Spielzeit:
1206 Minuten
[h1] Kurzübersicht[/h1]
428: Shibuya Scramble ist eine zuerst 2008 für Wii erschienene und von Chunsoft (u.a. Danganronpa, Zero Escape) entwickelte japanische Visual Novel. Im Laufe eines Tages erleben fünf unterschiedliche, vom Spieler begleitete, Protagonisten einen Tag im Tokyo-Stadtbezirk Shibuya, bei dem eine gescheiterte Lösegeld-Übergabe erst den Beginn eines nach und nach komplexer werdenden Mysteriums darstellt. Fesselnd bis zum Ende, ist 428: Shibuya Scramble sowohl für Visual Novel-Einsteiger als auch Fans von spannenden Thrillern- bzw. Krimi-Geschichten ein Muss!
[i]Das Review ist frei von Spoilern. Aus diesem Grund wurde auch auf Screenshots verzichtet.[/i]
[h1] Geschichte [/h1]
Der wichtigste Teil der Visual Novel ist natürlich die Geschichte selbst – und leider auch der Teil, über den man am wenigsten sprechen kann. Denn 428: Shibuya Scramble steckt so voller Wendungen und Überraschungen, dass schon kleinere Spoiler ausreichen, um gewissen Enthüllungen die Wucht zu nehmen. Insofern sei nur gesagt, dass mich noch nie einen Thriller in Videospielform gesehen habe, der mich so sehr an den Bildschirm gefesselt hat, wie dieses Spiel. Dabei ist besonders beachtlich, dass diese Spannung selbst die ungefähr 20 Stunden Spielzeit lang hinweg über aufrechterhalten wird und zu keinem Zeitpunkt schwächelt. Selbst die ruhigeren oder erheiternden Momente des Spieles stecken voller Konsequenzen für spätere Spielabschnitte und liebevoller Charakterentwicklung. Kein Satz fühlt sich überflüssig an, keine Szene verschwendet. Das Herzstück des Spieles bilden dabei die schrägen Protagonisten selbst: Ein aufstrebender Polizist, ein besorgter Straßenkehrer, ein angespannter Virologe, ein energiegeladener Reporter und eine Werbefigur in einem Katzenkostüm – was nach einem schlechten Witz klingt, stellt sich als erstaunlich vielseitiger und ausgefeilter Cast heraus. Auch hier soll aus Spoiler-Gründen nicht mehr verraten werden, es sei aber gesagt, dass die Autoren eine phänomenale Arbeit geleistet haben – jeder Charakter hat eine spürbar eigene Persönlichkeit, ohne dabei oberflächlich zu sein oder auf Klischees zurückzugreifen. Auch die Nebenfiguren werden dabei nicht vergessen und erhalten dank freischaltbarer Bonus-Geschichten selbst noch weiteren Tiefgang.
[h1] Gameplay [/h1]
Als Visual Novel besteht der Hauptteil des Spieles aus dem Lesen von Texten, ähnlich einem Buch. Wie bei anderen Vertretern des Genres üblich, muss jedoch auch hier der Spieler an bestimmten Punkten des Spielens per Multiple-Choice Entscheidungen fällen, die Konsequenzen für den Rest der Geschichte haben. 428: Shibuya Scramble geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: Der Spieler folgt nicht nur einem Geschichtsstrang, sondern einen Geschichtsstrang pro Charakter! Damit haben die Entscheidungen des einen Protagonisten oftmals direkten Einfluss auf den Verlauf der Geschichte eines anderen Charakters. Weiterhin wird der Fortschritt einzelner Handlungsstränge teilweise blockiert, bis diese Blockade durch das Weiterspielen eines anderen Geschichtsstrangs per „Sprung“ aufgelöst wird. Erst wenn alle Charaktere einen bestimmten Fortschritt erreicht haben („Fortsetzung folgt …“), wechselt die Geschichte zum nächsten Zeitblock, samt eigenen TV-ähnlichem Intro. Zumindest, sofern die richtigen Entscheidungen getroffen wurden – mit über 85 verschiedenen Enden kann die Geschichte eines Charakters auch schnell vorbei sein. Durch das einfache Zeitlinien-System und den Hinweisen bei schlechten Enden lassen sich die Entscheidungen aber schnell & unkompliziert ändern, um keine Frustration aufkommen zu lassen.
