Spielzeit:
219 Minuten
[b]8/10[/b]
[h1]Kurzweilig und gleichzeitig wunderbar tiefsinnig[/h1]
A Fold Apart hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Anfangs ging ich davon aus, dass es storytechnisch sowie spielmechanisch "ok" ist. Dann habe ich es, was für mich komplett ungewöhnlich ist, an einem Nachmittag durchgespielt und mich vollkommen in dem Spiel verloren. Es hat meine Seele gestreichelt.
[b]Spielmechanik[/b]
Wie im Trailer zu sehen ist, muss man für die beiden Protagonisten den Weg freimachen, indem man die Umgebung faltet. Das würde jetzt unter normalen Umständen das räumliche Vorstellungsvermögen sehr fordern, v.a. wenn man bedenkt, dass die Mechanik im Laufe des Spiels noch erweitert wird. Man (ent)faltet nicht nur rechts/links/oben/unten/diagonal, man dreht und wendet irgendwann auch. Das wird aber nie zu fies und nie zu viel, was ich SEHR GUT finde! Außerdem gibt es eine Hilfefunktion, die Schritt für Schritt die Lösung nahebringt. Ich habe sie 1x gebraucht, weil partout der erste Schritt nicht kommen wollte. War aber meine Blindheit, sämtliche Rätsel sind fair und gut zu durchblicken. Man kann auch gut rumprobieren und irgendwann die richtigen Ansätze finden, die Möglichkeiten sind nicht endlos komplex.
Das Spiel ist komplett linear, alternative Lösungsmöglichkeiten oder gar Secrets wären mir nicht untergekommen.
Man spielt übrigens abwechselnd die beiden Charaktere. Jeder beginnt anfangs mit leicht unterschiedlichen Mechaniken, aber grundsätzlich ist es nicht viel anders.
[b]Technik/Optik/Sound[/b]
Wie auch hier im Trailer zu sehen, hat A Fold Apart einen Indielook im Pixar-Stil. Der ist vollkommen ok, ich hätte mir manchmal ein paar mehr Polygone gewünscht und Kanten sehen nicht immer glatt aus, aber es "guckt sich weg". Auch dass die Szenen ineinander übergehen, ist nett gemacht, nutzt aber den Bildschirm oft nur teilweise aus und wirkt dann wie ein falsches Format. Auf den Screenshots, die teilweise wie 4:3 anmuten, versteht man, was ich meine.
Der Soundtrack ist durchweg toll, sofern man melancholische Töne genießen kann. Hält einen die ganze Zeit in einer tiefgründigen Stimmung (um's mal positiv zu formulieren ;-) und tut äußerst viel für's Spiel!
Übrigens kann man A Fold Apart einwandfrei mit dem Controller spielen, aber auch mit Maus und Tastatur spielen, Tasten dabei (relativ) frei belegen und sogar on the fly wechseln.
[b]Story[/b]
Es geht um eine Fernbeziehung und wie die Liebe in dieser versucht zu bestehen. Ursprünglich hätte ich diese Thematik nicht in einem Spiel haben wollen. Die Realität ist schon schlimm genug :-/ Aber hier lernste was bzw. besinnst dich darauf, was wichtig ist im sozialen Miteinander: Kommunikation. Das Spiel zeigt, wie leicht Dinge abgleiten können, worauf wir aufpassen sollten, wie wir Schlimmeres verhindern; dass wir offen, verständnisvoll und vertrauensvoll miteinander reden sollten. Und dass wir in Zeiten digitaler Kommunikation, die viel in Textform stattfindet, besonders auf unsere Worte achten sollten... oder umgekehrt nicht lesen sollten, was nicht da steht (Sender - Empfänger - Prinzip).
Apropos Worte, gesprochen wird nicht, der Inhalt wird über Nachrichten vermittelt, die sich die beiden schicken. Das alles zu lesen ist aber nie anstrengend. Als stummes Spiel eignet sich A Fold Apart gut dazu, dass man es in irgendeiner Form zu zweit spielt, während vielleicht zusammen darüber sinniert wird (sei es unter Freunden, in der Familie oder als Paar). Oder man macht ein Let's Play draus und kann ungehemmt reden ;-)
Man hat bei den Nachrichten ab und zu mal Auswahlmöglichkeiten. Es gibt aber keine gute oder schlechte Antwort und es beeinflusst den Spielverlauf nicht, es dient nur dem Gefühl der besseren Immersion (weil man beim Dialog mitentscheidet).
Der ganze Stil und auch der Inhalt könnte für manche Leute zu kitschig sein (obwohl über weite Teile eher die schwere Thematik vorherrscht), die sollten es sich vielleicht überlegen. Wer sich nicht gut auf Gefühle einlassen kann, müsste es lieber bleiben lassen. Ich lasse sie gerne mal frei und meist gelingt das (in meinem Fall) Filmen und Serien besser als Spielen - aber hier ist mein kleines Herz voll aufgegangen.
Das Ende ist natürlich (milder Spoiler)[spoiler]versöhnlich[/spoiler] und die Bonusepisode ist nochmal ein Cuteness Overload - nichts für Kitschallergiker ^^
Mehr kann und muss ich dazu gar nicht sagen; der Titel hat mich einfach positiv überrascht. Fazit:
[h1]Gefühlvolles Erlebnis, nach dem man den "Kampf" um eine funktionierende Beziehung wieder wertschätzt[/h1]
P.S. der Preis ist vielleicht etwas zu hoch - ein Zehner tut's auch.
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