Spielzeit:
608 Minuten
Das Spiel ist auf seltsame Weise witzig, also gut.
Das Spiel des gleichen Entwicklers, der ein Jahr später Euro Truck Simulator herausgebracht hat, ist entsprechend ähnlich. Eine Simulation, die sich auf das Befahren bestimmter Routen mit Bussen beschränkt.
In den genau 6x6, also 36 Leveln soll man jeweils eine Route abfahren, an den angegeben Haltestellen die Leute raus- und reinlassen, den Fahrplan auf die Sekunde einhalten, dennoch vielerlei Verkehrsvorschriften einhalten, keinen Unfall, verschuldet oder nicht, verursachen, und ja nicht zu stark bremsen, weil das die Passagiere in Panik versetzt.
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Dabei ist es äußerst interessant, dass manch minimalste Verkehrsregelverstöße geahndet werden, so der Spurwechsel ohne Blinker, andere aber völlig ungeahndet bleiben, so das Fahren auf dem Standstreifen. Die Straßen sind oft amerikanisch breit; 2x4 Spuren sind keine Seltenheit, aber jede Spur ist so verdammt schmal, dass es wirklich Übung verlangt und teils dennoch schwer ist (besonders in den Kurven), ja nicht die Spur zu verlassen.
Die Ampeln, oh weh, nicht nur, dass die Amis, wo das Spiel zu spielen scheint, ihre Ampeln auf der gegenübeliegenden Seite der Kreuzung anbringen, sie scheinen auch Strom zu sparen, denn ihre Leuchtkraft ist nicht heller als die eines farbigen Punktes auf einem Werbeplakat. Seltsamerweise sieht man diese Funzeln bei schlechtem Wetter viel besser. Vielleicht geben sie da etwas mehr "Gas". Dann haben sie auch eine minimalistische Gelbphase.
Da der enge Zeitplan unnötige Wartzeiten an einer Ampel kaum vorsieht, hat man zwei Möglichkeiten, eine Ampel anzugehen. Entweder mit Vollgas darauf zubrettern in der Hoffnung, dass es Grün bleibt (oder die Strafe für eine rote Ampel in der Geamtbilanz noch verkraften zu können), oder bremsbereit darauf zuschleichen, der Strafe so zu entgehen, dafür aber Strafe wegen Nichteinhaltung des Zeitplanes zu riskieren.
Die dritte Möglichkeit, die Strecken so oft auszuprobieren, bis man sie, die Ampelschaltungen und alles andere auswendig kann, habe ich verworfen. So spannend finde ich es dann doch nicht. Zumal ich meist ja meinen goldenen Stern verdient habe, der mir die weiteren Level freischaltet.
Es gibt keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, außer der, dass unser Bus höchstens 50 mph (miles per hour) schafft. Es gibt eh' überhaupt keine Verkehrsschilder (nur die Hinweistafeln auf den Autobahnen), man wird also auch nicht vor schwierigen Stellen oder Ampeln gewarnt. So kann es sein dass man nach 2 km Highway plötzlich vor einer Ampel landet.
Und die Mitstraßenbenutzer. Überwiegend vernünftige Leute, die aber auch mal völlig unmotiviert bremsen. Die Bremsen ihrer PS-starken Vehikel sind eh' beeindruckend, denn sie können bei einer roten Ampel binnen Sekundenbruchteilen zum Stillstand kommen. Abstand halten ist ein guter Tipp. Schwierig aber, wenn man sich für die Taktik des bretterns entschieden hat, die Ampel rot wird und der vor dir eine harte Bremsung einlegt. Ebenso ziehen sie an dir vorbei, wenn es grün wird, wenn man Pech har, biegen sie dann noch vor deiner Nase rechts ab und schneiden dich dabei.
Das Spiel ist also, wenn man es so sehen mag, auf amüsante Weise eine Mischung aus erbsenzählender Pedanterie und Wilder Westen. Es ist kein realistischer Bussimulator, weil vernünftigerweise ein Fahrplan so getaktet ist, dass ein Busfahrer nicht Mad Max sein muss, um pünktlich zu sein. Man kann aber schon versuchen, sich an die Vorgaben zu halten und so seinen Punkterekord, der am Ende in einer Bestenliste festgehalten wird, zu verbessern. Oder man nimmt alles als groß Gaudi, schneidet die Kurven, beachtet Ampeln nicht die Bohne, fährt weiter, egal ob der Fahrplan sagt, dass man noch 23 Sekunden warten muss und erfreut sich an dem Geschrei der Passagiere, wenn man schon wieder eine Straßenlampe umgenietet hat.