[h1] Präsentation [/h1]
Klar, als interaktives Abenteuerbuch bieten Visual Novels hauptsächlich Text, oftmals lediglich mit wenigen Grafiken oder Zeichnungen hinterlegt. Nicht so 428: Shibuya Scramble, was das Spiel deshalb auch so empfehlenswert für Visual Novel-Einsteiger macht! Hier wird jede Szene mit eigenen Fotografien hinterlegt, alle paar Sätze gibt es etwas Neues zu sehen. Selbst dieselben Szenen, die von verschiedenen Charakteren beobachtet werden, beinhalten unterschiedliche Fotos pro Charakter. Es wirkt so, als hätte jemand bei einem Film alle paar Sekunden auf Pause gedrückt, ein Foto gemacht und diese Bilder anschließend aneinandergehängt. An wichtigen Stellen gibt es sogar Videosequenzen, mit passender Musik hinterlegt wurden alle Szenen sowieso (vertont wurden die Charaktere allerdings nicht). Durch diese einzigartige Präsentation wirkt 428: Shibuya Scramble nicht lediglich wie ein interaktives Buch, sondern eine sorgfältig-zusammengestellte Komposition aus Bild, Text und Ton. Besondern Feinschliffe wie unterschiedliche Bildtechniken und -bearbeitungen pro Charakter verleihen der Geschichte mehr Ausdruck. Auch beeindruckend: Der Titelsong wurde extra von Popsängerin Aya Kamiki für das Spiel erschaffen, wobei das offizielle Musikvideo sogar Szenen aus dem Spiel erhält.
[h1] Technik [/h1]
428: Shibuya Scramble lief über das ganze Spiel hinweg einwandfrei, sowohl mit Xbox-Controller als auch mit der Tastatur. Lediglich ein Crash trat auf, der aufgrund der häufigen Autospeicher-Punkte jedoch mit keinerlei Fortschrittverlust einherging. Zum Ende des Spiels hin fielen ein paar Grammatik- und Tippfehler in der englischen Version auf, die jedoch im Verhältnis zu der gewaltigen Textmenge des Spieles kaum ins Gewicht fallen.
[h1] Den Preis wert? [/h1]
Während ich als schneller Leser nur knapp 20 Stunden für 428: Shibuya Scramble benötigte, liegt die Durchschnittsspielzeit für die Story laut Howlongtobeat.com bei 27 Stunden. Sind 49,99€ diese Spielzeit wirklich wert? Schwierig. Aufgrund der hunderten von einzigartigen Fotos das Spiel wohl weitaus mehr als lediglich ein interaktives Buch und bietet eines der besten Videospiel-Geschichten der neueren Zeit. Doch trotz der umfangreichen Bonusinhalte wie zusätzlichen Nebengeschichten wird 428: Shibuya Scramble wohl kaum mehr als 40 Stunden beschäftigen, wobei der Wiederspielwert eher gering ist. Auf der anderen Seite zahlt man für normale Bücher, die oftmals wenige Stunden reichen, auch ganz gerne mal 20+€. Wer lieber auf der sicheren Seite bleiben möchte, wartet einfach bis zum nächsten Sale.
[h1] Fazit [/h1]
Wer keine Probleme damit hat, auch mal mehr als nur ein paar Dialogboxen zu lesen, oder wer einfach mal Lust auf einen verdammt spannenden Thriller in Videospielform hat, der sollte sich 428: Shibuya Scramble nicht entgehen lassen. Die für eine Visual Novel sehr aufwändige Präsentation macht den Titel weiterhin ideal für Einsteiger in das Genre. Lediglich der hohe Preis mag einen vorerst davon abhalten, sofort zuzugreifen.
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