Spielzeit:
543 Minuten
[h1]Maker RPG aus der Online-Grabbelkiste[/h1]
Erneut habe ich aus der Steam-Grabbelkiste ein eher mittelprächtiges RPG-Maker-Spielchen ausgegraben. Dieses mal erwischt es Storm of Spears, eines der zahlreichen Maker-Rollenspiele von Warfare Studios, einem brasilianischen Indie-Entwickler, der sich auf RPG-Maker-Spiele spezialisiert hat. Allein auf Steam hat Warfare schon 15 Spiele veröffentlicht, die laut den dortigen Nutzerreviews jedoch von stark schwankender Qualität sind. Storm of Spears ist das bis dato aktuellste Spiel des Entwicklers. Es gehört mit 1,99 € jedoch zu den günstigeren Titeln aus Warfares Portfolio. Was genau das Spiel nun zu bieten hat, und was nicht, will ich euch in folgenden Review aufzeigen.
[h1]Vier Söldner gegen ein korrumpiertes Königreich[/h1]
Die Kriegerin Sura ist Anführerin der Night Swords, einer vierköpfigen Söldnergruppe, welche hauptsächlich Nachts operiert und daher wohl auch ihren Namen bezieht. Dieser Umstand ist jedoch eher aus einer Not heraus entstanden, denn seitdem die bösartige Königin Lilliana den Thron des Königreichs Gallagar bestiegen hat, ist das Leben unglaublich hart und riskant geworden. Die Tyrannin hält ihr Reich im eisernen Griff und sieht in ihren Untertanen wenig mehr als Sklaven, die es auszubeuten gilt. Jede Rebellion gegen die fiese Königin und ihre Schergen ist bislang gescheitert. Infolgedessen ist Sura und ihr Team schon längst desillusioniert und arbeitet lediglich für das schnelle Gold, statt ihren Hals für irgendwelche illusorischen Ideale hinzuhalten. Und das obwohl ihr Bürgermeister, Gönner und Auftraggeber Bernard einer der führenden Köpfe der Rebellenbewegung in ihrer Heimatstadt Callum ist. Doch dann wendet sich das Blatt: Mit der astronomischen Summe von 10.000 Goldstücken, werden die Night Swords für die Dauer einer einzigen Mission in die Rebellion geködert. Callum soll von den Truppen der Königin befreit werden. Sura plant, sich mithilfe des Geldes in ein anderes Land abzusetzen, wo sie ihrem geliebten jüngeren Bruder Lucas endlich ein besseres Leben ermöglichen möchte. Freilich geht die Rebellion in die Hose und Lucas wird bei den Kampfhandlungen getötet. Nun kennt Sura nur noch ein Ziel: Die tyrannische Königin muss sterben! Um dieses Ziel zu erreichen, schwingt sich Sura zur Anführerin der Rebellen auf. Und auch ihre drei Mitstreiter Edryan, Valeese und Gyorg haben noch ein Hühnchen mit dem korrumpierten Königreich zu rupfen.
Die Story ist gar nicht mal schlecht für so ein Online-Grabbelkisten-Spielchen. Der Kampf gegen das eigenen Königreich, welches von korrupten Machthabern tyrannisiert wird, weckt natürlich sofort Erinnerungen an die Suikoden-Serie. Die Handlung entwickelt sich dabei zwar nicht spannend, aber durchaus nachvollziehbar weiter, auch wenn es die obligatorische Wendung zum Schluss echt nicht gebraucht hätte.
[h1]Lieblos hingeschludertes Trash-Game[/h1]
Die Gameplay-Elemente von Storm of Spears unterscheiden sich nicht großartig von einem generischen JRPG. Man erkundet die Spielwelt aus der Vogelperspektive und erforscht abwechselnd Städte und Dungeons, die per begehbarer Weltkarte angesteuert werden können. Innerhalb der Dungeons gibt es freilich viele Gegner, die netterweise immer sichtbar sind und somit gezielt bekämpft oder umgangen werden können. Der Kampf läuft rundenbasiert ab und bietet nichts, was ihn von anderen RPG-Maker-Titeln unterscheidet. Erledigte Gegner hinterlassen Geld und Erfahrungspunkte. Geld benötigt man zum Erwerb neuer Ausrüstung und Heilgegenstände bei den Händlern innerhalb der Stadtgebiete. Erfahrungspunkte dienen hingegen zum Aufleveln der vier Hauptcharaktere, um deren Statistikwerte zu verbessern und diese somit stärker werden zu lassen. Ab gewisser Levelstufen bekommen die vier Söldner dann auch neue Skills freigeschaltet, welche einem zusätzliche Möglichkeiten im Kampf offenbaren. Der Einsatz einer Skill-Fähigkeit kostet freilich Magiepunkte. Es erklärt sich auch von selbst, dass jeder Charakter über individuelle Skills verfügt. Sura bekommt die nützlichen Kriegerfähigkeiten, Edryan ist der Heilmagier, Valeese beherrscht Unterstützungsmagie für Buffs und Gyorg ist der Kampfmagier.
