht - und die bitter nötig wären - gibt es nicht. So rennt man blind wie ein Maulwurf durch irgendwelche Gänge und hofft, über ein Item zu stolpern, das den Plot voran treibt. Ich hatte darauf keine Lust mehr. Es war an keiner Stelle unterhaltsam.
Ich habe vorm Verfassen dieses Reviews die Shopseite von Legend of Iona gelesen und musste feststellen, dass der gesamte Werbetext für das Spiel aus Bitten der Entwickler besteht, dieses Spiel weiterzuspielen - es wird besser, versprechen sie. So macht man keine Werbung für seinen Titel. Wenn man darum flehen muss, dass der Käufer durchhalten soll, weiß man, dass man ein Stück Mist produziert hat. Rechtfertigungen - warum etwas ist, wie es eben ist - machen auf mich keinen besonders guten Eindruck. Trotzdem war ich blöd genug, den Titel zu kaufen. Bitte macht nicht denselben Fehler wie ich und spart euch das Geld. Wenn euch jemand das Spiel schenken sollte, kündigt der Person die Freundschaft oder überlegt euch ganz genau, was man euch damit sagen möchte.
Dieses Spiel ist das Äquivalent zum abgetrennten Pferdekopf im Bett eines Mafioso. Eine durch und durch ungenügende Erfahrung.
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