Ich habe es mit Humor genommen und habe den Fahrstil mal so mal so ausgerichtet und mich über jeden Strafzettel eher amüsiert.
Es gibt auch ruhigere Strecken, wo man kilometerlang nur auf dem Highway fährt. Da kann man den Fahrplan gewiss einhalten. Eine kleine Abwechslung sind 2 oder 3 Fahrten, wo man, von einem Polizeihubschrauber eskortiert tatsächlich mal durch die Stadt brettern darf. Da ist es allerdings tatsächlich etwas schwerer, den goldenen Stern zu erhalten.
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Das Gesamtstreckensystem des Spieles ist erstaunlich umfangreich. Auch wenn man eigene Wege geht, kommt man nicht sofort an die Grenzen des Straßennetzes. Das Wetter ist in jedem Level vorgegeben und Streckenabschnitt vorgegeben. Es sind wohl auch immer dieselben Autos, die am Straßenrand liegengeblieben sind, womöglich ist auch genau vorgegeben, wann welche Autos wo fahren. Ich glaube sogar, dass die Ampeln meist so sind, dass sie absichtlich auf rot schalten, wenn man ankommt.
Die Grafik des Spieles ist natürlich schon älter, die Umgebung ist einigermaßen abwechslungsreich, aber detailarm. Animationen gibt es kaum, die Autos rückeln auch schon mal um die Kurve und die Passagiere poppen in deinen Bus. Um zu wissen, wann man losfahren darf muss man besser auf die Uhr schauen oder, wenn man spät dran ist, auf so Klingelzeichen, die das Ein- und Aussteigen begleiten.
Übrigens: egal wie schräg man sich in die Bushaltestelle gestellt hat, auf magische Weise steht der Bus dann richtig, sobald man die Türen geöffnet hat.
Es gibt zwei Kameraansichten: Die Sicht des Fahrers (man sieht kein Lenkrad u.ä., man schaut direkt durch die Frontscheibe) und eine Sicht von Hinten auf des Bus. Bei letzter sah ich aber nie richtig, wo ich hingefahren bin. Ich habe schnell nur noch die Fahrersicht benutzt.
Der Sound ist eigentlich ganz gut, das Motorengeräusch und die Bremsen. Aber sonst ist nicht viel los. Nür die Musik im Menü. Die ist ja sowas von, als ob man hier DAS Spiel des Jahrhunderts startet (zu laut im Vergleich zu den späteren Busgerüschen ist sie auch noch).
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Die Steuerung mit Controller funktioniert (im Gegensatz zu dem ETS 1, 1 Jahr später). Man kann alle wichtigen Funktionen auf den Controller legen. Man kann sogar Spiel definieren (also ein Prozentwert an minimaler Abweichung beim Analogstick, der ignoriert wird). Wichtigstes Manko ist vielleicht, dass, sobald man dieses Spiel verläßt bei der Steuerung die Wirkung ziemlich heftig sein kann, so dass man doch manchmal mit dem Bus zumlich rumeiert oder allzuoft zu heftig für die empfindlichen Passagiere bremst. Da wäre Verbesserung oder Optionen wünschenswert.
Ich hatte keine Probleme, das Spiel unter Windows 10 zu spielen.
Pro & Contra:
+ Bus- und Busstreckensimulation
+ Kann auch als amüsanter Heidenspaß gespielt werden
+ Relativ gutes Fahrgefühl
+ Viele Strecken
o Die Fahrpläne sind so knapp kalkuliert, dass man es kaum ohne Fehler schafft
(insofern nicht realisitsch sondern eher als Herausforderung)
o Die Steuerung ist manchmal sehr empfindlich
o Die Erbsenzählerei (z.B. Spurwechsel) hat etwas lächerliches
- Die Ampeln leuchten tagsüber nicht richtig
- Kaum (?) zufällige Ereignisse
- Das harte Bremsen der Verkehrmitteilnehmer vor den Ampeln
Wertung: 7/10
Würde ich das Spiel ernst nehmen und mich bemühen, ja jedweden Fahrfehler und jedewede Unpünktlichkeit zu vermeiden, es wäre schier unerträglich für mich. So hatte ein einmaliges Durchspielen doch viel Spaß gemacht. Besonders wenn man mal über alle roten Ampeln brettert und die Kurven schneidet, kommt Stimmung auf.
Für alle, die entweder leibend gerne sich an genaue Vorschriften halten, oder alle, die mal die Sau rauslassen wollen zu empfehlen, wenn es im Angebot ist.
👍 : 12 |
😃 : 3