So weit so gut, aber wo liegt denn nun eigentlich die Krux in Storm of Spears? Nun, die liegt im lächerlich niedrigen Schwierigkeitsgrad. Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade: Casual, Normal und Hard. Da das hier der erste Titel von Warfare Studios ist, den ich gespielt habe, wählte ich sicherheitshalber den normalen Schwierigkeitsgrad. Tatsächlich fühlte sich dieser jedoch so an, als hätte ich den Casual-Grad ausgewählt, so verdammt leicht war das Spiel. Der einzige Kampf, der mich auch nur ansatzweise fordern konnte, war der letzte Bossgegner. Aber auch nur, weil dieser Instant-Death-Skills spammte. Ich habe das Spiel dann auch noch mal kurz im höchsten Schwierigkeitsgrad Probe gespielt, konnte in den ersten paar Kämpfen aber auch keine nennenswerte Herausforderung feststellen. Wer also eine halbwegs angemessene Herausforderung sucht, sollte besser die Finger von Storm of Spears lassen.
Dabei ist dieses Problem noch gar nicht mal mein Hauptkritikpunkt. Das was mich am meisten ankotzt, ist die völlig mangelhafte Qualitätsprüfung des Balancings. Nun haben wir ja bereits geklärt, dass das Spiel zu leicht ist, aber wirklich lächerlich ist der völlig unausbalancierte Kampfmagier Gyorg. Dessen Kampfzauber richten nämlich weniger Schaden an als seine regulären Angriffe! Selbst sein stärkster Zauber richtet wenig mehr als die Hälfte des Schadens seiner gewöhnlichen Standard-Attacke an … Einfach nur lächerlich! Und an diesem Punkt ist mir auch klar geworden, dass Storm of Spears wenig mehr als ein völlig lieblos hingeschludertes Geldmacherei-Produkt ist. Das ist schade, denn neben den bereits genannten Vorzügen, blinzeln ja auch immer wieder vereinzelte Lichtblicke hindurch. So sind einige Dungeon-Maps überraschend weitläufig und verwinkelt ausgefallen, und der Abschnitt im verlassenen alten Herrenhaus, war ein netter Versuch einen kleinen Grusel-Adventure-Abschnitt zu integrieren. Aber unterm Strich hilft das dann auch nicht, den unangenehmen Trash-Faktor zu negieren.
[h1]Grafik und Sound[/h1]
Grafik: Die Grafik ist ein zweischneidiges Schwert. Der Großteil des Inhalts entstammt wohl dem RPG-Maker-Baukasten. Jedoch hat Storm of Spears den Vorteil, dass ich viele der Grafiken nicht aus anderen Maker-RPGs wiedererkenne. Damit wirkt die Grafik für mich „frischer“ als sie wahrscheinlich ist.
Der Soundtrack bietet nichts, was einem in Erinnerung verweilt. Mir ist jedenfalls kein einziger Track im Kopf hängengeblieben, über den ich jetzt schwärmen könnte. Aber immerhin gab es auch keinen Track, der gestört hätte oder so.
[h1]Mit entsprechenden Feinschliff wäre es sogar ganz gut geworden…[/h1]
Ehrlich gesagt hat mir Storm of Spears durchaus Spaß gemacht, zumindest bis zu dem Punkt, wo ich gemerkt habe, wie kaputt der Schwierigkeitsgrad und das Balancing des Spiels ausgefallen sind. Über solche groben Mängel kann ich nun einmal unmöglich hinwegsehen. Und dann ist da noch die schäbige Masche das Spiel als Erotik-Produkt zu vermarkten, obwohl es diese Kategorie eben nicht erfüllt. Trotz seiner starken Seiten, wie der bodenständigen Story und zahlreicher Nebenquests, welche zur Erkundung der Spielwelt einladen, wirkt Storm of Spears unterm Strich wie ein billiges Trash-Game aus der RPG-Maker Online-Grabbelkiste – schade.
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